KIDS OF ADELAIDE

In ihren Adern fließt zwar nicht dasselbe Blut, doch Severin Specht und Benjamin Nolle sind Brüder im Geiste.

Das ist ziemlich praktisch, denn die beiden Stuttgarter verbringen verdammt viel Zeit miteinander. Mit ihrer Band Kids of Adelaide spielen sie sich seit fünf Jahren durch die Clubs und Fußgängerzonen der Republik. Aber nicht nur auf der Bühne sind sie ein gutes Team. Wie sich das für eine echte Bromance gehört, wohnen die beiden Musiker auch zusammen. So wurde das Haus von Bennis Oma kurzerhand zu einer Musikerkommune umfunktioniert, in der die Kids of Adelaide-Jungs gemeinsam an Texten und neuen Sounds arbeiten. Dass ihre Band Kids of Adeleide für Benjamin und Severin wirklich alles ist, merkt man ziemlich schnell. Aus jedem einzelnen Wort klingt die Liebe zur Musik.

Da kommt unser Stift manchmal gar nicht hinterher, wenn sich die beiden beim Thema Mucke erstmal in einen Rausch geredet haben. In Ihrer gemeinsamen Karriere haben Kids of Adelaide eben schon verdammt viel erlebt und dementsprechend viel zu erzählen. Nach Bandgründung 2010 testeten Benjamin und Severin ihre ersten gemeinsamen Songs auf hartem Pflaster. Als Straßenmusiker überzeugten sie das Publikum und merkten, dass sie mit ihrer akustischen Gitarrenmusik auf genau dem richtigen Weg sind. In den letzten fünf Jahren durften Kids of Adelaide als Support von Künstlern wie Marc Owen, Mrs. Green Bird und Jamie Cullum auf der Bühne stehen. Nicht schlecht!

Nach drei erfolgreichen Alben und ihrer ersten eigenen “Take a Walk on the Child Side”-Tour quer durch die Republik, haben sich Kids of Adelaide wieder ins Studiio verkrochen, um an ihrem neuesten Album zu arbeiten. “Adelaide” ist für Severin und Benjamin übrigens ein Synonym für ein weit entferntes Ziel, dass man, wenn man nur lange genug unterwegs ist, irgendwann erreichen wird. Wir sind uns sicher, dass es für die beiden bis zum Ziel einer großen Musikkarriere kein all zu langer Weg mehr ist.

Kinds of Adelaide gibt es seit mittlerweile fünf Jahren, wie seid ihr eigentlich zur Musik gekommen?

Benni: Ich bin damit aufgewachsen, da meine Eltern selbst viel Musik gemacht haben. Bei uns zuhause liefen ständig Boy Dylan und Eric Clapton. Schon als Kind habe ich Klavier und Gitarre gespielt. Ich wollte einfach schon immer Musik machen.

Severin: Bei mir hat es etwas länger gedauert. Ich habe erst mit 16 angefahren Gitarre zu spielen. Mein Vater hat es mir beigebracht. Zunächst war ich dann Akustikgitarrist in Bennis früherer Band.

Wie kam es, dass ihr euch entschieden habt, akustikmusik zu machen?

Das hatte anfangs ganz einfach pragmatische Gründe. Also nicht wegen eines Akustikhypes oder so. Mit zwei Gitarren kann man einfach überall Musik machen und ist nicht auf Technik angewiesen. Im Sommer kann man einfach raus auf die Straße und musizieren. Es ist ein Sound, den wir lieben.

Was sind eure musikalischen Einflüsse?

Severin: Ich bin der Meinung, dass die Künstler in den Sechzigern einfach mehr drauf hatten als heute. Daher ist unsere Musik stark durch Musikacts wie Boy Dylan geprägt. Ein fünfminütiges Gitarrensolo wird doch heutzutage gar nicht mehr gewürdigt, weil es nicht radiotauglich ist und die Leute schnell gelangweilt sind. Ansonsten finde ich Keith Richards richtig gut und interessant. Bon Iver ist auch sehr inspirierend.

Ihr wart in Holland mit dem VW-Bus auf Straßenmusiktour. Wie kam es dazu?

Ursprünglich war Frankreich geplant. Es wurde uns aber abgeraten, weil die Franzosen sehr skeptisch sind, wenn sie englischsprachige, neue Musik hören. Wir waren mit Freunden dann zwei Wochen in ganz Holland unterwegs und haben auf der Straße gespielt. Unplugged. Nur mit Gitarre und Stimme. Wir haben uns das Geld von Tag zu Tag erspielt. Von der Hand in den Mund also. Das war wirklich eine tolle und wichtige Erfahrung. Danach wussten wir, dass wir damit unser tägliches Brot verdienen wollen.

Geht man sich denn nicht irgendwann mal auf die Nerven, wenn man die ganze Zeit so aufeinander hängt?

Seit fünf Jahren funktioniert das einwandfrei. Natürlich ist man nicht immer einer Meinung, aber wir sagen uns das dann auch direkt. Wenn wir beim Fußball gegeneinander spielen, lassen wir schon mal unseren Frust raus. Da sind wir dann Gegner.

Ihr seid es gewohnt auf der Straße vor Publikum zu spielen. Mögt ihr das lieber als riesige Hallen?

Bisher waren wir noch nicht als Headliner auf Tour, sondern meistens als Support von großen Bands. Aber bei kleineren Gigs vor 50 bis 100 Leuten weißt du, dass die Leute nur wegen dir und deiner Musik da sind. Es ist genial, wenn es im Club schön eng und voll ist und die Leute zu deiner Musik abgehen.

Seid ihr privat auch große Konzertgänger?

Definitiv! Das ist uns extrem wichtig. Man lernt nämlich nie aus. Unser letztes Konzert war Balthazar und wir waren mega geflasht.

Könntet ihr euch vorstellen, für die Karriere Stuttgart zu verlassen?

Wir fühlen uns in Stutgart ziemlich wohl. Beziehungsweise in unserem Heimatort Plieningen, wo wir auch noch beim örtlichen Fußballverein KV Plieningen in der 3. Kreisliga spielen. Wir könnten uns also eher nicht vorstellen nach Berlin oder so zu ziehen um dort durchzustarten. Es gibt keinen Grund dafür. Man kann doch auch hier sein eigenes Ding aufbauen. Hier ist man viel unabhängiger und weniger beeinflusst. Zum Kreativsein braucht man Ruhe. Man muss Sachen zu Ende denken. Das können wir hier sehr gut. Hier gibt es viel Natur und eine hohe Bardichte.

Was sind eure Geheimtipps in Stuttgart?

Zum Shopping auf jeden Fall Blutsgeschwister. Da finde ich immer geile Jeans. Das Café Kottan, in dem wir selber schon gespielt haben, ist super und auch das Café Galao rockt. Ansonsten trinken wir gerne mal ein Bierchen im Ackermann oder gehen zu Konzerten ins Merlin. Außerdem sind wir Fan von unseren Muiskerkollegen The Jerks. Die sind einfach scheißecool.

Was würdet ihr jungen Musikern raten?

Geht mit eurer Musik auf die Straße. Unter die Leute. Das Gute ist: Man braucht keine Technik. Auf der Straße kannst du immer spielen und hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Nur so weiß man, ob und wie man ankommt. Das Publikum auf der Straße ist vielleicht gnadenlos aber dafür ehrlich. Außerdem wichtig: Man muss immer dazu lernen. B. B. King hat glauben wir mal gesagt, dass man nie aufhören darf zu lernen. Man lernt nie aus! Gerade in einem kreativen Beruf ist das mega wichtig.

Was steht bei euch in 2015 an?

Am 07.03. erst mal ein Konzert in der S*COBAR in Esslingen. Am 21.03. in Ulm im Roxy und am 16.04. sind wir bei ZERMATT UNPLUGGED am Start. Ansonsten steht eine deutschlandweite Städte-Tour an und unser neues Album erscheint Ende des Jahres.

Was ist bei dem neuen Album anders als beim aktuellen?

Es geht ein bisschen mehr nach vorne, bisschen mehr Rock`n`Roll. Wir haben auf dem aktuellen Album auch ein paar schnellere Nummern dabei, die vor allem live richtig schön abgehen. Stilgebend ist für uns abner nicht nur unser Album, sondern wie wir live aufgestellt sind!

Was sind eure Ziele für die nächsten Jahre?

Severin: Ich würde wahnsinnig gerne irgendwann mal auf dem Glastonbury Festival in England spielen. Da kommt nicht viel gegen an. Ansonsten möchten wir weiterhin Musik mit Anspruch machen und natürlich auch irgendwann internationalen Standard erreichen, wie auch immer man diesen definiert. Es kommt aber nicht darauf an, wie groß man ist. Wir haben ein Grundvertrauen, dass alles irgendwie läuft um am Ende gut wird!

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