Wisst ihr, wie viele Tonnen Lebensmittel jeden Tag allein in Stuttgart im Abfall landen, obwohl sie noch locker gegessen werden können? 80.000 Tonnen. ACHTZIG TAUSEND TONNEN! Diese Menge entspricht dem Gewicht von 18 Stuttgarter Fernsehtürmen und lässt nicht nur unser Schwabenherz bluten, sondern belastet auch die Umwelt.
Seit dem 8.11.2024 rückt die Stadt Stuttgart im Rahmen der #2teliebe-Kampagne das Thema Wertschätzung für Lebensmittel ins Licht der Öffentlichkeit: Unter dem Motto „Iss, was noch gut ist. Gemeinsam gegen Food Waste“ sensibilisieren Plakate und digitale Anzeigen dafür, noch essbaren Lebensmitteln eine zweite Chance zu geben.
Teil der Sensibilisierungskampagne sind praktische Lösungsideen, wie noch genießbare Lebensmittel weiterverarbeitet oder geteilt werden können. Es ist an der Zeit, Lebensmittel wieder wertzuschätzen. Deutschland hat sich deswegen zum Ziel gesetzt, bis 2030 Lebensmittelabfälle zu halbieren. Das wären für Stuttgart immer noch vierzigtausend Tonnen, aber es ist ein Anfang. Und diesen Anfang, den müssen wir bei uns selbst machen – vor der eigenen Haustüre kehren, das können wir ja eh besonders gut.
Ist das Mindesthaltbarkeitsdatum vom Joghurt abgelaufen? Nicht gleich in die Tonne schmeißen, denn das ist sowieso nur eine Empfehlung des Herstellers und heißt nicht, dass der Joghurt schlecht ist. Deswegen: Erstmal den Deckel aufmachen. Sieht gut aus? Dann den Riechtest. Riecht halt nach Joghurt? Dann kommt der Geschmackstest. Einfach nur ein bisschen probieren. Schmeckt gut? Herzlichen Glückwunsch, ihr habt ein Lebensmittel vor dem Müll bewahrt. Der Apfel ist nicht mehr knackig? Daraus lässt sich super ein Apfelkuchen backen. Damit rettet ihr nicht nur den Apfel, sondern macht sogar eure Familie oder Kolleg*innen happy, die ein Stück abbekommen.
Der einfachste Tipp, Lebensmittelverschwendung zu umgehen, ist aber: bedacht und nicht zu viel einkaufen! Deine Lebensmittel werden trotzdem irgendwie immer schnell schlecht? Dann probier’s mal hiermit:
RICHTIG LAGERN
Nicht alle Lebensmittel können gleich gelagert werden. Sind sie falsch gelagert, verlieren sie schnell an Geschmack oder verderben.
Brot und Backwaren: Die sollten vor dem Austrocknen geschützt sein und brauchen deswegen einen Brotkasten oder einen Tontopf mit Deckel. Alte Brotkrümel im Brotkasten fördern übrigens Schimmelbildung. Deswegen immer schön sauber halten.
Milchprodukte: Generell gilt: Gut verschlossen, in der Mitte des Kühlschranks lagern, wo die optimale Temperatur für Käse herrscht. Käse mag es luftig und nicht zu kalt. Um den Käse vor Gerüchen fernzuhalten, solltet ihr ihn zum Beispiel in Butterbrotpapier verpacken. Käse am Stück kann sogar bis zu drei Wochen im Kühlschrank aufbewahrt werden, Käsescheiben oder Frischkäse solltet ihr aber innerhalb einer Woche essen. Geöffnete Milch sollte innerhalb von zwei bis maximal vier Tagen aufgebraucht werden.
Nudeln und Spätzle: Frische Teigwaren wie Nudeln, Spätzle und Gnocchi sind sehr keimanfällig und sind im Kühlschrank bis zu vier Tagen haltbar. Getrocknete Nudeln sind sogar noch weit über das empfohlene Mindesthaltbarkeitsdatum haltbar. Hier aber Vorsicht vor Lebensmittelmotten, deswegen gut verschlossen lagern.
Fleisch, Wurst und Fisch: Fleisch und Fisch sind leicht verderbliche Lebensmittel und müssen nach dem Einkauf direkt in den Kühlschrank. Dort bleiben sie im untersten Fach am längsten frisch. Schnittwurst lagert ihr am besten auf der mittleren Ebene des Kühlschranks.
Obst und Gemüse: Die meisten Gemüsesorten können im Gemüsefach des Kühlschranks gelagert werden. Manche Gemüsesorten wie Auberginen, Kartoffeln, Paprika, Tomate und Zucchini können auch bei kühler Zimmertemperatur gelagert werden. Obst ist da bisschen komplizierter. Heimische Obstsorten wie Heidelbeeren, Kirschen und Zwetschgen sollten kühl gelagert werden, exotische Obstsorten wie Mango und Banane sollten dagegen nicht in den Kühlschrank. Tomaten, Äpfel, Aprikosen und Pflaumen lagert ihr am besten getrennt voneinander, weil die den Reifeprozess anderer Obstsorten beschleunigen.
Brot- und Backwaren vor dem Austrocknen schützen
EINFRIEREN, EINKOCHEN, EINLEGEN
Ist euer Einkauf dann doch mal etwas eskaliert, können Lebensmittel auch gut eingefroren, eingekocht oder eingelegt werden. Je frischer die Produkte beim Einfrieren sind, desto länger halten sie sich. Gekochte Reste können zwischen drei bis sechs Monaten luftdicht verpackt im Tiefkühlfach gelagert werden. Der Mythos, dass Aufgetautes nicht erneut eingefroren werden kann, ist übrigens falsch. Solang es kein Fleisch ist, könnt ihr es easy nochmal in die Tiefkühltruhe packen. Aber ihr solltet alles langsam und hygienisch auftauen lassen und Reste schnell zurück ins Gefrierfach legen.
Mehr Infos zum richtigen Einfrieren und wie ihr Lebensmittel einkocht, einlegt und fermentiert findet ihr hier: https://www.zugutfuerdietonne.de/tipps-fuer-zu-hause/haltbar-machen
RESTE-REZEPTE
Nach all den Tipps bleiben immer noch Reste übrig? Mit der “Zu gut für die Tonne!”-App könnt ihr mit einfachen Reste-Rezepten eure Lebensmittel retten. Hier könnt ihr eure Ernährungsvorlieben festlegen, bis zu drei Reste-Zutaten in die Suche eingeben und schon werden euch einfache Rezepte angezeigt.
Hier die App im App-Store runterladen
Hier die App im Play-Store runterladen
In Stuttgart könnt ihr auch Lebensmittel, die noch gut sind, abgeben und mit anderen teilen. Zum Beispiel wenn der Apfelbaum im Garten mehr Äpfel abgegeben hat als ihr essen könnt, oder ihr morgen in den Urlaub fahrt und der Kühlschrank noch voll ist. Dafür gibt es mehrere Fairteiler, wo ihr die die Lebensmittel spenden könnt. Dort findet ihr übrigens auch immer leckere Sachen für den eigenen Verbrauch.
Gebt Lebensmitteln also eine zweite Chance. Das ist die kleine Version von „die Welt retten“ und fühlt sich mindestens genauso gut an!