Die Stimme für Stuttgarts Subkultur…
Es ist kein Geheimnis: Seit Jahren werden die Subkulturen ganzer Stadtlandflussgebiete in Stuttgart weggefegt. Wo heute noch getanzt wird, könnte morgen bereits eine Baustelle sein. Die Club- und Kulturszene hat es in Stuttgart nicht leicht. Schließungszeiten, Clubsterben, fehlende Open-Air-Flächen oder die Sicherheit im Nachtleben sind Probleme, für die das Club Kollektiv Stuttgart e.V. gerne Lösungen finden würde. Allen voran Rainer Guist (40), Tobias Rückle (28), Juliane Blanck (29) und Colyn Heinze (23), die uns im GTS-Headquarter besucht haben. Sie geben Stuttgarts Club-Kultur eine Stimme – und haben dafür sogar ein Positionspapier entworfen.
HEUTE NOCH GETANZT – MORGEN EINE BAUSTELLE
Subkultur scheint out, Mainstream in – zumindest wenn man sich im Kessel umschaut. Ein Beispiel: Frida’s Pier sollte im Juli dieses Jahres eröffnen (wir berichteten in der Sommerausgabe). 26 Behörden und Ämter hatten bereits für den Betrieb zugestimmt, die Genehmigung war so gut wie sicher. Und dann das: Ein neues bürokratisches Problem kam auf, die Eröffnung wurde weiter verzögert. Für die Buslinie X1 gibt man Millionen aus, doch für ebenfalls wertvolle Projekte wie das Foodsharing-Café Raupe Immersatt oder den Neckarkäpt‘n, der mit einer langjährigen Baustelle zu kämpfen hat und Laufkundschaft verliert, fehlt der Support. Man möchte bis 2030 eine autofreie Stadt sein – aber nachhaltige Alternativen wie der Clever-Shuttle-Fahrdienst mit Wasserstofffahrzeugen mussten aus Stuttgart abziehen. Manchmal fragen wir uns:
“Muss das wirklich sein, Stadt Stuttgart? “
Ist es nicht gerade das bunte Nachtleben, nachhaltige Projekte, die kreative Kultur-Szene, ganz einfach visionäre Köpfe, die das Nacht- und Tagleben einer Stadt besonders und vor allem für junge Leute attraktiv machen? Während viele deutsche Städte beispielsweise ihr Nachtleben stolz nach außen präsentieren, wird es hier eher nachlässig behandelt. Zusammengefasst gehören zum Nachtleben übrigens drei Perspektiven: Die Nachtkultur, die Nachtökonomie und die Nachtsicherheit. Das Club Kollektiv spricht genau diese Themen an.
ZWISCHEN POLITIK UND CLUB-KULTUR
Weil das nicht so bleiben darf, gibt es das Club Kollektiv: ein Verband von Clubs und Veranstaltern aus Stadt und Region. Mit ihrem Interessenverband möchten sie als Kommunikator zwischen Politik und der Club-Kultur auftreten; mit ihrem Papier ihre Position dazu klarmachen und gleichzeitig den Dialog fördern. Themen, die ihnen wichtig sind und für die sie sich einsetzen, sind z.B. die Sperrzeitpolitik, die sie gerne transparenter gestalten würden, um Konflikte zu vermeiden und gemeinsam Lösungen zu finden. Genauso setzen sie sich für den Wandel der politischen Perspektive auf das Nachtleben ein und wollen klar machen, wie enorm wichtig das Nachtleben für die Attraktivität einer Stadt ist – nicht nur für junge Leute und Kreative, sondern auch als Kulturgut und Faktor des Standortmarketings im Allgemeinen. Somit erfüllt es auch einen wirtschaftlichen Zweck. Weitere Punkte auf ihrer Agenda sind ausgewiesene Open-Air-Flächen für mehr Vielfalt und Freiraum für die Bedürfnisse der Kulturschaffenden, die Unterstützung eines belebten Neckarufers mit vielfältigen und attraktiven Nutzungsangeboten (Stichwort: Stadt am Fluss), zu denen beispielsweise die Neckarwelle, Frida’s Pier und das Kulturschiff gehören, sowie der Ausbau des Nachtverkehrs und mehr Sicherheit im Nachtleben.
EIN BÜRGERMEISTER FÜR DAS NACHTLEBEN
Das Club Kollektiv wünscht sich vor allem, dass die Stadt ihre geschilderten Themen in einer großen Vision für das Stuttgarter Nachtleben zusammenfasst. Denn ohne Vision, keine Innovation – und keine Subkultur. Helfen könnte dabei ein sogenannter „Nachtbürgermeister“ (auch wenn sie den Titel nicht empfehlen, da er überhöhte Ansprüche suggerieren kann), der als koordinierende Schnittstelle zwischen Stadtverwaltung, Bars, Clubs und anderen Akteuren agiert und gleichzeitig oben genannte Ziele verfolgt. Zu den Aufgaben gehören hierbei z.B. die Repräsentanz, Problemanalyse und das Entwickeln von Lösungen.
“Was sagt ihr dazu? Möchtet ihr nicht auch gerne auf kostenlosen Festivals, wie z.B. dem „Durch die Nacht“-Festival im letzten Jahr, tanzen? “
Wir (das GTS-Team ) schon! Dafür brauchen wir aber wieder freie Open-Air-Flächen. Und generell: Was wäre ein Leben ohne Abendprogramm? Wir finden: Die Subkultur macht eine Stadt erst aus und darf nicht verloren gehen! Gerade die Förderung und Unterstützung junger, kreativer und aufstrebender Künstler, die Belebung der alternativen Szene und die Erweiterung des städtischen Nutzungsraumes für subkulturelle und kreative Ereignisse sind wichtige Themen, die unterstützt werden sollten. Reden, gestalten, fördern – macht gerne mit und teilt die Message: Stuttgart braucht mehr Subkultur!
“You can find me in the Club…”