DAS ÜBLICHE

” ‘Nen Kurzen, bitte!”

Wenn man irgendwann am Samstagabend in einer der Bars im Städtle steht, hat man die Qual der Wahl, was die Kehle hinunterlaufen soll. Von brennendem Gefühl bis zu kühlendem Pfefferminz ist das Angebot zwar groß, aber trotzdem können hochprozentige Innovationen nicht schaden. Das dachte sich auch Lucas Ryll und gründete DAS ÜBLICHE, nach eigenen Worten bald der geilste Shot im Kessel (Im Moment gibt es den Melonenschnaps bereits in der Mono Bar am Wilhelmsplatz und im Wein-Moment an der Hauptstätter Straße).

Parallel zur Anmeldung seiner Bachelorarbeit arbeitete Lucas eine Marktstudie aus und präsentierte diese dem Wein- und Spirituosenhandel Alex Wein & Spirituosen. Gute Idee, denn das Feedback war positiv, sodass er einen Händlervertrag ausarbeiten und den Onlineshop an den Start bringen konnte. Drei Monate lang fuhr Lucas jedes Wochenende mit zehn eisgekühlten Flaschen Melonenschnaps pro Stadt im Gepäck mit dem Auto seines Bruders los, um die Gegend vom Hochprozentigen zu begeistern.

Aber das war noch lange nicht alles, denn innerhalb des letzten Jahres entwickelte Lucas seine eigene Marke DAS ÜBLICHE, mit der er nun von Stuttgart aus neu angreifen möchte. Wir haben Lucas auf den einen oder anderen Melonenschnaps getroffen, um mehr über ihn und sein Business zu erfahren.

Woher kommst du ursprünglich? Seit wann bist du in Stuttgart?

Ursprünglich komme ich aus Beilstein, einer gemütlichen kleinen Stadt ca. 40 Kilometer entfernt von Stuttgart. Mit 17 Jahren ging es für mich dann nach Heidelberg, ich würde mich also als Baden-Württemberger bezeichnen.

Seit Anfang des Jahres bin ich nun im Kessel zu Hause. Eigentlich wollte ich im Frühling herziehen, aber ich dachte mir aufgrund der hohen Mieten, könnte es nicht schaden, schon im Dezember mit der Suche anzufangen. Eine Anzeige, eine WhatsApp-Nachricht, eine Wohnungsbesichtigung mit Bier und Melonenschnaps und schon war die Sache geritzt.

Generell bin ich jemand, der die Chance ergreift, wenn sie sich bietet. So sind keine fünf Wochen zwischen dem Entschluss für Melonenschnaps in den Kessel zu ziehen und der Ankunft im neuen Zuhause vergangen.

Was verbindet dich mit Stuttgart?

Einerseits sind da eine Menge Kindheitserinnerungen wie zum Beispiel Ausflüge in die Wilhelma, auf den Killesberg oder ins Stadion, als Jogi noch Trainer war. Aber auch einige gute Freunde aus der alten Heimat Beilstein leben hier und so war ich die letzten Jahre immer mindestens einmal im Jahr zu Besuch. An das Schwäbeln musste ich mich aber trotzdem erst wieder gewöhnen.

Wie kamst du überhaupt auf die Idee, Schnaps zu brennen?

Ehrlich gesagt habe ich vom Brennen genauso viel Ahnung wie die meisten, also fast gar keine. Für mich kommt es darauf an, aus den mir zur Verfügung stehenden Mitteln das bestmögliche Angebot zu kreieren. Dabei waren zwei Entscheidungen besonders wichtig. Das war einmal der Umzug nach Heidelberg, denn dort haben mir Freunde in der Destille den “berühmten” Melonenschnaps gezeigt. Im ersten Moment dachte ich: „Auf keinen Fall – hört sich ekelhaft an!“ Aber ich war schon beim ersten Schluck überzeugt und so sind wir in den nächsten zwei Jahren immer wieder für den Melonenschnaps in die Destille zurückgekommen.

Während des Bachelors an der Goethe Uni in Frankfurt habe ich viele Freunde in anderen Städten besucht und dabei festgestellt, dass man den Melonenschnaps einfach irgendwann vermisst, wenn man im Nachtleben unterwegs ist. Irgendwann hatte ich den Heidelberger Melonenschnaps immer als Gastgeschenk mit im Gepäck.

Zwei Jahre nach meinem Auslandssemester in Slowenien hatten wir in Barcelona eine Reunion von circa 40 Leuten, denen ich natürlich auch gleich den Melonenschnaps präsentiert habe. Alle waren begeistert! Die Folge: Schlaflose Nächte, in denen ich immer wieder überlegt habe, wie es nach dem Bachelor weitergeht. Nach ein paar Wochen habe ich dann eine Nachricht an meine Eltern geschrieben: „Liebe Mama, lieber Papa, sobald ich mit dem Studium fertig bin, vertreibe ich Melonenschnaps!“

Im Oktober 2015 habe ich zusätzlich ein Masterstudium angefangen – den Schnaps habe ich dann nachts verpackt. Im zweiten Semester wurden plötzlich die Gebühren für das MBA-Programm ordentlich angehoben und außerdem musste ich feststellen, dass man als Händler nicht die volle Entscheidungsfreiheit hat. Im Mai 2016 habe ich zeitgleich zum ersten Mal hier im Kessel die Monobar beliefert und schließlich den Entschluss gefasst, mich erstmal komplett auf die Selbstständigkeit zu konzentrieren.

Wolltest du dich schon immer selbstständig machen?

Schon immer ist der falsche Ausdruck, denn vermutlich jeder wollte schon mal Baggerfahrer oder Astronaut werden. Aber ich vermute, irgendwie hat es schon immer in mir geschlummert. Nach dem Abi hatte ich keine konkrete Idee, wo die Reise hingeht. Deswegen habe ich mich erstmal für das Studium der Wirtschaftswissenschaften entschieden. Seit dieser Zeit habe ich aber immer weiter an eigenen Ideen gearbeitet. Dazu hatte ich seit meiner Kindheit immer sehr inspirierende Vorbilder. Durch Dexter (meinen ehemaligen Babysitter) bin gleich am Anfang meiner Marktstudie mit Melonenschnaps im Kupfi gelandet. Melonenschnaps ist dort zum Shot der Wahl avanciert. Es benötigt auch immer ein bisschen Glück. Ein anderer ehemaliger Nachbar hat in Texas eine Dönerkette gegründet (Vertskebap, heute: Verts Mediterranean Grill) und nachdem ich dort während eines Praktikums sechs Monate lang Startup-Luft schnuppern durfte, wusste ich: That´s it!

Kurz, alle meine früheren Vorbilder sind ihrer Passion gefolgt und das wollte ich auch unbedingt ausprobieren.

Wie bist du auf den Namen DAS ÜBLICHE gekommen?

Erstmal habe ich viel Zeit und ja, leider auch etwas hart verdientes Geld investiert. Nachdem sich dann aus unterschiedlichsten Gründen der Launch der neuen Marke immer wieder verzögert hat, war ich kurz davor zu sagen: Das war´s! Im Juni hätte ich also fast beschlossen, mein Projekt zu beenden. Bezüglich einer anderen Idee habe ich mich mit zwei Heidelbergern zusammengesetzt, die aber der Meinung waren, dass es auf jeden Fall mit dem Melonenschnaps weitergehen muss. Jetzt habe ich Felix und Christoph mit an Bord und nach unserem ersten Meeting hat Felix einfach seine Freundin gefragt, wie sie denn einen Schnaps benennen würde. Manchmal kann es so einfach sein! Nachdem wir ein paar Nächte darüber geschlafen haben, haben wir den bisherigen Namen verworfen und uns für DAS ÜBLICHE entschieden.

Was sind die nächsten Ziele? Wo siehst du dein Start-Up in 5 Jahren?

Letztes Jahr habe ich neben dem Studium und der Planung für DAS ÜBLICHE ohne jegliche Vertriebstätigkeit über 80.000 Euro umgesetzt. Nach der Nullrunde 2017 möchte ich diese Marke nächstes Jahr natürlich knacken! Jetzt im Oktober habe ich in Hohenheim ein neues Master-Studium aufgenommen und bin diesmal zuversichtlich, dass mich hier keine bösen Überraschungen (mal abgesehen von den Klausuren) erwarten. Nun habe ich neben dem Studium zwei Jahre Zeit, das Ganze in der Region organisch wachsen zu lassen. Klar wäre es geil, wenn DAS ÜBLICHE in fünf Jahren auch über die Region hinaus die erste Wahl am Bartresen wird! Starten muss ich allerdings erstmal wieder bei Null.

Welche Tipps kannst du aus deiner Sicht kommenden Start-Ups auf den Weg geben? Was ist aus deiner Sicht wichtig?

Allgemein an alle:

“Notiert euch jede Geschäftsidee – sofort!”

Wenn ihr studiert, macht ein Auslandssemester in Europa. Anders landen die wenigsten auf polnischen Hochzeiten. Heutzutage gilt es mehr denn je, Freundschaften auf europäischer Ebene zu schließen und auch zu bewahren. Das bereichert und trägt zu einem friedlichen Miteinander bei. Vielleicht findet ihr ganz nebenbei sogar die ein oder andere Marktlücke. Geschlossene Grenzen erfreuen niemanden, egal ob privat oder geschäftlich. Derzeit macht es mich ein bisschen traurig was in Katalonien passiert.

Nutzt die Möglichkeiten, die das heutige Studiensystem euch bietet. Probiert euch zwischen Bachelor und Master aus und setzt euch messbare Ziele. Einen großen Vorteil habt ihr, wenn Eure Familie hinter euch steht oder euch zumindest keine Steine in den Weg legt. Überzeugt sie also frühzeitig von eurem Weg. Nutzt euer Netzwerk und traut euch, Fragen zu stellen.

Habt keine Angst zu scheitern und bleibt dran, auch wenn es mal nicht so easy ist!


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