DER AUFSTIEG DES FRAUENFUSSBALLS IN STUTTGART

Wohin man auch schaut, der Frauensport erobert nicht nur die digitalen Medien und der Hype scheint kein Ende zu nehmen. Vorbei sind die Zeiten, in denen ausschließlich Tennis dank der Pionierarbeit der WTA die einzige große Sportart mit einem lukrativen TV-Vertrag für Frauen außerhalb der Berichterstattung währen der Olympischen Spiele war.

Gegenwärtig gilt vor allem der Frauenfußball als Vorreiter innerhalb einer neuen Generation junger Frauen, die sich nach gleichgeschlechtlichen Vorbildern sehnen. So gibt es gegenwärtig auch in Stuttgart die Möglichkeit, in einem Mannschaftssport für Furore zu sorgen. 

Wir werfen nachfolgend einen Blick auf das aktuelle Geschehen im Bereich des Frauenfußballs in unserer Hauptstadt, und schauen uns zunächst einmal an, wie alles vor Jahren begonnen hat.

Der Frauenfußball: eine Neuheit oder doch nur ein Comeback?

Gleich vorweg, es handelt sich tatsächlich um ein Comeback, denn das erste offizielle Spiel im Bereich des Frauenfußballs fand vor über einem Jahrhundert statt und wurde bereits im Jahr 1920 ausgetragen. Zum Leidwesen der weiblichen Fußballfans waren Spielerinnen, die das 25 Lebensjahr noch nicht überschritten hatten, für lange Zeit vom Gesetz her vom aktiven Spielen ausgeschlossen – eine Tatsache, die im Jahr 2025 unverständlich ist und antiquiert anmutet. Die Gründe für diese Einschränkungen und die damaligen Reaktionen darauf stehen hier nicht im Fokus, sondern wir wollten lediglich darauf hinweisen, wie lange die Entwicklung zu einem frei zugänglichen Sport für Frauen gedauert hat. Denn erst im Jahr 2022 wurde die Stuttgarter Frauenmannschaft offiziell mit den Männern unter einem gemeinsamen Verein vereint. So lange musste die Stadt auf diesen Moment warten.

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Was bedeutet das für junge Mädchen & Frauen?

Junge Mädchen hatten schon immer Talent und waren von diesem Sport begeistert, nur das Umfeld war ihnen in den meisten Fällen nicht oder nur schwer zugänglich und öfters auch alles andere als einladend. Um sich wirklich in einen Sport zu verlieben und alles zu geben, muss man auf Menschen treffen, die so aussehen und Ideen haben, wie man selbst, um anschließend Höchstleistungen vollbringen zu können. Nur so wird es gelingen, in noch größeren Arenen anzutreten und vielleicht sogar ein Teil einer Weltmeister-Frauenmannschaft zu werden!

Die Neuanmeldungen in den Vereinen steigen kontinuierlich an, und manche Vereinsverantwortliche gehen sogar davon aus, dass sich dieser rasante Anstieg der aktiven Spielerinnen für den Rest dieses Jahrzehnts fortsetzen wird. Das Faszinierende an dieser Tatsache ist, dass die Begeisterung für diesen Sport auch zu einem gesünderen Lebensstil bei jungen Mädchen führt. Statt auf Größe Null und den Drang nach immer schlankeren Taillen zu setzen, werden Mädchen erkennen, dass es ihnen viel besser tut, fit und körperlich ausgewogen zu leben. Anstatt sich tagtäglich beim Tritt auf die Waage über das eigene Gewicht zu ärgern, werden die jungen Frauen ganz natürlich fitter und leben dank des Fußballs auch gesünder, da sie jeden Tag ihrem Sport nachgehen, den sie lieben. 

Erhält die Bundesliga ernsthafte Konkurrenz?

Diese Frage wird sich nur langfristig beantworten können, ist aber vielleicht eine, die am Kern der Sache vorbeigeht. Für viele Beteiligte ist Frauenfußball tatsächlich ein anderes Spiel, bei dem weniger der Körpereinsatz im Vordergrund steht und mehr Wert auf Ballkontrolle und taktisches Verständnis gelegt wird. Der Frauenfußball richtet sich zudem stärker an Familien, da er zurzeit noch bedeutend kleinere Zuschauerzahlen aufweist, und da es keine Aggressionen auf den Tribünen bei den Veranstaltungen gibt, ist dieser auch deutlich kinderfreundlicher. 

So hat sich der Frauenfußball eine eigene Nische geschaffen, die nicht in direkter Konkurrenz zu der Männerdomaine steht, in der man aber durchaus diesen schönen Sport genießen kann. Volle Stadien und leidenschaftliche Fans, die den Spielen jede Menge Energie und Spannung verleihen, bedeuten im Allgemeinen mehr Sponsoren und Fernsehgelder. Genau das braucht aber auch der Frauenfußball, um sich vollständig zu professionalisieren zu können. Nur so wird sich auch die Leistungsfähigkeit und das taktische Geschick der Spielerinnen im Zuge der Zeit kontinuierlich steigern.

Wie steht der Rest Europas dazu?

Ein Blick auf das Mutterland des Fußballs zeigt, dass die dortige höchste Spielklasse, die WSL, dazu beiträgt, dass Fußball die am schnellsten wachsende Sportart in England ist, in jenem Land, dass schon immer die Königsklasse unter den Vereinsligen gegeben hat. Jedes große Premier-League-Team verfügt bereits heute über eine erfolgreiche Frauenmannschaft, und viele setzen auf Cross-Promotion, um die Spielerinnen einer größeren Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Die Vorstellung neuer Trikots oder anderer Ausrüstungsgegenstände mit weiblichen Spielerinnen im Marketingbereich zeigt große Wirkung. Man erkennt die Gesichter der Spielerinnen schnell wieder, ist fasziniert von ihren Leistungen in den neuen Vereinen und der Zuschauer sucht sich dann ein passendes Spiel im TV zum Anschauen. Tatsächlich ist es der Faktor Neugier, der zum Teil das rasante Wachstum des Frauenfußballs in ganz Europa dank der besseren Verfügbarkeit im Fernsehen aktiv vorantreibt.

Während viele Männerspiele via Satellitenfernsehen oder durch Streaming-Dienste meist kostenpflichtig in die Haushalte übertragen werden, läuft der Frauenfußball größtenteils im Free-TV. Auch die Vereine bieten so manchen Interessierten, die zu potenziellen Fans werden könnten, die Möglichkeit, ein Spiel mit geringem oder gar keinem finanziellen Aufwand zu sehen. Auch so wird für die notwendige Aufmerksamkeit im Frauenspitzensport gesorgt. Genau solche Maßnahmen sind notwendig, wenn man neue Zuschauergruppen bis zum Saisonende in treue Anhänger verwandeln möchte. 

Wohin bringt uns die Zukunft?

Der Frauenfußball wird sich durchsetzen, was bei seiner Entstehung vor einem Jahrhundert noch denkunmöglich war. Die kommerzielle Reichweite, die Attraktivität der Veranstaltungen für Familien und junge Mädchen und die Tatsache, dass die Spielerinnen sich selbst übertroffen haben, wenn es darum geht, virale Momente auf dem Spielfeld zu schaffen, sprechen für diesen aufstrebenden Sport. Je mehr sich der Sport weiterentwickelt, desto mehr Begleitprogramme werden wir sehen und die auch von den Zuschauern dankbar angenommen werden, darunter Interviews, Werbemaßnahmen und sogar Reality-Shows, die sich mit dem Leben der Spielerinnen hinter den Trainingseinheiten beschäftigen. Dieser Prozess ist im Werden und mittelfristig wird der Frauenfußball – auch abseits der Männersektion des VfB – ein fester Bestandteil des Lebens hier in Stuttgart und in ganz Europa sein. 

Ein paar abschließende Gedanken

In einer Zeit, in der Erwachsene und junge Menschen ständig an ihren Handys kleben, sind wir stolz darauf, in einer Stadt zu leben, die versucht, diesem gegenwartsbezogenen Trend entgegenzuwirken. iPhones und Tablets, die für ständige Stimulationen durch Apps wie TikTok, Casino Guru oder Netflix sorgen, um nur einige zu nennen, haben dazu geführt, dass aktiver Sport viel seltener betrieben wird, aber Sport tut nicht nur dem Körper gut. Die Schönheit des Frauenfußballs eröffnet neue Möglichkeiten für eine ganz neue Generation junger Mädchen, die Spaß an der sportlichen Betätigung haben, dadurch in Form bleiben und gleichzeitig ihr Selbstvertrauen von Tag zu Tag stärken. Es ist eine gesunde Obsession, die umso viel besser ist als das permanente Verweilen vor den Bildschirmen!