DURCH STUTTGART MIT ANDY HAUG

Wenn in der Wilhelma über 70 Magnolienbäume blühen, haben wir im Kessel die kalte Jahreszeit ganz offiziell hinter uns gelassen. Dann heißt es “Raus aus der Bude” und bei frühlingshaften Temperaturen durch Stuttgart spazieren.

Normalerweise! In der aktuellen Corona-Krise dann ab Montag (27.04.) mit Mund-und Nasenbedeckung und nur zum Arbeiten, zur sportlichen Betätigung oder für Erledigungen! “Vor Corona” hat uns der professionelle Parkourläufer und Freerunner Andy Haug gezeigt, wo er gerne durch die Gegend springt. Auf der Suche nach Orten in Stuttgart, die sich für Parkour eignen, haben wir einiges über den 29-Jährigen und seine Karriere erfahren.

DIE KUNST DER EFFIZIENTEN FORTBEWEGUNG

Zunächst ein kleiner Exkurs:

“Was ist Parkour eigentlich?”

Dank der Kombination verschiedener Bewegungen bahnt sich ein Parkourläufer seinen Weg durch urbane und natürliche Räume, ohne dabei die von Architektur und Kultur vorgegebenen Wege zu nutzen. Allein durch die Fähigkeiten des eigenen Körpers überwindet er dabei Hindernisse wie Treppen, Mauern, Zäune, Baugerüste und Gebäudefassaden

In Andys Elternhaus wurde Sport schon immer gefördert, sodass er sich schon als Kind gerne bewegte. An unserem ersten Stopp, der Staatsgalerie, erzählt uns Andy, wie er zum Parkour gekommen ist: Als er im Jahr 2000 mit Windpocken im Bett lag, schaute er sich die Olympischen Sommerspiele im Fernsehen an. Weil ihn die akrobatischen Einlagen und das Können der Leichtathleten beeindruckte, verlagerte der kleine Andy sein Krankenbett in den Garten, um dort auf seiner Matratze herumzuturnen. Auch die actiongeladenen Filme mit Bruce Lee und Jackie Chan begeisterten ihn schon immer. So kam es, dass der gebürtige Freudenstädter im Jahr 2003 mit Parkour und Freerunning begann. Um seine Karriere als Parkour-Profi zu starten, zog er im Jahr 2011 nach Bangkok. Während der zwei Jahre in Thailand machte er sich einen Namen in der Szene und übernahm Parkour Stunts für verschiedene Werbespots und Kinoproduktionen. Gleichzeitig erzielte Andy auf einigen internationalen Wettbewerben gute Resultate

FRANCHISSEMENT: ANDYS DURCHBRUCH IN MEXICO

Als Durchbruch bezeichnet man im Parkour das Schwingen durch eine Lücke. Für Andy kam der endgültige Durchbruch bei der Parkour-WM in Mexiko im Jahr 2015. Nach der erfolgreichen Teilnahme am Wettbewerb blieb Andy noch weitere zwei Jahre im Land und entwickelte sich zu dem Profi, der er heute ist. Mittlerweile arbeitet er mit großen internationalen Marken zusammen und ist sogar der Protagonist in der ARD-Dokumentation

“Der Parkour Profi!”

Andy hat es inzwischen wieder zurück ins Schwabenland gezogen. Seit 2018 lebt er in Degerloch und ist als Botschafter des offiziellen Weltcups des Weltturnverbandes für die Deutsche Mannschaft unterwegs.

Das Kunstmuseum ist unser nächster Stopp. Hier an den Treppen unterhalb des Warangas fand letztes Jahr im Rahmen der Turn-WM die Parkour Competition statt, bei der Andy den sechsten Platz erreichte. Doch es gibt noch viele weiter Orte, um sich in Parkour zu üben. Das Parkhaus am Bahnhof ist einer davon, denn Parkhäuser sind ideal, um Parkour zu laufen.

ÉQUILIBRE: ANDY HÄLT DAS GLEICHGEWICHT

Ob auf Mauern gehen oder über Stangen laufen, das Balancieren ist ein bedeutendes Element im Parkour. Für Andy ist es aber auch wichtig, im Leben das Gleichgewicht zu finden. Am Santiago-de-Chile-Platz kann man nicht nur gut Parkour trainieren, sondern auch die Aussicht über Stuttgart genießen. Der perfekte Ort also, um über Spiritualität zu philosophieren. Für Andy ist das Leben mit Gott essenziell. Ob im Sport oder im Privaten, ihm hilft das Vertrauen in Gott, um das richtige Mindset zu finden. Jeden Tag nimmt er sich zwei bis fünf Minuten Zeit, um sich in Dankbarkeit zu üben. Andy lässt sich von seinem inneren Kompass leiten. Bei wichtigen Entscheidungen wie damals für Thailand und Mexico City, hat er sich Gott sehr nahe gefühlt. Mit dieser Lebenseinstellung will Andy auch andere Menschen inspirieren. 

ATTERRISSAGE: DIE PERFEKTE LANDUNG

Um die Techniken beim Parkour professionell ausführen zu können, bedarf es einigem Training. Während der Vorbereitung auf Wettbewerbe trainiert Andy zwei Einheiten am Tag. Vormittags macht er eine Cardioeinheit, am Nachmittag trainiert er Kraft. Neben seinem Vertrauen in Gott hilft ihm das Training, immer auf beiden Beinen zu landen. Während unserer Tour durch Stuttgart zeigt Andy uns noch weitere Orte, an denen man Parkour trainieren kann. Direkt neben dem Gottlieb-Daimler-Gymnasium in Bad Cannstatt gibt es eine schöne Parkour-Anlage. Und auch die in Neugereut lädt zum Springen ein und ist zu Andys zweitem Zuhause geworden.

LÂCHÉ: EINFACH MAL LOSLASSEN

Die Technik, sich aus hängender Position fallen zu lassen, bezeichnet man im Parkour als Lâché. Auch im Leben muss man sich manchmal fallen lassen und darauf vertrauen, dass alles so kommt, wie es soll. Obwohl wir die Zukunft nicht beeinflussen können, helfen uns klare Ziele dabei, unseren Weg zu gehen. Im Jahr 2024 könnte Parkour bereits olympisch sein, erzählt uns Andy während unserer Rückfahrt. Wer weiß, vielleicht wird er dann für Deutschland an den Start gehen. Andy könnte sich auch vorstellen, in Zukunft bei der Produktion von Sportfilmen dabei zu sein. Als Nächstes stehen aber jetzt erst mal die Parkour-WM im April in Japan sowie die „Finals Rhein-Ruhr“ im Juni im Ruhrpott an. Wir drücken Andy auf jeden Fall schon jetzt ganz fest die Daumen und sind uns sicher, dass er bis weit an die Spitze springt. 

“JUUUMP!”

Ihr habt Lust, Parkour und Freerunning mal selbst auszuprobieren? Laut des Deutschen Turner-Bundes bietet schätzungsweise jeder zweite der knapp 12.000 Turnvereine in Deutschland Parkour an. Schaut mal auf https://parkour-stuttgart.de vorbei!
MEHR INFOS:
https://andy-haug.com
Instagram: andyhaugparkour

P.S.SSSST! DURCH STUTTGART MIT… vielen Dank an die Mercedes-Benz Niederlassung Stuttgart.