FRIEDEMANN VOGEL

ERSTER SOLIST, BEGEHRTER GAST: BALLETT-STAR!

Friedemann Vogel ist ein Popstar des Balletts, ein Künstler auf der Bühne: Als erster Solist im Stuttgarter Ballett und ständiger Gast bei Ballettkompanien in England, den USA und Asien erlangte er internationale Bekanntheit.

Vor kurzem bekommt er für sein besonderes Talent und seine weltweiten Engagements die Ehrung desDeutschen Tanzpreises als „herausragender Interpret“– eine besondere Auszeichnung für ihn angesichts der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Einschränkungen in die Tanzwelt. Auch wenn wir ihn liebend gerne wieder auf der Bühne sehen wollen: Wir freuen uns über seine freie Zeit, die er uns für ein Interview schenkt und treffen ihn im Marcia Haydée-Saal des Stuttgarter Balletts. 

Ein Vogel im Höhenflug

Das Besondere an Friedemann Vogel? Trotz all seiner Erfolge weltweit sowie zahlreichen Preisen bei internationalen Ballett-Wettbewerben ist er bodenständig und bescheiden geblieben. Aufgewachsen in Dettenhausen, absolvierte er seine Ballettausbildung an der renommierten John Cranko Schule in Stuttgart. Als Stipendiat ging er an die Académie de Danse Classique Princess Grace nach Monte Carlo, bis er 1998/99 im Corps de ballet des Stuttgarter Balletts aufgenommen wird. Seitdem ist er seiner Heimat und seinen Wurzeln treu geblieben: Er tanzt seit über 20 Jahren für das Stuttgarter Ballett, begleitet die Kompanie auf Tourneen in die ganze Welt, bereits seit 2002 sogar als erster Solist. Egal, auf welcher Bühne: Friedemann fasziniert seine Zuschauer durch seinen ausdrucksstarken Tanz.

Für seine Leidenschaft, Disziplin und die Bereitschaft, immer wieder an seine Grenzen zu gehen, wurde er jetzt vom Deutschen Tanzpreis geehrt. Es ist die höchste Auszeichnung, die in Deutschland an Tänzerinnen und Tänzer, Choreografinnen und Choreografen vergeben wird. 

„Das Tanzen ist für mich Ausdruck meiner Seele mit dem Körper.“

Friedemann, warum sollte man auch als Nicht-Ballett-Fan ins Ballett gehen?

Kunst ist ein Stück Freiheit. Selbst wenn du kein Ballett-Fan bist, gehst du nach jedem Stück inspirierter und offener raus in die Welt. 

Was genau ist es, das du am Tanzen so liebst?

Ich liebe die Vielfältigkeit, die Chance, dass man immer wieder neue Kreationen einstudieren kann. Außerdem gehe ich gerne an meine Grenzen und mag es, wie mein Körper durch den Tanz geformt wird. Besonders wichtig ist für mich der kulturelle Austausch zu den Stuttgarter Fans, die uns auch während der Corona-Pandemie die Treue halten. 

Welcher ist dein Lieblingstanz?

Für mich ist der Bolero ein wahnsinnig toller Tanz! Vor allem an die Aufführung im Rahmen des Ballett auf dem Kulturwasen werde ich mich sicherlich ein Leben lang erinnern. 

Stellen wir uns vor, alles wäre normal: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?

Wenn eine Vorstellung ansteht, dann habe ich montags bis samstags von 10 bis 18 Uhr Probe. Bei 110 Vorstellungen im Jahr sind das zwei bis drei in der Woche. Das bedeutet: Tägliches Training der Körpermitte, kleine und große Sprünge, Technik ausfeilen, fit halten. Da bleibt für die Regeneration der Füße oft keine Zeit (lacht).

Wo findet man dich in Stuttgart nach der Probe?

In der Galerie Kernweine in Stuttgart-Süd – mein Lieblings-Afterwork-Spot. Die Jungs sind außerdem gute Freunde von mir. Zusammen haben wir vor kurzem ein wohltätiges Projekt umgesetzt: „Physical Conversation“. Das ist eine Fotobox mit 23 Bildern von mir an ungewöhnlichen Orten in Stuttgart, die es bald im Onlineshop der Galerie Kernweine zu kaufen gibt. Der gesamte Erlös geht an die Olgäle Stiftung.

Wir sind neugierig: Was hast du für dich aus dem ersten Corona-Lockdown mitgenommen?

Ich bin normalerweise ständig auf Achse, der erste Lockdown war für mich deshalb wie eine Vollbremsung. Das war eine völlig neue Situation für mich: Zum ersten Mal habe ich den Frühling in Stuttgart so richtig wahrgenommen. Trotzdem steht natürlich außer Frage, dass die gesamte darstellende Kunst gewaltig gelitten hat und Existenzen bedroht sind.

Was ist deine Lebenseinstellung, um diese herausfordernden Zeiten zu überstehen?

Je weniger ich in meinem Leben bisher geplant habe, desto einfacher bin ich meinen Weg gegangen. Man kann einfach nichts wirklich planen – das hat mir auch die Corona-Pandemie vor Augen geführt. Deshalb: 

Nutze den Moment! 

Der Moment, der für mich am meisten zählt, ist der Moment auf der Bühne, wenn ich das Publikum inspirieren kann. Ich bin unglaublich dankbar für alles, was passiert ist und dass ich das machen darf, was ich liebe: Tanzen. 

MEHR INFOS:
www.friedemannvogel.com
https://stuttgarter-ballett.de