...von Vampirmythen, den Karpaten und Little Paris
Mein Name ist Vanessa und neben meinem Vollzeitjob versuche ich so oft wie möglich zu verreisen. Auch ich habe nur eine gewisse Anzahl an Urlaubstagen pro Jahr und in diese vorgegebenen Tage versuche ich mein ganzes Fernweh zu packen. Damit mir nicht langweilig wird bin ich immer auf der Suche nach Geheimtipps und außergewöhnlichen Orten. Einen solchen Geheimtipp darf ich euch heute vorstellen: Rumänien!
Geheimtipp deshalb, weil ich selbst die Erfahrung gemacht habe, dass viele meiner Freunde und Bekannten keine wirkliche Vorstellung von Rumänien haben.
„Und was kann man da so machen in Rumänien?“
wurde ich oft gefragt. Nun ja – in Rumänien kann man unglaublich viel unternehmen. Wie wäre es mit einer Tour durch Berlin und Paris gleichzeitig? Oder vielleicht lieber auf Bergen wandern und Ski fahren, die an Kanada erinnern? Man kann sogar Schlösser besuchen, um die sich Vampirmythen ranken.
Ist etwas Passendes für euch dabei? Dann ab ins Flugzeug! Von Stuttgart kommt ihr viermal wöchentlich mit Blue Air nach Bukarest und dreimal wöchentlich nach Sibiu. Aber auch mit dem Auto lohnt sich Rumänien, denn es ist das ideale Land für einen Roadtrip. Mein Trip startete in der rumänischen Hauptstadt Bukarest.
Bukarest wird auch das kleine Paris des Ostens genannt. Tatsächlich haben sich frühere Machthaber sehr an Paris orientiert, da sie begeistert von der Architektur dort waren. Es gibt hier sogar einen Triumphbogen und ebenfalls die Champs Elysée wurde nach gebaut – in Bukarest ist sie sogar einen Kilometer länger als das Original in Paris.
Wer auf Details achtet wird schnell feststellen, dass auch viele Straßenschilder aussehen wie in Paris. Die Rumänen sind sehr stolz auf die Verbindung zur Stadt der Liebe in Frankreich, aber lassen dennoch ihren eigenen Charme und ihre Kultur einfließen. Natürlich wurde die Stadt auch durch den Kommunismus und den dadurch entstandenen „Zuckerbäckerstil“ geprägt. Genau diese Kombination macht Bukarest auch so einzigartig.
Bukarest befindet sich momentan in einem künstlerischen Aufschwung. Aus diesem Grund hat die Stadt auch direkt wieder einen neuen Spitznamen verpasst bekommen: New Berlin. Immer mehr Künstler sammeln sich hier, verzieren die Stadt mit geschmackvoller Streetart und in der Altstadt reihen sich Hipster Cafés an schicken Restaurants. Vor allem die Liebe zum Detail finde ich hier besonders erwähnenswert, denn jedes Café und Restaurant hat ein ganz eigenes und gemütliches Konzept. Sei es die Pura Vida Sky Bar und die wunderschöne Aussicht oder das Restaurant Aubergine, in dem die Wände mit alten Holztüren geschmückt sind.
Übrigens kann ich das Restaurant „Aubergine“ sehr empfehlen: hier gibt es marokkanisch angehauchtes und sehr gesundes Essen. In der gesamten Altstadt herrscht ein gemütliches Miteinander. Spätabends wird aus manchen Bars kurzerhand ein Club und Touristen feiern ausgiebig gemeinsam mit Einheimischen.
Was hat es nun auf sich mit den Vampirmythen?
Auf nach Transsilvanien! Auf den Spuren von Legenden und Mythen von Vampiren und dem einzigwahren Graf Dracula! Transsilvanien kannte ich eigentlich nur aus meiner Kindheit und habe es immer mit dem blutrünstigen Vampir Graf Dracula in Verbindung gebracht. Der Grund, dass das Schloss als Draculaschloss präsentiert wird ist aber eigentlich ziemlich ernüchternd: es ähnelt dem Schloss in Bram Strokers Roman „Dracula“ sehr stark.
Das historische Vorbild der Romanfigur, nämlich der walachische Fürst Vlad III. Draculea hat das Schloss aber wiederrum wahrscheinlich niemals betreten. So viel zu den geschichtlichen Fakten. Nichtsdestotrotz reist einen das Schloss in seinen Bann. Inzwischen ist es ein Museum und führt euch durch die Geschichte des Schlosses und seine ehemaligen Bewohner. Für umgerechnet ca. 10 Euro könnt ihr euch in die Zeit zurück versetzen lassen und durch die ehemalige Residenz von Königin Maria, ihrer Tochter Ilenea und vielen weiteren flanieren. Ich fand es wirklich interessant und vor allem ist das Schloss an sich sehr sehenswert. Beängstigend ist es aber überhaupt nicht, falls ihr das jetzt denkt! Außer vielleicht das Foltermuseum im Schloss selbst, aber das ist eine andere Geschichte…
Achtung: ich war auch überrascht, aber das Schloss ist sehr touristisch. Selbst in der Nebensaison haben sich viele Menschen in die vermeintliche Welt Draculas ziehen lassen. Rumänien hat aber noch viele weitere schöne Schlösser zu bieten, wie beispielsweise die Bauernburg in Rasnov, welche nicht weit entfernt ist von Brasov.
Brasov bietet sich sowieso als idealer Ausgangspunkt für weitere Erkundungen in Transsilvanien an. Falls ihr nicht direkt in Bran, also beim Dracula Schloss, übernachten wollt, empfehle ich euch eine Nacht in Brasov einzuplanen. Hier gibt es mehr Auswahl an Restaurants und Bars. In Brasov gibt es sogar eine kleine Anspielung auf Hollywood: der Schriftzug Brasov, der auf den Hügeln der Stadt platziert wurde. Das sollte an den Film „Unterwegs nach Cold Mountain“ mit Nicole Kidman erinnern, der in der Nähe gedreht wurde. Alternativ kann man aber auch in Bran übernachten. Das kleine Städtchen ist wirklich ein Highlight für sich. Vor den Hotels finden sich Körbe mit Knoblauch und Zwiebeln wieder (um die „Vampire“ zu vertreiben, versteht sich) und auch in den Hotels und Restaurants gibt es unglaublich viele Anspielungen auf Graf Dracula.
Lohnt sich Rumänien auch im Winter?
Die Antwort lautet ganz klar: JA! Wenn ihr Lust habt euren Ski-Urlaub auch mal mit einem Städtetrip zu verbinden, solltet ihr unbedingt nach Rumänien fahren. Vor allem in den Karpaten lohnt es sich als Wintersportfan vorbei zu schauen. Der Ort Păltiniș – oder zu Deutsch Hohe Rinne – ist bekannt als Luftkur- und Wintersportzentrum. Hier gibt es zwar kein Après-Ski, dafür aber Wellness Hotels, bei denen man abends abschalten und zur Ruhe kommen – und sich vielleicht sogar stärken kann für den weiteren Roadtrip durch Rumänien? Auch die Schlösser lohnen sich im Winter. Dann sind weniger Touristen vor Ort und ein schneebedecktes Schloss hat ja auch seinen Charme.
Und noch ein ganz besonderes Highlight für die Winterfans unter euch hat Rumänien zu bieten: das Eishotel am Balea Gletschersee!
Jedes Jahr wird hier ein kleines Hotel aus Eis gebaut. Es ist zwar klein, denn es passen nur 16 Gäste in das Hotel, aber es ist bestimmt eine verrückte Erfahrung in einem Eishotel zu übernachten. Das Hotel befindet sich auf 2.033 Metern Höhe und wird jedes Jahr aufs Neue gebaut – bevor es dann im Frühjahr wieder schmilzt. Es gibt hier sogar eine Eisbar, an der man sich mit Getränken wieder aufwärmen kann, bevor es ins Bett geht. Denn geschlafen wird natürlich auch auf Eis! Zwar mit ganz vielen Fellen, in die man sich einkuscheln kann und die einen hoffentlich die Nacht über warm halten, aber ein eisiges Erlebnis wird es bestimmt allemal. Also ihr seht: es muss nicht immer gleich Skandinavien sein um ein winterliches Erlebnis in Europa zu erleben. Rumänien hat so viel zu bieten und ist meiner Meinung nach total unterschätzt. Ich muss sagen meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen und ich freue mich schon auf mein nächstes Mal in Rumänien: dann bin ich ganz bestimmt mit eigenem Auto auf einem Roadtrip dort!