Der eine ist Mediziner, der andere Romanist: Die Brüder Jörg-Michael (35) und Friedemann Götz (27) sind Gastro-Quereinsteiger.
Das hält sie nicht davon ab, ihren Traum vom eigenen Lokal zu verwirklichen. Im Januar 2018 eröffneten die beiden mitten in Stuttgarts Innenstadt das Essenziale,
“eine gesunde und regionale Alternative zum üblichen >>Fast Food<< um die Ecke.”
Dort findet man kleine Speisen wie Salate, Kraftsäfte, Eintopf, Röstbrot und Risottobälle, wahlweise mit Hackfleisch und Erbsen oder mit Tomaten und Auberginen. Auch die anderen Speisen können variiert werden – vegan, mit Fleisch, glutenfrei.
Mit ihren kleinen Gerichten, die sie bewusst simpel und gesund halten, sowie der gemütlich eingerichteten Location in zwangloser Atmosphäre möchten sie sich auf das Wesentliche konzentrieren: Freunde, Familie und gutes Essen.
Das Obst und Gemüse dazu liefert Martin Zwecker, Landwirt des Vertrauens und ebenfalls Mitglied der Familie. Auf seinem Obst- und Gemüsehof in Ebersbach-Roßwälden baut er unter anderem verschiedene Salate, saisonales Wurzelgemüse, Landgurken, Zucchini, Auberginen, Tomaten und Rhabarber an. Zwischen Rhabarberbeet und Gemüsefeld haben wir die beiden Brüder für ein kleines Fotoshooting getroffen und ihnen ein paar Fragen gestellt.
Ihr habt im Januar eröffnet – wie war die Resonanz bisher?
Friedemann: Damit hätten wir nicht gleich gerechnet, aber unsere Gerichte werden super angenommen. Die Stuttgarter stehen auf ehrliche Nahrungsmittel und wollen wissen, was in den Speisen drin ist – zurück zu den Wurzeln, quasi. Unser Konzept „Fast Food auf gesund“ geht auf. Besonders mittags haben wir immer viel Betrieb, doch auch abends kommen immer mehr Kunden. Das größte Kompliment für uns ist, wenn jemand sagt: Schmeckt wie bei Mama zu Hause!
Wie würdet ihr euer Konzept eurer Mama erklären?
Friedemann: Wir möchten, dass unsere Gäste sich wohlfühlen – genauso wie an einem Tisch mit Familie und Freunden. Natürlich sollen sie auch „richtig“ satt werden. Deshalb bieten wir gesunde und ehrliche Gerichte an. Unser Konzept basiert nicht nur auf regionaler Vollwertkost, sondern es geht hier auch besonders menschlich zu.
Jörg-Michael: Familie, Freunde und gutes Essen – das ist doch das Wesentliche im Leben. Daher kommt auch unser Name „Essenziale“.
Ihr beide seid Gastro-Quereinsteiger: Wie kamt ihr auf die Idee für euer Lokal?
Jörg-Michael: Das war vor drei Jahren bei der Apfelernte auf Martins Hof. Ich bin Arzt, daher beschäftige ich mich zwangsläufig mit dem Thema Gesundheit. Und aus medizinischer Sicht gehört eine gesunde Ernährung neben ausreichend Bewegung einfach dazu. Im Italienurlaub mit Freunden haben wir dann weiter an der Idee gefeilt. Richtig spruchreif wurde das Ganze aber erst nach einem Besuch im Leuze: Im Außenpool haben wir unsere Gedanken schweifen lassen und uns dann kurzerhand auf Locationsuche begeben. Fündig wurden wir in Stuttgart Mitte, Neue Brücke 6.
Ihr seid nicht nur Gründer und Geschäftsführer, sondern steht auch hinter dem Herd. Woher kommt eure Leidenschaft fürs Kochen?
Friedemann: Unsere Mutter hat schon früh gesagt: Auch Kochen muss man(n) später mal können! Deshalb haben wir ihr oft über die Schulter geschaut und waren schnell vertraut mit der Zubereitung frischer Gerichte. Ich hatte schon immer Spaß daran.
Jörg-Michael: Auch bei mir war das Faible fürs Kochen schon immer da. Ich war im Rahmen meines Studiums z.B. ein Jahr in Südfrankreich und Italien. Es hat mich besonders fasziniert, wie das Essen dort zelebriert wird: Familie und Freunde versammeln sich um den Tisch, es wird gelacht, gegessen, getrunken, erzählt, gelebt. Dieses Lebensgefühl wollten wir mit dem Essenziale transportieren. Deutlich wird der italienische Einschlag unserer Küche durch die Risottobälle.
Was kommt bei euch auf den Tisch: Gibt es hauptsächlich saisonale Gemüsesorten oder bleiben manche Gerichte dauerhaft auf der Karte?
Jörg-Michael: Der Eintopf mit Kartoffeln, Karotten und Zwiebeln ist ein Dauerbrenner. Da hat uns das kühle, nasse Wetter zu Beginn des Jahres sicherlich in die Karten gespielt. Wurzelgemüse hat zum Glück sehr lange Saison. Aber klar ist, dass es im Sommer leichtere Gerichte, wie z.B. Sommersalate, geben wird, genauso wie zwei neue hausgemachte Limonaden: Holunderblüte und Rhabarber.
Friedemann: Die Gewürzmischungen sind sehr beliebt: mediterran, deutsch, orientalisch. Diese möchten wir gerne erweitern und auch in Zukunft weiterhin innovative Gerichte auf die Karte bringen. Dabei ist uns aber wichtig, dass die verwendeten Sorten gerade Saison haben und bei Martin auf dem Hof erhältlich sind.
Ihr kommt vom Land, wohnt aber in Stuttgart – was gefällt euch am besten am Kessel?
Jörg-Michael: Die Kessellage macht Stuttgart einzigartig. Für mich ist es die Perle des Neckars – das San Francisco Deutschlands! Und trotzdem gibt es immer wieder echte Geheimtipps zu entdecken, z.B. den Heslacher Wasserfall.
Friedemann: …und die ganzen Aussichtspunkte wie den Bismarckturm oder die Karlshöhe! Stuttgart bietet einfach enorm viel.
Was sind eure Lieblingsplätze im Kessel?
Friedemann: Ich bin gerne am Eckensee an der Oper, die Location kenne ich noch aus Studienzeiten. Und ein Bierchen am Palast geht auch immer.
Jörg-Michael: Das Leuze ist zum Entspannen perfekt. Da lasse ich gerne meine Gedanken schweifen und habe die besten Ideen.
Habt ihr ein Lebensmotto?
Friedemann: Wir sind Meister der schlechten Wortwitze: NMK & GSD. Heißt so viel wie „Nägel mit Köpfen“ und „Get Shit Done“!
Jörg-Michael: Dem ist nichts hinzuzufügen (lacht)