Pflegende Eltern sind in unserer Gesellschaft nahezu unsichtbar. Tag für Tag bringen sie ihre gesamte Kraft für ihre Kinder auf und verzichten dabei auf vieles, das für andere selbstverständlich ist: Kino- oder Restaurantbesuche, spontane Ausflüge oder Urlaub. Die ehemalige Kinderkrankenschwester Karin Eckstein (60) aus Stetten a.H. hat die Bedürfnisse von Familien mit pflegebedürftigen Kindern erkannt und mit großer Entschlossenheit die Familienherberge „Lebensweg“ in Illingen-Schützingen ins Leben gerufen. Hier finden bis zu neun Kinder mit ihren Familien einen Ort, um anzukommen, durchzuatmen und ihre Batterien wieder aufzuladen.
Die Idee, die Familienherberge Lebensweg zu gründen, kam mir, als …
…als ich noch als Kinderkrankenschwester in der ambulanten Pflege tätig war. Dort habe ich täglich miterlebt, wie sehr Familien mit schwerstkranken und behinderten Kindern an ihre Grenzen stoßen. Der Wunsch nach einer Auszeit, nach einem Ort, an dem sie durchatmen können, war allgegenwärtig. Bei meiner Suche nach einer Einrichtung, die diesen Bedarf deckt, wurde ich in ganz Deutschland nicht fündig. Für mich war klar: Hier muss etwas getan werden. So entstand die Idee der Familienherberge Lebensweg. Von Beginn an stand mir mein Kollege in der Geschäftsführung Martin Mörmann zur Seite. Mit seinem unermüdlichen Einsatz und seiner klaren Vision war er maßgeblich am Aufbau beteiligt. Gemeinsam haben wir ein Konzept entwickelt, das diesen Familien nicht nur Entlastung, sondern auch Hoffnung schenkt.
Die größten Herausforderungen bei der Umsetzung des Projekts waren …
…waren vielfältig und erforderten viel Engagement und Durchhaltevermögen. Besonders herausfordernd war der Umgang mit bürokratischen Hürden. Genehmigungsverfahren, gesetzliche Auflagen und die Berücksichtigung von Anforderungen wie Barrierefreiheit und Pflegequalität stellten uns vor komplexe Aufgaben. Diese Prozesse verlangten nicht nur viel organisatorisches Geschick, sondern auch eine kontinuierliche Geduld und Beharrlichkeit.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Finanzierung. Die Errichtung und der Betrieb einer Einrichtung wie der Familienherberge Lebensweg benötigen erhebliche finanzielle Mittel.
Dabei ging es nicht nur um den Aufbau, sondern auch um die langfristige Sicherstellung eines nachhaltigen Betriebs. Der Weg dahin war intensiv: von der Organisation von Spendenaktionen über die Akquise von Fördermitteln bis hin zur Gewinnung von Unterstützer*innen war jede Phase arbeitsintensiv und fordernd. Gleichzeitig war es uns ein zentrales Anliegen, eine qualitativ hochwertige Pflege sicherzustellen. Nur wenn die Eltern unserer Gäste darauf vertrauen können, dass ihre Kinder liebevoll, professionell und individuell betreut werden, können sie sich wirklich entspannen. Dieses Versprechen steht im Kern unserer Arbeit und prägt unser tägliches Handeln.
Was die Familienherberge für die Familien besonders wertvoll macht, ist …
…ihre einzigartige Ausrichtung an den tatsächlichen Bedürfnissen der Eltern und Kinder. Hier wird nicht nur Pflege angeboten, sondern ein Ort geschaffen, der Familien eine echte Auszeit ermöglicht. Die Familienherberge bietet den Eltern die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen, neue Kraft zu schöpfen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren: gemeinsame Zeit als Familie. Diese Ausrichtung ist sinnvoll und sinnstiftend, denn sie vereint professionelle Betreuung mit menschlicher Wärme. Besonders wertvoll ist auch das gelebte Miteinander im Team: Alle Mitarbeitenden – vom Pflegepersonal bis hin zu den Ehrenamtlichen – arbeiten Hand in Hand, um den Familien die bestmögliche Unterstützung zu bieten.
Was mich in meiner Arbeit am meisten berührt, sind…
…die tiefen und ehrlichen Gespräche mit den Eltern, die uns oft ihr Vertrauen schenken und Einblicke in ihre alltäglichen Herausforderungen geben. Es ist unglaublich bewegend zu sehen, wie sie hier zur Ruhe kommen, sich sicher fühlen und dankbar für die Unterstützung sind, die sie bei uns finden. Besonders berühren mich auch die persönlichen Worte in unseren Gästebüchern, die oft die Dankbarkeit und Erleichterung widerspiegeln, die unsere Gastfamilien empfinden. Zu lesen, wie sehr sie die Zeit bei uns genießen konnten, gibt mir immer wieder neue Energie für diese wertvolle Arbeit. Ein weiterer Aspekt, der mich tief beeindruckt, ist die selbstlose Unterstützung so vieler Menschen. Die Bereitschaft von Spenderinnen und Spendern sowie Ehrenamtlichen, mit ihrer Zeit, ihrem Engagement und ihren Mitteln zu helfen, zeigt, dass unser Projekt von Herzen getragen wird. Diese Gemeinschaft, in der so viele Menschen mitwirken, macht unsere Arbeit nicht nur möglich, sondern auch besonders erfüllend.
Was mich jeden Tag motiviert, weiterzumachen, ist …
… die tiefe Dankbarkeit unserer Gastfamilien und das Lächeln der Kinder, die hier endlich eine sorgenfreie Zeit erleben können. Zu sehen, wie Eltern und Geschwister bei uns zur Ruhe kommen und neue Kraft schöpfen, erfüllt mich mit Freude und Stolz. Es motiviert mich, zu wissen, dass dieses Projekt – das anfangs fast wie ein Traum erschien – tatsächlich funktioniert. Es ist ein kleines Wunder, das wir gemeinsam fortführen dürfen. Wenn ich zurückblicke, sehe ich, wie viel wir bereits erreicht haben, und das spornt mich an, weiterzumachen.
Ein Ratschlag, den ich immer wieder weitergeben würde, lautet …
„Wenn wir nicht klein anfangen, wird das Große nie passieren.“
Menschen, die mich inspirieren, sind diejenigen, die …
…mutig etwas Neues wagen, ihre Visionen in die Tat umsetzen und mit Leidenschaft für ihre Ziele einstehen. Es beeindruckt mich, wie sie trotz Herausforderungen beharrlich bleiben und mit innerer Überzeugung ihren Weg gehen. Ihr Antrieb, etwas zu verändern, und ihr fester Glaube – sei es an Gott, an sich selbst oder an eine größere Mission – sind für mich eine Quelle der Motivation. Solche Persönlichkeiten zeigen, wie wichtig es ist, nicht nur zu träumen, sondern auch entschlossen zu handeln, und erinnern mich daran, dass man mit Engagement und Vertrauen Großes bewirken kann.
Eine kleine Geste, die für andere einen großen Unterschied machen kann, ist …
…sich einem Menschen bewusst zuzuwenden. Oft genügt es, jemandem die Hand zu reichen, ein paar Minuten zuzuhören oder ein aufrichtiges Lächeln zu schenken, um zu zeigen: “Ich bin da, ich sehe dich, und ich nehme dich wahr.” Solche scheinbar kleinen Momente können für jemanden, der gerade Unterstützung, Verständnis oder Trost braucht, von unschätzbarem Wert sein.
Das Wichtigste in meinem Leben ist …
…meine Familie, mein Mann, meine Kinder und Enkelkinder und mein Glaube.
2025 freue ich mich auf …
…so viele Gastfamilien wie möglich in der Familienherberge willkommen zu heißen.
Das möchte ich noch loswerden:
Wir erleben täglich, wie wichtig es für Familien mit schwerstkranken und behinderten Kindern ist, einmal durchzuatmen und neue Kraft zu schöpfen. Doch um noch mehr Familien diese dringend benötigte Auszeit zu ermöglichen, brauchen wir Unterstützung. Wir suchen in vielen Bereichen engagierte Mitarbeitende, insbesondere Pflegekräfte die mit Herz und Verstand Teil unseres Teams werden möchten. Gemeinsam können wir einen Ort schaffen, der Entlastung und Geborgenheit bietet. Wenn Sie sich angesprochen fühlen, melden Sie sich bei uns – wir freuen uns auf Sie!