KILIAN MOHNS

Kilian Mohns (28) ist ein musikalisches All-Round-Talent – der gebürtige Stuttgarter ist als Solokünstler unterwegs und arbeitet als Produzent und Audio Engineer im kreativen Schaffensprozess anderer Bands und KünstlerInnen mit.

Schon mit 15 Jahren begann Kilian damit, für andere Bands Aufnahmen zu machen. Eine Leidenschaft, die nicht nur eine pubertäre Kurzzeitliaison war, sondern bis heute anhält. Seine Ausbildung als Tontechniker konnte er in den legendären Bauer Studios machen. Damals lebte er noch im Stuttgarter Umland. Doch seit 10 Jahren nennt Kilian den Kessel sein Zuhause und startet hier als Musiker, Musikproduzent und Toningenieur richtig durch – seit 2016 in den Tin Roof Studios.

Während seine eigene Musik sich im Bereich Singer-Songwriter/Pop bewegt, reichen die Genres seiner Produktionen von Indie über Hardcore bis hin zu Jazz. Für ihn geht es nicht so sehr darum, wie sich die Musik zuordnen lässt, sondern vielmehr darum, welcher Mensch mit welcher Geschichte dahintersteckt. Darüber wollten wir mehr wissen und haben den talentierten Musiker (coronakonform) getroffen.

Wann wurde dir klar: Musik, das isses!?

Mit 10 Jahren habe ich meine erste Band gegründet. Seitdem gab es für mich eigentlich nichts anderes, das mich interessiert hat. Als ich so 14 oder 15 Jahre alt war, durfte ich mal kurz in die Arbeit von Udo Rinklin (Produzent von u.a. Die Happy, Laith Al-Deen, etc.) reinschnuppern. Das war für mich wohl der entscheidende Punkt und der Grund, warum ich heute selbst als Produzent arbeite.

Gab es davor auch schon mal einen anderen Berufswunsch?

So richtig kann ich mich daran nicht erinnern. Aber ich fand James Bond schon ziemlich früh cool. Kann sein, dass ich auch Geheimagent werden wollte.

Kannst du dich an die erste CD erinnern, die du geschenkt bekommen hast?

Oh ja. Limp Bizkit – Chocolate Starfish And The Hot Dog Flavoured Water.

Und welches war die erste CD, die du selbst gekauft hast?

Eminem – The Eminem Show

Wie konsumierst du aktuell Musik? Nutzt du Plattformen wie Spotify und Soundcloud oder greifst du auf klassische Medien wie Vinyl, CD oder Radio zurück?

Am meisten höre ich tatsächlich gekaufte Musik über mein Handy. Aber ich finde es auch richtig schön, eine Platte aufzulegen oder eine CD anzumachen. Aber ehrlich gesagt, mache ich das viel zu selten. Mein „guilty pleasure“, das ich im letzten Jahr entwickelt habe, ist das „Apple Music Country Radio“. Da fühlt man sich gleich ein bisschen wie im USA-Urlaub. Hängt vielleicht auch damit zusammen, dass meine Reise letztes Jahr ins Wasser gefallen ist.

Spotify und andere Musik-Streaming-Plattformen lehne ich aktuell ab. Ich erlebe einfach direkt, wie wenig da beim Kunstschaffenden ankommt. Das kann ich als bewusster Konsument, der ich in vielen Bereichen zu sein versuche, einfach nicht unterstützen. Als Konzept an sich finde ich Streaming total legitim, allerdings wird das Geld dort einfach nicht gerecht verteilt. Das will ich nicht unterstützen.

Wie würdest du deine eigene Musik beschreiben?

Singer-Songwriter-Musik, früher vor allem von Folk und Country inspiriert, inzwischen mit weit mehr Anteilen aus Pop und elektronischer Musik.

Hast du musikalische Vorbilder oder gibt es Einflüsse, an denen du dich orientierst?

Mein All-Time-Hero ist Damien Rice, der tragische King der Singer-Songwriter-Musik unseres Jahrtausends. Zusätzlich gibt es dann Inspirationen, die immer wieder wechseln. Dazu gehören zur Zeit Phoebe Bridgers, Bon Iver und Vancouver Sleep Clinic.

In welcher Sprache schreibst du deine Text lieber? Deutsch oder Englisch?

Definitiv Englisch. Für einige Bandprojekte habe ich auch schon deutsche Texte geschrieben, aber da ich schon immer vor allem englische Musik gehört habe, ist das für mich auf jeden Fall die ‘natürlichere’ Musiksprache.

Wo und wann bist du im Moment besonders kreativ?

Wenn ich bei mir im Studio bin und es langsam spät wird.

Wie würdest du deinen eigenen Musikgeschmack beschreiben?

Ich bevorzuge das Traurige gegenüber dem Fröhlichen. Grundsätzlich bin ich aber sehr breitgefächert aufgestellt. Meine prägendsten Genres sind auf jeden Fall Singer-Songwriter/Folk und Emo/Pop-Punk.

Was tust du in ruhigeren Minuten am liebsten?

Eindeutig Kochen.

Was hältst du von Social Media? Ist das eher Fluch oder Segen?

Für mich beides. Ich konsumiere mehr als gesund ist und mir wird diese ständige Selbstdarstellung immer mehr zuwider. Das bringt mich als Künstler natürlich in einen gewissen Konflikt. Den habe ich gerade oft, wenn ich das Gefühl bekomme, ich sollte mal wieder was posten. Oft mach ich dann Bilder und lösche sie sofort wieder, weil ich mich in dem Moment ein bisschen selbst anekle.

Was vermisst du im Dauerlockdown am meisten?

Ich würde gerne mal wieder auf Tour gehen und Konzerte vor Menschen spielen, mit denen ich mich danach noch ganz entspannt eine Runde unterhalten kann.

Was ist das Erste, das du nach dem Lockdown tun wirst?

Meine Seele dürstet nach Italien, da will ich hin.

Was magst du besonders am Kessel und wo findet man dich, wenn du mal wieder richtig feiern gehen willst?

Mich findet man beim Ausgehen meistens nicht auf der Tanzfläche. Aber ich habe besonders schöne Erinnerungen an Konzerte in Läden wie dem JuHa West, dem Schocken, dem Zwölfzehn, dem Keller Klub (wie ich ihn vermisse!) und dem Café LUV in Bad Cannstatt.

Was findest du an Stuttgart richtig knorke, was turnt dich eher ab?

Irgendwie finde ich es angenehm, dass niemand außerhalb von Stuttgart uns um unseren Wohnort beneidet. Ich habe mal eine Produktion mit Musikern aus Berlin gemacht, die mich mit einem verwunderten Blick gefragt haben: „Findest du Stuttgart schön?“. Als ich bejaht habe, fühlte ich mich wie der Hüter eines Geheimnisses, das sie nie verstehen werden. Irgendwann sind richtig viele Menschen, die ich sehr gerne ma,g nach Stuttgart gezogen und auch dortgeblieben. Das hat mein Leben hier auf jeden Fall sehr bereichert. Punkte, die mich an Stuttgart nerven, sind der Wohnungsmarkt, das ständige Sterben von Clubs und Kulturorten und die immer weiter wachsende Polizeipräsenz. Ja, da gibt es schon ein paar Punkte.

Hast du eine Lieblingshood in Stuttgart? In welchen Bars, Cafés und Restaurants findet man dich normalerweise?

Das Oblomow ist sowas wie mein erweitertes Wohnzimmer. Es gibt kaum einen Ort, an dem ich lieber bin. (Pssssst! Im Sommer öffnet wieder die coole Außenterrasse!)

Wenn du einen Wunsch frei hättest, wen würdest du gerne mal in den Tin Roof Studios begrüßen?

Das ist richtig schwierig. Aber vermutlich wäre es ein Cowboy mit dem Künstlernamen „Illustrated Manual“ irgendwo aus den Tiefen Wyomings. Den kennt niemand, das sollte sich aber dringend ändern, weil seine Musik einfach zu schön ist.

Gibt es auch Musik, die für dich gar nicht geht?

Ich bin kein besonders großer Fan symphonischer Blasmusik und auch Schlager muss nicht sein. Für mich hat aber alles außer Rechtsrock seine Daseinsberechtigung.

Was planst du mittel- und langfristig?

Am 25. Juni erscheint meine Single RELATIVE mit Video.

Vor allem im ersten Lockdown habe ich damit angefangen, das Soundspektrum meiner Songs zu erweitern. Das konnte ich schon in diversen Livestreams demonstrieren. Jetzt gibt es das Ganze auch in produzierter Form. Eine nächste Single steht auch schon in den Startlöchern.

Was ist dein größter Traum?

Ein globales bedingungsloses Grundeinkommen. Dadurch würden sich die meisten weltweiten Probleme höchstwahrscheinlich einfach regulieren. Steile These, aber es geht ja auch um große Träume.

Hast du ein Lebensmotto?

Wenn ich eins hätte, wäre es: Beginne jedes Gericht, das du kochst, damit, eine Zwiebel zu schneiden.

Was möchtest du sonst noch gerne loswerden?

Suche 2-Zimmer-Wohnung in Stuttgart. Angebote gerne an mich weiterleiten.

Wir freuen uns auf neue Musik von Kilian – folgt ihm auf Instagram: kilianmohns!

MEHR INFOS:
www.mohnsmusik.de