MICKY KURZ

ÜBER SEINEN TRAUM VOM TANZEN

Tanz ist Liebe, Schweiß, Schmerz und Kunst. Tanz ist Leben. Das weiß Micky Kurz am besten. Der Wunsch zu tanzen hat den Stuttgarter bis nach Los Angeles geführt. Aus dem Traum wurde ein harter Job. Welche Opfer muss man als Künstler bringen? Wir haben ihn in L.A. getroffen und nachgefragt.

Rhythm is a Dancer – die Botschaft des 90er-Jahre-Hits ist zeitlos schön. Und überhaupt nicht cheesy. Menschen tanzen, weil es sie berauscht, elektrisiert und verbindet. Spätestens seit dem Musikvideo zu „Like I love you“ von Justin Timberlake wurde auch Mickys Leidenschaft entfacht. Hinter der kindlichen Begeisterung verbirgt sich mehr: die Sehnsucht, das Tanzen zum Beruf zu machen. Damals war er sechs Jahre alt. Heute bewegt er, im besten Sinn. Er ist tätowiert, durchtrainiert, blondhaarig, mit markantem Gesicht.

Angefangen mit dem Tanzen hat er in Stuttgart in der New York Dance School. Mit 16 Jahren unterrichtete er bereits bei L.U. Dance, die Standort in Ludwigsburg, Tübingen, Ulm und Würzburg hat. Zwei Jahre später folgte sein erstes Engagement in Los Angeles, dem Mekka der Künstler.

Mit 19 Jahren reiste er zum zweiten Mal für drei Monate dorthin. Schnell wurde ihm klar: Er möchte auswandern, um in der hiesigen Künstlerszene Fuß zu fassen. Auch wenn er bereits erste Kontakte in der dortigen Tanzszene knüpfen konnte, zog es ihn zunächst zurück nach Stuttgart. Dort legte er sein Abitur ab und leistete seinen Zivildienst. Erst dann stellte sich ihm die Frage: Studieren oder Tanzen? Die Entscheidung fiel ihm anfangs gar nicht so leicht. Natürlich kam erst einmal von vielen Seiten die Frage: „Mensch Bub, willst du wirklich was Künstlerisches machen? Nicht lieber studieren und was Vernünftiges machen?“ Dann aber die Entscheidung zum Tanz. Schwieriger gestaltete sich die Auswanderung in die Staaten, verrät er uns im Interview.

Wie ging es bei dir weiter, nachdem du dich dazu entschlossen hattest, nach L.A. auszuwandern und professioneller Tänzer zu werden?

Tatsächlich musste ich meine Auswanderpläne zunächst verschieben. Nach dem Zivildienst wollte ich mit dem Tanzen durchstarten und habe dann meinen ersten Tanzjob in Deutschland für Adidas ergattert. So habe ich dann Fuß in der deutschen und schnell auch in der europäischen Tanzszene gefasst. Fünf Jahre hab ich mich dann durch Europa getanzt und durfte u.a. bei DSDS, X-Faktor und vielen weiteren Brands, Künstlern und Sängern auf der Bühne tanzen. Erst als ich über eine deutsche Agentur für BMW einen Tanzjob in Cleveland bekam und ich danach noch für eine Weile in L.A. war, wurden meine Pläne wieder aktuell. Schnell fasste ich dann den Entschluss, meinen Traum der Auswanderung nach LA (in das Mekka der Tanzwelt) zu verwirklichen. Allerdings war das alles nicht so einfach, denn ich habe mein Arbeitsvisum nicht durch den Job in Cleveland bekommen, sondern musste mir einen Anwalt in den USA holen, viel Geld zahlen und mein gesamtes Portfolio vorlegen. Dann hieß es nur noch: warten und hoffen – doch schließlich hab ich mein Visum zum Glück bekommen.

Los Angeles ist das Mekka der Künstler. Dennoch ist es hart, dort Fuß zu fassen. Welche Schwierigkeiten hattest du zu Beginn?

Anfangs war es natürlich schwer. In den USA muss man sich mit sehr viel Bürokratie rumschlagen: Man muss offenlegen, dass man seine Rechnungen pünktlich bezahlt, um sich seine Kreditwürdigkeit zu erarbeiten. Hinzu kommen die horrend hohen Mieten in L.A.: Man tanzt zunächst für seine Miete und kommt gerade so auf null raus. Doch dazu braucht man Aufträge, an die man erst mal kommen muss. Das ist gar nicht so einfach. Die Konkurrenz schläft nicht. Tänzer fangen immer früher an und werden technisch immer besser. Außerdem sorgen die ganzen Social-Media-Kanäle dafür, dass man sich Choreografien ganz einfach bei YouTube anschauen und nachmachen kann. Es gab wirklich Zeiten, da bin ich durch die Hölle gegangen.

Wie hast du es geschafft, an Jobs zu kommen und dich in der Szene zu etablieren?

Für jeden Job muss man zu Auditions. Dort kann es aber gut sein, dass man die Nummer 435 von 700 Mitbewerbern ist. Da darf man einfach nicht aufgeben, muss realistisch und down to earth bleiben. Gleichzeitig darf man nicht auf der Stelle treten, muss ständig „Lessons“ (dt. Unterrichtsstunden) – im Fachjargon „Classes“ – nehmen, um sich zu verbessern. Es gehört natürlich auch immer das gewisse Quäntchen Glück dazu. Irgendwann baut man sich ein Netzwerk auf. Die Szene in L.A. ist natürlich größer als anderswo, aber man kennt sich irgendwann untereinander.

Was waren deine bisher größten Erfolge?

In meinem zweiten Jahr hatte ich einen Tanzjob für Christina Aguilera ergattert. Ich war im Madison Square Garden in NYC beim NBA Allstar Game auf der Bühne live dabei. Ein Jahr später tanzte ich für ihre Show auf dem Mawazine Festival in Marokko, als sie mit über 250.000 Besuchern einen Mega-Rekord aufstellte. Das war bisher eins meiner Highlights. Vor kurzem war ich auch mit der Newcomerin Betty Who auf Tour. Weitere Prominente, in deren Musikvideos ich zu sehen war, sind Tokio Hotel, Chris Brown, Maluma, Little Mix, Hailee Steinfeld und Erika Jayne. Besonders gefiel mir bisher aber die Zusammenarbeit mit verschiedenen Größen der Tanzszene, z.B. mit dem Star-Choreograf Marvin A. Smith, der eine Art Mentor für mich ist. Er kommt ursprünglich aus L.A., lebt aber in Deutschlands und ist Europas erfolgreichster Creative Director und Choreograph. Zuletzt habe ich ihm bei der deutschen Show „Showtime“ oder auf dem Ball des Sports und bei der neuen Schuhkollektion von Deichman mit Ellie Goulding assistiert. Mit JaQuel Knight – Beyonce’s Hauptchoreograph und Creative Director – habe ich auch schon gearbeitet.

Wann hat man es als Tänzer in L.A. „geschafft“?

Selbst wenn man schon mit bekannten Stars auf der Bühne stand: Sowas ist keine Garantie! So ein Job wie der mit Christina Aguilera hält einen für ein paar Monate über Wasser. Aber was, wenn danach erst mal monatelang kein Job kommt? Diese Höhen und Tiefen sind krass. Einen Monat lang geht es einem richtig gut und im nächsten kann man seine Miete nicht zahlen oder sich nichts mehr zum Essen leisten. Jedoch kann man es da drüber schon auch „schaffen“. Wenn man fleißig ist, belohnt L.A. einen auf jeden Fall!

Kannst du dir vorstellen, wieder nach Deutschland zurückzukommen?

Damals habe ich mir einen Zeitraum von drei Jahren gesetzt, um in L.A. Fuß zu fassen. So lange war mein erstes Visum ausgestellt. Das hat ganz gut funktioniert, sodass ich geblieben bin. Ich bin mittlerweile mit meinem zweiten Visum dort und bisher geht die Karriereleiter noch weiter nach oben. Irgendwann kann ich mir schon vorstellen, wieder nach Europa zu gehen und z.B. in London oder Berlin weiterzuarbeiten.

Was ist das Besondere an L.A.? Was vermisst du dort am meisten?

Das Land ist als Einwanderungsland auf Kommunikation aufgebaut. Und das merkt man schon, wenn man an der Supermarktkasse steht oder sich einen Kaffee holt. Man kommt sofort ins Gespräch und lernt das Gegenüber schneller kennen. Klar ist auch vieles oberflächlich und „fake“ – dennoch wird hier viel mehr Wert auf das Zwischenmenschliche gelegt. Mit L.A. verbindet mich deshalb sozusagen eine Art Hassliebe, wobei ich die Stadt schon eher liebe als dass ich sie hasse. Am meisten vermisse ich das deutsche Essen oder allgemeiner: Die Vielfalt am Essen. Stichwort: „Real Bread“, nicht dieses Weißbrot. Auch fehlen mir Linsen und Spätzle – mein absolutes Lieblingsgericht!

Was sind deine persönlichen Geheimtipps für L.A.?

Zum Frühstücken gehe ich gerne ins Aroma Café & Tea oder ins Sweet Salt. Wie der Name schon verrät, gibt es dort leckere süße und salzige Snacks – von Lavender Lemon Shortbread über Pumpkin Spice Latte bis hin zu Berry Rosemary Cake. Wer Lust auf Bruschetta, Suppen oder Salate hat, sollte unbedingt im Malibu Café vorbeischauen. Sonntags findet man mich oft auf dem Melrose & Fairfax Flea Market bei der Fairfax High School. Von dort hab’ ich schon schöne Schätze mit nach Hause genommen. Wenn ich Lust auf Hiken und Joggen habe, zieht es mich entweder zum Runyon Canyon Park oder zum Wisdom Tree wegen der schönen Landschaft. Zum Bräunen oder Chillen gehe ich gern zum Manhattan Beach. Der ist weniger überlaufen wie der Venice Beach, da hat man seine Ruhe.

Was sind deine nächsten Ziele?

Klar, eine große Welttournee wäre ein Traum, aber irgendwie verschieben sich die Interessen mit dem Alter. Mit Ende 20 gehöre ich langsam zur älteren Generation beim Tanzen. Ich möchte meinen Karrieregang weiter in Richtung Choreograph und Creative Director ausbauen, denn damit habe ich ja schon Erfahrung. Gut vorstellen kann ich mir auch, im kreativen Bereich hinter der Kamera zu arbeiten, ähnlich wie meine Idole Brian Friedman oder Tony Testa.

Hast du ein Lebensmotto?

Ja, sogar zwei: „Hakuna Matata“ und

„What goes around comes around“.

MEHR INFOS:
https://instagram.com/mynameismicky

6 GEHEIMTIPPS FÜR DEINEN L.A.TRIP

Ihr plant eine Reise in die Stadt der Engel? Hier kommen sechs Lieblingsplätze von Micky, an denen ihr euren Urlaub genießen könnt.

Aroma Café & Tea
4360 Tujunga Ave, Studio City, CA 91604

„Super leckeres Frühstück, guter Service und faire Preise!“

Mehr Infos:
http://www.aromacoffeeandtea.com
Sweet Salt
10218 Riverside Dr., Toluca Lake, CA 91602

„Wie der Name schon verrät, gibt es dort leckere süße und salzige Snacks – von Lavender Lemon Shortbread über Pumkin Spice Latte bis hin zum Berry Rosemary Cake.“

Mehr Infos:
https://sweetsaltfood.com
Malibu Café
327 Latigo Canyon Rd, Malibu, CA 90265

„Wer Lust auf Bruschetta, Suppen oder Salate hat, sollte unbedingt im Malibu Café vorbeischauen!“

Mehr Infos:
http://themalibucafe.com
Melrose & Fairfax Flea Market
7850 Melrose Ave, Los Angeles, CA 90046

„Auf dem Flohmarkt in der Nähe der Fairfax High School hab’ ich schon schöne Schätze mit nach Hause genommen.“

Runyon Canyon & Wisdom Tree
2000 N Fuller Ave, Los Angeles, CA 90046
Tree of Life Trail, Los Angeles, CA 90068

„Wenn ich Lust auf Hiken und Joggen habe, zieht es mich entweder zum Ruyon Canyon Park oder zum Wisdom Tree wegen der schönen Landschaft.“

Manhattan Beach
Manhattan Beach, CA 90266

„Zum Bräunen oder Chillen gehe ich gern zum Manhattan Beach. Der ist weniger überlaufen wie der Venice Beach, da hat man seine Ruhe.“