Wenn „Miri calls“, sollte man auf jeden Fall antworten. Oder noch besser, selbst aktiv werden und die wunderbare Miriam ins GTS-Headquarter einladen, damit wir mit ihr über ihre Musik, Inspirationen und den Kessel sprechen können.
Momentan sammelt die junge Stuttgarterin Ideen für ihr neues Album, damit sie uns weiterhin mit ihren Songs im British Pop Stil verzückt. Doch nicht nur ihre Melodien beamen ganz weit raus aus dem Alltag, sie möchte mit ihren Songs Geschichten erzählen, ihre Hörer mitnehmen auf akustische Reisen, die es ihnen erlauben, andere Perspektiven einzunehmen. Ganz nach dem Motto:
„There can be Miricalls when you believe.”
Die Inspiration für ihre Songs sammelt sie an ihrem Geheimort. Mitten in der Natur abseits des Rauschens der Autos, dafür inmitten von Vogelgezwitscher und dem Rascheln der Bäume. Mehr braucht es nicht, um ihre Gedanken anzukurbeln. Selbst sagt sie:
„Schreiben ist wie ein Ventil für all die Gedanken. Wenn der Kopf zu voll ist, dann muss es einfach raus und das am besten so schön wie möglich.”
Wie gut das klappt, kann man in jedem Detail ihrer Songs hören, die sie mit dem Musikproduzenten Daniel Walt arrangiert und realisiert. Was eben noch in ihrem Notizbuch stand, wird plötzlich ein komplexes Stück Musik, das ganz viele Emotionen weckt. Daniel fasst es so zusammen: „Das Herausstechende an den ganzen Produktionen ist, dass Musik und Stimme ineinander verfließen. Es stecken gefühlt 1000 Details drin.”
Um all diese Facetten möglichst gut herauszuarbeiten, braucht man jemanden, mit dem man Leidenschaft und Liebe zum Detail teilt. Zwischen Daniel und Miri klappt das seit mittlerweile vier Jahren bestens, sodass es nicht selten vorkommt, dass die beiden bis in die frühen Morgenstunden zusammen tüfteln. Kein Wunder, denn: „Das Geniale an Miri ist, sie ist musikalisch so wandelbar wie ein Chamäleon: mal episch, mal groovig, mal emotional und doch bleibt sie unverwechselbar,“ beschreibt Daniel die Zusammenarbeit mit Miri.
Dieses Talent hat sie wohl von ihrem Opa geerbt. Als Geigenbauer entfachte der ihre Leidenschaft zu Streichinstrumenten bereits im Alter von sechs Jahren. Los ging´s mit dem Cellounterricht. Auch ihr Vater ist Geigenbauer – der Musik konnte sie von klein auf gar nicht aus dem Weg gehen. Mit 12 Jahren schrieb sie ihre ersten Songs und begleitetet sich selbst auf der Gitarre. Aber Ihr Lieblingsort blieb die Werkstatt ihres Großvaters, dem sie auch die Leidenschaft für das Zeichnen zu verdanken hat. Inmitten von Werkzeugen, Holzspänen und dem wohligen Geruch von Holz sitzt sie stundenlang und bringt mit Acryl, Aquarell, Kohle und Bleistift Bilder aufs Papier.
Auch wenn sie durch ihren Opa viele Kontakte gehabt hätte – statt klassischer Cellokarriere ist sie nun doch in der Popwelt gelandet und fing dort ganz bei null an.
Wer schon mal einen Auftritt von Miricalls gesehen hat, weiß, welche Bedeutung Mäntel auf der Bühne für sie haben. „Ich werde auf eine gewisse Art von meinem Mantel beschützt und fühle mich so im Studio oder auf der Bühne viel wohler.” Dementsprechend besitzt sie eine Menge Exemplare und ist immer auf der Suche nach neuen Modellen – extravagant, elegant und ein kleines bisschen zu groß sollte er sein.
Doch nicht nur wegen der Bühnenlooks sollte man Miri unbedingt einmal live erleben. Bei dem Auftritt nimmt sie ihre Fans mit auf eine Reise und lädt dazu ein, das Drumherum eine Zeit lang zu vergessen. Das passiert vor allem während der ruhigen Balladen, in die sie ganz eintaucht. Ob Konzerthalle oder privates Wohnzimmer, sie schafft es, jedem Auftritt etwas ganz Eigenes zu verleihen. Besonders, wenn sie mit ihrer neunköpfigen Band auftritt und alle gemeinsam „Dare to be you!“ performen. Ein echter Ohrwurm, der auch ihrer ersten EP den Namen gab.
Wann hast du mit dem Singen angefangen?
Quasi als ich mit dem Sprechen angefangen habe. Dadurch habe ich die ersten Grundbausteine gesammelt. Als ich 12 Jahre alt war, habe ich mir selbst das Gitarrespielen beigebracht. Den ersten Song habe ich dann mit dem Headset am Laptop aufgenommen. Aber es hat sich gelohnt, denn aus dem anfänglichen Hobby ist mittlerweile mein Beruf geworden. Am Anfang war es schon ein bisschen komisch zu sagen: Ich bin Sängerin! Aber mittlerweile habe ich mich schon fast daran gewöhnt und sage es richtig gerne.
Wie stark nimmt die Musik schon den Alltag ein?
Komplett! Mein Tag besteht aus Mails schreiben, Booking-Anfragen bearbeiten, Songs schreiben und aufnehmen und jeder Menge anderer Arbeit, die man auf den ersten Blick nicht vermutet, die aber auch erledigt werden muss. Zum Glück habe ich Daniel Walt an meiner Seite. Ich kenne Daniel über meinen Ex-Freund. Beide haben an einer Sommerfreizeit teilgenommen, Daniel war damals auf der Suche nach einer Sängerin. Da hat mein Ex-Freund ihm einfach ein Demo meines ersten Songs geschickt und Daniel hat mich kontaktiert. Heutzutage kann ich gar nicht mehr ohne ihn. Er ist nicht nur mein Produzent, sondern mittlerweile auch ein richtig guter Freund geworden, der mir einiges abnimmt und sich zum Beispiel um meine Verträge und vieles mehr kümmert. Nicht nur privat, auch beruflich muss man Partner finden, mit denen man auf einer Wellenlänge ist.
Wie kamst du zu deinem Künstlernamen und welche besondere Bedeutung hat er für dich?
Darauf antworte ich mal mit einem Zitat von Whitney Houston und Mariah Carey „There can be miricalls when you believe“, heißt es in ihrem Song „When you believe“. Als Kind habe ich den Song ständig rauf und runter gesungen. Allerdings klang mein echter Name einfach nicht so gut. Trotzdem wollte ich ihn in meinem Künstlernamen drin haben, deswegen lag für mich Miricalls einfach auf der Hand. So habe ich etwas Passendes gefunden, aber ich beneide immer meine Freundin Judith, denn sie kommt einfach ständig in allen Songs vor („you did“).
Wo siehst du deine musikalischen Einflüsse?
Ich war 16, als ich meinen ersten Song aufgenommen habe, damals sogar noch auf Deutsch. Ich bin ganz ehrlich mit euch, der Grund war einfach mein schlechtes Englisch. Dann habe ich mich hingesetzt und eine Pro- und Contraliste gemacht, um herauszufinden, in welcher Sprache ich denn nun singen sollte. Im Endeffekt hat Englisch gewonnen, weil meine Stimme so weicher klingt und ich mich allgemein wohler fühle.
Meine Musik klingt nach British Pop, Adele, Florence & the Machine, Jessie J und viele andere gehören zu meinen Einflüssen.
British Pop ist nicht zu verwechseln mit Brit Pop! Das heißt, es geht viel epischer, emotionaler und oft akustischer zu. Oft gibt es Streicher im Hintergrund. Aber das lässt sich schwer beschreiben, am besten hört man sich meine Musik einfach mal an.
Im Moment höre ich Annenmaykantereit mit „Barfuß am Klavier“ in Dauerschleife. Diese Stimme begeistert mich jedes Mal wieder!
Welche weiteren Inspirationen beeinflussen dich?
Eindeutig die Natur! Dort bin ich am allerliebsten. Zum Glück ist es in Stuttgart nicht schwer, die nächste Grünfläche zu finden. Außerdem habe ich meinen eigenen Garten mit Schaukel, das ist pure Inspiration. Hier ist schon der ein oder andere Song entstanden.
Aber natürlich möchte ich mit meiner Musik auch etwas mitgeben. Man sollte positiv sein und immer mit offenen Augen durchs Leben gehen. Uns geht es so unglaublich gut, wir sind frei, das sollte man sich ruhig öfter mal bewusst machen.
Mein Song „My grief and I“ ist keine traurige Ballade, sondern es geht darum, anderen Mut zu machen, Trauer zuzulassen und stark daraus hervorzugehen. Gleichzeitig wollte ich mit den Fans ins Gespräch kommen und habe sie dazu aufgerufen, sich bei mir zu melden, um über ihre Probleme zu reden. Dazu habe ich mir extra ein zusätzliches Handy besorgt, damit ich auf diesem ein paar Stunden pro Tag erreichbar bin.
Was wäre ein Traum von dir?
Das wäre ein Duett mit Jessie J in der Elbphilharmonie mit einem kompletten Symfonieorchester. Aber wenn Jessie nicht so weit reisen möchte, wäre auch die Royal Albert Hall total ok (lacht).
Was verbindest du mit Stuttgart?
Ich bin in Leonberg bei Stuttgart geboren. Seit kurzem lebe ich aber direkt in der City. Das Besondere an dieser Stadt ist, dass man so schnell in der Natur ist und gleichzeitig nicht auf das Stadtleben verzichten muss.
Sehr gerne cruise ich auf meinem Roller durch die Villengegend am Killesberg. Man findet mich auch oft auf einer Bank am Bismarckturm – da ist immer ein Plätzchen frei. Kreativ bin ich auf jeden Fall nur, wenn ich raus gehe: Höhenpark am Killesberg, Schlossgarten oder Wald. Wenn ich etwas Süßes brauche, dann gönne ich mir am liebsten ein Eis vom Pinguin am Eugensplatz. Im Sommer chille ich gerne bei den Jazz Open am Schlossplatz.
Welches sind deine Lieblingsreiseziele?
Für mich ist das Mittelmeer noch ein großes Geheimnis, das ich unbedingt erkunden will. Früher war ich nie am Meer, es wird höchste Zeit das aufzuholen. Vor kurzem war ich eine Woche im Norden von Mallorca, auf den Ballermann habe ich gerne verzichtet. Total gerne würde ich mal nach Schweden wegen der Natur oder nach New York wegen der aufregenden Stadt.
Hast du ein Lebensmotto?
„Die Welt ist voller Wunder und es liegt an dir, ob du sie siehst.”
Fotos: Elisa Mauruschat www.elisamauruschat.com