NASIM KHOLTI

Stuggi Love! Genau das drücken die witzigen Stuttgart-Videos von Sänger und Musiker Nasim aus, die ihr bei YouTube und auf verschiedenen Social-Media-Kanälen sehen könnt. Ob Ost, Süd, West oder Bad Cannstatt – die Songs nehmen euch akustisch sofort mit ins Städtle. Doch Nasim kann viel mehr als nur Stadtteilvideos – der gebürtige Remstaler macht schon seit seinen Teenie-Jahren Musik.

Mit 16 Jahren ging es los und seitdem hat er nie wieder damit aufgehört. Nach Stationen in verschiedenen Bands, sang er mit Anfang 20 das erste Mal vor Publikum. Nach seinem Studium der Sozialen Arbeit, hat er zunächst in der Jugend- und Bewährungshilfe gearbeitet. Die Musik war jedoch immer mit dabei. Irgendwann wurde der Wunsch stärker, sich ganz auf das Songwriting zu konzentrieren und kreativ zu werden. Vor 1,5 Jahren hieß es dann „Adieu, Festanstellung“ und „Hallo, Musikerleben“. Endlich konnte er sich ganz darauf konzentrieren, all seine Ideen umsetzen und die Texte voller Wortwitz und Liebe zum Detail vertonen. Praktisch ist, dass Nasims sehr guter Freund und Sparring-Partner Florian Ostertag auch Singer-Songwriter ist. Am Marienplatz haben sie einen gemeinsamen Proberaum und tragen ihre Musik aus aus Stuttgart-Süd in die Welt hinaus. 

Deine Musik hat oft eine besondere Mischung aus Melancholie und Leichtigkeit. Wie findest du die Balance?

Ich bin da total hin- und hergerissen. Ich habe mich gefragt, ob ich das trennen muss, aber eigentlich spiegelt diese Kombination meine Person gut wider. Die Songs auf meinen zwei Alben und meiner EP sind ja eher melancholisch und greifen auch mal Themen mit einem Augenzwinkern auf. Auf der anderen Seite geht es bei den Stadtsongs auf Social Media um die Liebe zur Heimat, also eher „leichte Kost“. Trotzdem erlaube ich mir auch hier, die ein oder andere Spitze zu setzen, z.B. im Killesbergsong: „Hier lebt es sich Dank meines Erbes unbeschwert.“

Gibt es ein bestimmtes Thema, das dich aktuell besonders inspiriert?

Natürlich werden meine Texte durch die gesellschaftspolitische Lage beeinflusst, es gibt aber wenige explizit politische Texte. Vor 12 Jahren habe ich mal einen sehr gesellschaftspolitischen Song zum Thema Alltagsrassismus geschrieben: „Mustafa“. Die erste Zeile lautet: „Mustafa ist für einen Türken ziemlich nett.“ Der Text ist autobiographisch. Ich habe einen marokkanischen Vater und bin in einem kleinen Ort im Remstal groß geworden. Als Kind wollte ich immer Stefan heißen, da ich dachte, dann gehöre ich so richtig dazu. Aber selbst als Mensch mit Migrationshintergrund bin ich nicht davor gefeit, unterschwellig auch andere zu diskriminieren. 

Wie gehst du an das Songwriting heran – eher spontan oder mit einem festen Konzept?

Bei meinen eigenen Songs steht zuerst die Melodie, dann kommt der Text. Da reicht dann auch ein Funke, ein Wort oder Gedanke, der zu weiteren Textfetzen führt. Ob ich dabei in der Küche sitze oder im Studio „jamme“ ist eigentlich egal. Es muss in erster Linie mein Interesse wecken, irgendein Funke muss da sein. Ich habe gemerkt, dass ich alle Gedanken, die mir so kommen, direkt aufschreiben muss, sonst sind die weg. Aber generell ist mir der Text fast genauso wichtig wie eine eingängige Melodie.

Du arbeitest regelmäßig mit anderen Musiker*innen und Produzent*innen zusammen. Was macht für dich eine gute musikalische Zusammenarbeit aus?

Aktuell arbeite ich viel mit Kim Hoss, die ich schon seit meiner Jugend kenne, und Florian Ostertag zusammen. Seit fast einem Jahr spiele ich bei Kims Songs Gitarre und bin mit ihr auf Gigs unterwegs. Wichtig ist, dass der Vibe stimmt, weil man viel Zeit miteinander verbringt. Die Liebe zur Musik steht bei uns beiden im Vordergrund. Wichtig ist mir bei einer Zusammenarbeit, auf Augenhöhe zu sein, und so lerne ich von beiden enorm viel.

Wenn du mit einer beliebigen Person einen Song aufnehmen könntest, wer wäre das?

Allgemein fände ich ein Duett mit einer besonderen Frauenstimme spannend. Die Stimmen von Miley Cyrus oder Sheryl Crow gefallen mir sehr, mit beiden würde ein gemeinsamer Song bestimmt interessant klingen. 

Gibt es einen Moment in deiner bisherigen Musikkarriere, der dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

2012 habe ich Florian Ostertag auf seiner Deutschlandtour als E-Gitarrist begleitet und durfte in Heidelberg als „Vorband“ auftreten. Kurz davor hab ich mein Soloprojekt gestartet und war natürlich mega aufgeregt, weil ich nicht wusste, wie meine Songs beim Publikum ankommen würden. Ich hatte 30 gebrannte Demo-CDs im Gepäck. Als ich auf der Bühne stand, war ich total geflasht, weil das Publikum so angetan war und mir wirklich zugehört hat. Das Konzert werde ich nie vergessen. 

Du bist viel live unterwegs – was macht für dich ein richtig gutes Konzert aus?

Ob im Wohnzimmer oder bei einem Clubkonzert, wie im Merlin – das Publikum ist genauso wichtig wie die Musiker*innen auf der Bühne. Wenn da eine Verbindung entsteht, wird es ein schönes Konzert. Was ich aktuell bemerke, ist, dass die Leute da draußen wieder Lust auf Konzerte haben. Deshalb funktionieren momentan auch Kneipenchors, Karaokebars oder Mitsingkonzerte so gut! Ich könnte mir auch super vorstellen, mit meinen Stuttgart-Songs in einer Stuttgarter Location aufzutreten.

Gibt es eine besondere Location oder Stadt, in der du unbedingt mal spielen möchtest?

In Stuttgart ist die Liederhalle meine Lieblingslocation, in der ich mal ein eigenes Konzert spielen möchte. Außerdem würde es mich reizen, mal ein Konzert in Hamburg zu geben.

Was bedeutet dir dein Heimatdorf bzw. dein aktueller Wohnort für deine Musik?

Ich habe nur noch wenig Bezug zu meinem Heimatort im Remstal, deshalb würde ich Stuttgart schon als meine Heimat bezeichnen. Seit 2006 ist Stuttgart mein fester Wohnort und für mich definitiv unterschätzt. Der Stuttgarter Osten ist meine Hood und deshalb lag es auf der Hand, dass mein erstes YouTube-Video von Stuttgart-Ost handeln muss!

Gibt es ein bestimmtes Ritual oder eine Gewohnheit, die dich vor Auftritten begleiten?

In letzter Zeit habe ich viele Wohnzimmerkonzerte und Gartenkonzerte bei Leuten zuhause gespielt. Oder war gemeinsam mit Florian Ostertag auf unserer „Tour de Ländle“ unterwegs, auf der wir mit dem Fahrrad die Region um Stuttgart erkundet haben. Aber direkt vor einem Konzert, das ich alleine spiele, bin ich schon aufgeregt und brauche dann kurz davor meine Ruhe.

Im April hat Nasim zum ersten Mal seine Stadtsongs live vor Publikum gespielt, und zwar im kultigen Schlampazius im Stuttgarter Osten. Wo er als nächstes seine (Stadt-)Songs zum Besten geben wird, verrät er euch auf seinem Insta-Profil!
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https://nasimmusik.de