Oliver Felipe Lozano Falk ist viel mehr als Fotograf, Filmemacher, Coach und lebenslustiger Freigeist. Er schafft es, das Wesen eines Menschen nicht nur zu erforschen, sondern es in seinen Shootings hervorzuholen und in Kunstwerken zu verewigen. Mexikanisches Temperament trifft auf deutsche Gründlichkeit.
Sein Fokus liegt darauf, Vielfalt, Stärke und Schönheit in allen Menschen auf der ganzen Welt zu zeigen. Vor allem, wenn diese Sicht auf sich selbst den Menschen abhandengekommen ist. Vor über 20 Jahren hat er seine Vision und Berufung für sich verwirklicht und inszeniert seitdem filmisch und fotografisch Privatpersonen, Künstler*innen und Unternehmen ganz persönlich, um ihr wahres Ich herauszuholen. Das schönste Komplimente für ihn ist, wenn seine Kund*innen die Shootings mit ihm als heilsam bezeichnen und sein Loft Studio in der Tübinger Straße in Stuttgart mit einem Lächeln verlassen. Wenn ihr mehr darüber erfahren wollt, wie Oliver das schafft, dann gibt er euch hier einen Einblick in seine Mission.
Lieber Oliver, du bist in erster Linie als Fotograf und Filmregisseur bekannt. Wie bist du zu deiner Arbeit gekommen?
Als Kind konnte ich das Kino in der Stadt, in der ich aufwuchs, immer gratis besuchen, da es meiner Verwandtschaft gehörte, und somit konnte der kleine Olli die große Welt sehen, Geschichten und Gefühle erleben, Spannung, Storys von „Zurück in die Zukunft“, „Ghostbusters“, „Star Wars „und alles, was großes Kino ausmacht lieben lernen. Fotografiert haben wir zu Hause immer und ich habe mich von klein auf dafür interessiert und einfach gemacht. Angefangen mit der Ritsch-Ratsch-Kamera von meinem Opa, bis zur VHS-Kamera meiner Mutter und später dann mit besserem Equipment.
Sowohl Fotografie als auch Filme dienen dazu, Momente einzufangen. Wieso ist es deiner Meinung nach so wichtig, Dinge festzuhalten?
Viel wichtiger als einzufangen ist es doch zu kreieren. Was bleibt von unserem Leben? Was können wir als Menschen mehr hinterlassen als viel Geld, ein Haus oder ein Auto? Geschichten und Momente, die wir erlebt haben, Gefühle, die wir empfunden haben und die wir mit den Menschen und Geschöpfen geteilt haben, die uns auf unserem Weg begleitet haben. Familie, Freunde, Haustiere, Plätze, Gerichte, Begegnungen, Musik, Momente, all das ist endlich und geht vorüber. Sich davon etwas zu bewahren, sich zu gönnen, diese Momente immer wieder vor Augen zu haben und in die Gefühle wieder einzusteigen, ist ein Geschenk an sich selbst und alle Lieblingsmenschen. Die wenigsten von uns wüssten, wie Ihre Großeltern aussahen oder sich anhörten, wenn wir sie nicht irgendwo auf Film oder Bildern festgehalten hätten.
Es ist ein unglaubliches Geschenk, dass wir die Freude haben, uns an das, was vor uns war, nicht nur zu erinnern und es innerlich zu erleben, sondern diese Gefühle auch immer wieder durch das Außen und Zeitdokumente hervorrufen zu können. An dem Schönen erfreut man sich, an dem Schlimmen wächst man. Und unsere Nachfahren erinnern sich so noch ein wenig an uns und können die ein oder andere Anekdote erzählen. Nur von Bildern weiß ich, wie meine Urgroßeltern aussahen und fühle mich ihnen dadurch verbunden, auch wenn sich unsere Wege und Zeigen nie im Hier und Jetzt gekreuzt haben.
Du warst auch als Musiker, Sänger und Schauspieler tätig. Wie helfen dir deine Erfahrungen von hinter der Kamera oder Bühne vor der Kamera oder Bühne?
Ich kenne die Verletzlichkeit, sich anderen im Scheinwerferlicht auszuliefern, sich nackt zu machen, seine Seele zu zeigen. Das ist ein großer Schritt und jedes Mal aufregend, manchmal auch zäh oder schwierig, vor allem wenn man befangen ist. Diese Erfahrungen mit leergespieltem Raum und auch tosendem Applaus kenne ich gut. Daher kann ich meinen Kund*innen mit viel Empathie begegnen und kenne die Mechanismen, Tipps und Tricks, sich zu lockern, körperlich, mental, seelisch und in die Lust, sich selbst zu erforschen und sich besser kennen zu lernen, einzusteigen, um diese dann angstfrei herauszuholen, damit sie endlich atmen kann. Das ist ein echter Befreiungsschlag und so wichtig.
Gab es in deinem Leben Erfahrungen oder Situationen, in denen du dich unverstanden und nicht gesehen gefühlt hast oder wieso ist es dir bei deiner Arbeit so wichtig, die Menschen kennen- und verstehen zu lernen?
Das gab es oft. Wenn man einen künstlerischen Beruf – zunächst Filmemacher und Fotograf, dann auch Coach – ausübt, ist das Umfeld oft erst skeptisch, dagegen, zynisch und verlangt oft von einem sich zu erklären, warum man nichts „Gescheites“ oder „Sicheres“ macht. Ich musste gegen einige Windmühlen ankämpfen und mir auch immer wieder beweisen, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Ich habe Klient*innen und auch in meinem Umfeld Menschen, die den „sicheren“ Weg gewählt haben, nicht auf sich hörten und nun vor einem inneren Scherbenhaufen sitzen, weil sie nicht den Mut hatten, das zu tun, was ihnen wirklich Freude bereitet. Diese Menschen zu hören, sie zu verstehen und ihnen Möglichkeiten zu zeigen, erfüllt mich mit Leben und Glück. Sie wieder für sich selbst, ihr Leben, ihren Beruf, etc. zu begeistern und eine innere Stimmigkeit in ihrem Leben zu erwecken, ist phänomenal. Ich will, dass sie kraftvoll stehen und gehen.
Viele Menschen trauen sich nicht, sich emotional und authentisch zu zeigen. Deshalb verstecken sie sich hinter Beauty-Filtern oder oberflächlichen Werbeslogans. Wie schaffst du es, dich abzugrenzen?
Die Frage ist, was hindert sie daran, sie selbst zu sein? Wovor haben sie Angst? Authentisch zu sein ist nicht der leichteste Weg, aber der schönste. Wie viel kann ich mir selbst vormachen? Ich glaube tief drin, dass nur wenige Menschen und Unternehmen etwas darstellen wollen, was sie nicht sind. Das ist vor allem bei kleinen und mittleren Unternehmen sehr verbreitet. Das sehe ich an oberflächlichen Imagefilmen und standardisierten Businessbildern. Und das soll sich dann von der Masse abheben. Wie denn? Anwälte haben so auszusehen, Ärzte so, Handwerker so, und so weiter. Wie öde! Wir Menschen sind nun mal gefangen zwischen den Extremen des absoluten Individualisten, der dadurch einsam werden kann und der Zugehörigkeit zu einem Rudel. Nur so können wir überlegen, denn niemand schafft es alleine. Irgendwo dazwischen liegt für jeden die Wahrheit.
Man selbst zu sein – und das heißt nicht, seinen Launen permanent freien Lauf zu lassen oder Rücksichtslosigkeit und schlechtes Benehmen als Tugend der Authentizität zu verkaufen – ist meiner Meinung nach der Schlüssel zum Glück. Dazu will ich mich auch vorher kennenlernen und immer wieder neu entdecken, annehmen, lieben, aus der Komfortzone rauskommen, mich weiterentwickeln, ohne im Selbstoptimierungswahn zu versinken. In meiner Arbeit grenze ich mich persönlich dadurch ab, dass ich heilende und transformierende Arbeit in Form von Fotografie und Coaching verbinden kann. Für Businesskund*innen arbeite ich am liebsten mit Storytelling und Personal Branding und zeige die Menschen, das Team und die Firma in ihrer bestmöglichen Version.
Wer ein Fotoshooting bei dir buchen möchte, sollte ja etwas Zeit mitbringen. Kannst du uns etwas über den Ablauf erzählen?
Bei mir geht es in erster Linie nicht um das Fotografieren an sich. Das klingt zunächst seltsam, ich weiß. Aber wenn ich einen Menschen lange genug ansehe, entdecke ich seine Menschlichkeit. Und darum geht es. Zuerst lernen wir uns in meinem wunderschönen Studio in Stadtmitte kennen und besprechen das Vorhaben, meine Preise, das Budget sowie den Zeitraum. Es geht auch darum, welche Art von Shoot und Resultate es werden sollen: Porträt, Boudoir, Erotik, Personal Branding, Paar, Familie, ich habe auch schon meine Kunden im vollen Galopp fotografiert. Sind wir uns einig, buchen die Kund*innen die Session, die 3 Treffen beinhaltet: Das erste Treffen, die Creative Session, ist meist bei der Person zuhause. Ich schaue mir die Outfits an, die Beleuchtung, die Einrichtung, den Platz an den Wänden, welche Rahmengrößen und Stile passen etc. und mache dann ein visuelles Konzept und Moodboard für den Shoot. Bei Businesskund*innen funktioniert das ähnlich, wir planen, wie wir die Bilder oder Filme danach einsetzen können – Positionierung, Plattformen, Formate, Stories, etc. Hier lerne ich meine Kund*innen sehr gut kennen, ihre Gefühle, ihre Seelen, das was sie so einzigartig macht, ihren Humor und ihren Geist.
Kurz darauf ist dann die Fotosession meist bei mir im Studio. Ich fahre für Kampagnen mit den Kund*innen auch mal nach Italien oder in die USA, oder sonst wohin auf der Welt, je nach Buchung. Das alles immer mit Hair und Make-up Artist, Ausstattung, Outfits, Accessoires und Leckereien für Geist und Seele. Nach dem Shooting empfehle ich meinen Kund*innen, irgendetwas Großartiges zu machen, da man tiptop gestylt, voller Glückshormone und unaufhaltsam ist. Kurz danach treffen wir uns und ich präsentiere ihnen, wie wunderschön sie als Kunstwerke aussehen und begeistere sie für sich selbst. Dann suchen wir die finalen Bilder aus und wir entscheiden gemeinsam, wie sie entwickelt und verarbeitet werden sollen. Wandgemälde, UV-Schutzglas, Rokoko-Rahmen in der Masterpiecelinie – es sieht dann aus wie ein Gemälde im Louvre, Bilderboxen oder etwas ganz anderes. Und weil ich mit meinen Kunden viel Zeit verbringe, sind wir uns nicht fremd und erschaffen zusammen diese einzigartigen Erlebnisse UND Ergebnisse. Ich liebe diese Menschen.
Du bist auch Coach. Was gewinnt man deiner Meinung nach, wenn man zu sich steht und aufhört, sich zu verstellen?
Selbstliebe und das Annehmen seiner selbst mit Freude, innerer Ruhe, Gelassenheit und Zuversicht, mit Lust am Leben. Da ich niemandem was vormachen muss, bin ich frei, mich auf Neues einzulassen, meine kindliche Neugier zu bewahren und in die Machbarkeit meiner Pläne zu kommen. Nur zu tun und zu denken, was alle von mir verlangen, bringt mich keinen Schritt weiter zu mir selbst und zu dem wundervollen Wesen, das ich bin. Ich will als Mensch ja in die Selbstwirksamkeit kommen, die kann ich aber nicht entdecken, wenn ich nur funktioniere und das tue, was andere von mir verlangen. Das zu erforschen und zu pflegen, erfordert Mut, Beharrlichkeit und Kraft. Aber es lohnt sich.
Du lebst und arbeitest in Stuttgart, hast aber mexikanische Wurzeln. Welche deiner Charaktereigenschaften würdest du dem Schwabenländle, welche Mexiko zuschreiben?
Ich bin sehr pünktlich, das ist deutsch und ich bin lösungsorientiert, labere nicht gerne um den heißen Brei herum. Meine direkte Art, mit der ich manchmal auch übers Ziel hinausschieße, ist definitiv deutsch. Das Leben nicht so ernst zu nehmen, in allem Spaß und Freude zu entdecken, aber auch leidenschaftlich zu sein, offen Emotionen auszusprechen, ist wohl eher das heißere Blut aus Mexiko. Vor allem, wenn ich mich so richtig über etwas aufrege, dann brennt das ziemlich, da wäre ich dann gerne cooler, aber das muss dann raus. Man kann aber nicht sagen, das ist deutsch und das ist mexikanisch. Wir echten Mischlinge sind ja wie ein leckeres süßes Stückle. Was daran ist jetzt Mehl, was daran ist jetzt Zucker und Eier? Ist egal, es ist was Neues und das ist auch gut so.
Dein Fotostudio „Loft Studio Stuttgart“ befindet sich direkt in der Stuttgarter Innenstadt. Wo trifft man dich in der Mittagspause oder nach Feierabend?
Ich koche meist selbst, freue mich immer über Besuch oder wir gehen gemeinsam lecker essen im Burgerheart, bei Do’s oder im Abacco’s Steakhouse. Wenn ich abends in Stuttgart bleibe, gehe ich meistens ins BIX auf eine leckere Zigarre, im Sommer bin ich im Park oder ich gehe in Stadtmitte Gassi mit meinen Hunden Lulú und Rocco.
Wenn du einen Wunsch frei hättest: Mit wem würdest du gerne einmal zusammenarbeiten? Bzw. welches Traumprojekt würdest du dann realisieren?
Ich möchte gerne mal für den Playboy shooten und zwar eigene Ideen. In Stuttgart möchte ich gerne meine Werke in einer Galerie sehen, wo ich all meine Kund*innen zusammenbringen und ihre Geschichte erzählen will. Das von Presse begleitet unter dem Motto „Vorher, Nachher“ und wie sie aus sich rausgekommen sind und sich nun feiern. Das wäre toll.
Und in naher Zukunft: Worauf freust du dich in diesem Jahr?
Ich werde ein paar schöne Events in meinem Studio haben, allen voran am CSD, meine Workshops und Coachings weiterführen, aus meinen Kund*innen eine Community formen und ich werde im August wieder in die USA reisen für die nächste Shooting-Reise. Vorher möchte ich mir eine Auszeit nehmen und mal verschnaufen.
Leute glücklich machen, macht mich glücklich!
Oliver Lozano