So verschieden wir Menschen auch sein mögen, eine Sache verbindet uns alle und das ist die Liebe zur Musik. Durch sie können wir etwas ausdrücken und nach außen tragen, wie etwa einen Gedanken oder ein Gefühl. Musik kann viele Gesichter haben: Für den einen ist sie ein Zufluchtsort, für den anderen eine Kunst und für den nächsten einfach Unterhaltung.
In vielen Kulturkreisen hat sich dabei im Laufe der Geschichte ein ganz individueller Musikstil mit eigenen Liedern, Instrumenten und Eigenarten herauskristallisiert. Doch was würde eigentlich geschehen, wenn man all diese verschiedenen Musikinstrumente und -stile zu einem einzigen, großen Orchester kombiniert? Diese Frage hat sich auch Adrian Werum gestellt und im Jahre 2010 das Orchester der Kulturen hier im Kessel gegründet.
Die Idee dazu kam ihm erstmals in seiner Zeit als Musikalischer Leiter bei der ZDF Fernseh-Show „Musical Show-Star 2008“, in der die Teilnehmer*innen ihr Gesangs-, Tanz- und Schauspieltalent unter Beweis stellen mussten, um eine der Hauptrollen im Musical Starlight Express zu ergattern. Von der Show inspiriert, wollte Werum etwas Eigenes auf die Beine stellen, der Star dabei sollte allerdings das Orchester sein. Seine endgültige Vision entwickelte er jedoch erst nach einem Umzug ins Stuttgarter Rosensteinviertel, das gerade zu dieser Zeit intensiv von Immigration und Nischen des sozialen bzw. kulturellen Lebens geprägt war. Das Leben in diesem Schmelztiegel der Kulturen war ein echter Wendepunkt für Adrian Werum und so beschloss er, die beiden Aspekte zu vereinen, sprich: Ein Orchester zu gründen, in dem Menschen aus den verschiedensten Ländern und Gesellschaftsschichten Seite an Seite Musik machen können.
Um sein Orchester zusammenzustellen, ging er zunächst Hinweisen auf Musiker*innen und Bands mit ethnischen Instrumenten nach; später wurden die Mitglieder außerdem über ein Casting mit prominent besetzter Jury, bestehend aus Gotthilf Fischer, Lillo Scrimali und Klaus Wagenleiter, rekrutiert. Das restliche Orchester bestand aus Künstler*innen, die Adrian Werum bereits von den klassischen Stuttgarter Orchestern sowie den Musical-Theatern im SI-Centrum kannte.
Bis heute ist das Orchester der Kulturen das einzige professionelle interkulturelle Orchester auf der Welt, das klassische Sinfonik mit ethnischen Instrumenten und Sänger*innen vereint.
Die Musikstücke kombinieren ausgewählte Rhythmen und Instrumente in einer zuvor noch nie dagewesenen Weise und erschaffen aus diesen Komponenten ein neuartiges, kunterbuntes Klangmosaik. Zentral ist es hierbei, jeder Kultur mit aufrichtigem Respekt und auf Augenhöhe entgegenzutreten. Das Orchester leugnet die kulturellen Differenzen der Menschen nicht, sondern würdigt sie auf die schönste Art und Weise – es lässt sie zusammenspielen und miteinander harmonieren.
Das instrumentelle Repertoire ist dabei so vielfältig wie in kaum einem anderen Orchester: Zu hören sind sowohl gängigere Instrumente wie die Gitarre, das Klavier oder die Violine als auch zahllose ethnische Instrumente wie die Duduk aus Armenien, der Berimbau aus Brasilien oder die Pipa aus China. Auch die Musiker*innen selbst stammen aus allen Ecken der Welt. Immer wieder arbeitet das Orchester der Kulturen außerdem mit Geflüchteten aus Ländern wie Syrien, Afghanistan oder dem Irak zusammen. Kurz gesagt: Es ist das Orchester, das Menschen zusammenbringt. So heißt es in einem der Musikstücke: „Ich sing für alle, die hier leben“ – völlig egal, welches Alter oder Geschlecht, welche Herkunft oder Hautfarbe. Und welchen besseren Weg gibt es, unsere einzigartigen Kulturen zu zelebrieren, als an einem Ort zusammenzukommen und sich gemeinsam von der Musik verzaubern zu lassen?
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