REINER PFISTERER

Seit mehr als 40 Jahren hält der Fotograf Reiner Pfisterer (57) die internationale Musik- und Festivalszene durch seine Kamera fest. Schon im Alter von 17 Jahren begann er seine Karriere, als er 1985 die Band Camouflage fotografierte und damit den Grundstein für seine beeindruckende Laufbahn legte.

Neben seiner Arbeit mit Größen wie Metallica, Nick Cave, dem Stuttgarter Kammerorchester, Placebo, Amy MacDonald und den Toten Hosen setzt er auch gesellschaftliche und soziale Themen kunstvoll in Szene. Bereits seit 1995 ist Reiner der offizielle Fotograf der jazzopen und mittlerweile auch des Weltweihnachtscircus in Stuttgart. Seit Jahren fotografiert er auch regelmäßig für dieTafel Deutschland ehrenamtlich bundesweite Kampagnen und Broschüren. Seine Bilder erzählen Geschichten, die weit über die Bühne hinausgehen und dabei die tiefe Verbindung zwischen Kultur und Gesellschaft aufzeigen. Weit über den Kessel hinaus ist Reiner eine echte Ikone der Musikfotografie!

An Fotografie fasziniert mich…

einen Blick hinter die Kulissen werfen zu dürfen und mir mein eigenes Bild zu machen. Für mich ist es immer noch ein großes Privileg, dass ich dank der Fotografie die große weite Welt sehen und viele verschiedene Menschen und Kulturen kennenlernen durfte. 

Die Neugier, die mich seit über 40 Jahren antreibt…

sind die Menschen. In verschiedene Welten einzutauchen und die jeweiligen Protagonisten zu fotografieren war schon immer das Thema meiner Fotografie. Ob als Reportage, Portrait oder Imagefotografie – es geht mir um die Darstellung des Realen und nicht um die Inszenierung von Situationen. 

Ein denkwürdiger Moment meiner Karriere war, als ich…

bei den jazzopen am 20.7.2018 auf dem Schlossplatz die Liveschalte von Kraftwerk zum deutschen Astronauten Alexander Gerst festhalten durfte. Es war ein einmaliges Erlebnis, als während des Kraftwerk-Songs „Spacelab“ Alexander Gerst von der ISS zugeschaltet wurde. Meine Fotos gingen am nächstenTag in einer Dimension, die ich nicht kannte, um die Welt.

Ein Bild, das für mich persönlich eine besondere Bedeutung hat, ist…

das Foto von Ralfi von „Die Brenz Band“, das ich im Jahre 2011 vor der Chinesischen Mauer aufgenommen habe. Die Brenz Band ist eine im Jahr 1974 in Ludwigsburg gegründete Musikgruppe, die zu einem großen Teil aus Menschen mit Behinderung besteht. Ich lernte die Band 2003 auf einer Reise nach Berlin kennen und habe mich sofort verliebt. Im Jahr 2006 habe ich dann mit zwei Freunden das erste Buch über die Brenz Band gemacht. Zehn Jahre später bat mich Die Brenz Band, sie auf ihrer Konzertreise durch Ecuador zu begleiten. Ich konnte meinen Journalistenfreund Ingmar Volkmann dafür gewinnen mich zu begleiten, damit wir gemeinsam ein Buch der Reise und der Erlebnisse machen. Gleich nach unserer Heimkehr kam dann der VfB Stuttgart ins Spiel und die Hymne “Für immer VfB” wurde als inklusive Version neu aufgenommen. Die ganze Geschichte ist in dem Buch VON QUITO IN DIE CANNSTATTER KURVE nachzulesen, von der es noch wenige Restexemplare gibt. Wer Interesse hat, kann sich gerne bei mir melden. Die Einnahmen gehen alle direkt in die Bandkasse.

Eine wichtige Ausstellung war für mich…

meine Werkschau FROM VOICES TO IMAGES-40 Jahre Musikfotografie, die bis vor kurzem in der Städtischen Galerie Bietigheim-Bissingen zu sehen war. Da gab es auch Aufnahmen meines Großprojektes DIE RÜCKKEHR DER MUSIK, eine Dokumentation der Situation der Live-Branche in der Coronazeit. Diese Serie ist mittlerweile Teil des kulturellen Erbes im „Haus der Deutschen Geschichte“ in Bonn.

Folgenden Geheimtipp würde ich einer*m Nachwuchsfotograf*in/en geben: 

Du musst es schaffen, dass dir jemand eine Tür öffnet, die anderen verschlossen bleibt. 

Wenn ich nicht hinter der Kamera stehe, verbringe ich meine Zeit…

gerne auf Konzerten, mit dem Fahrrad in der Natur oder mit meiner Frau auf Städtetrips. Im Optimalfall verbinden wir diese drei Dinge, so wie neulich bei Beth Gibbons und bei Air.

Mein Tag beginnt mit…

einem leckeren Milchkaffee, den ich meiner Frau und mir mache. 

Der Herbst bedeutet mir…

eine Zeit, die ich inzwischen sehr schätze. Früher hatte der Herbst für mich immer etwas Deprimierendes. Aber mittlerweile mag ich alle vier Jahreszeiten, jede für sich. 

Mein größter beruflicher Traum wäre…

eine Reunion der Talking Heads und im Auftrag der Band ihre Tour mit der Kamera zu begleiten. Beides wird leider nie passieren. So ist das manchmal mit Träumen…

Das möchte ich noch loswerden:

Wichtig ist mir immer, allen Menschen auf gleicher Augenhöhe zu begegnen. Ich bin sehr dankbar, dass ich mir inzwischen oft aussuchen darf, was ich machen möchte und was nicht. Die Fotografie ist im Umbruch, aber ich bin mir sicher, dass authentische Reportagefotografie noch eine lange Zukunft hat. Das haben die tollen Fotos der Sportfotografen bei den Olympischen Spiele mehr als deutlich gemacht.

MEHR INFOS:
https://reinerpfisterer.de