Das Debütalbum Eros in den Top 5, sechs der fünfzehn Songs als Single und die Tour ausverkauft! Unser GTS-Teammitglied Laura war beim Abschluss der Tour von RIN dabei. Rap aus Bietigheim-Bissingen!
RIN heißt eigentlich Renato, ist 23 Jahre alt und kommt aus Bietigheim-Bissingen. Seine „Non-Sense-Texte“ über das Rumhängen mit Freunden, Shawty oder teure Klamottenlabels sagen nicht viel aus. Vielleicht macht genau das aber den Hype um ihn und seine Musik aus. Die Texte haben Leichtigkeit, jeder kann mitsingen und die Melodie legt sich schwerelos in unsere Ohren, so dass man nach dem ersten Beat sofort erkennt, welches Lied gespielt wird.
Spätestens seit September und dem Erscheinen seines ersten Albums EROS werden nicht mehr nur in den Stuttgarter Clubs Zeilen wie „Ich geh raus mit meinen Jungs heute, Baby…“ vollendet. Hamburg, München, Berlin – der Rapper aus einer kleinen Stuttgarter Vorstadt wird gehört. Er könnte überall hin, bleibt aber hier – weil Bietigheim für ihn „echt“ ist.
“Ich bleib in Bietigheim solang’ bis ich leb’ (aya, aya)”
RIN sah ich dieses Jahr zweimal live. Zum ersten Mal Ende Juli beim Wireless Festival in Frankfurt. Der Rastamann tat mir leid auf der Bühne. Er war kurzfristig für einen anderen Künstler eingesprungen, bis dato relativ unbekannt und die meisten Fans warteten auf niemand geringeren als Justin Bieber, der später am Abend spielte. Doch ein paar Leute kannten die Texte, rasteten aus. Und in dem Moment fragte ich mich: „Was wäre, wenn das alle machen würden?“ Die Antwort bekam ich nur zwei Wochen später beim größten Hip-Hop Festival Europas, dem Openair Frauenfeld. RIN trat auf einer kleineren Bühne auf.
Später wurde klar, dass die Mainstage wohl passender gewesen wäre. Es war 16.25 Uhr, bei 35 Grad an einem Samstag in der Schweiz. Überall war Staub. 5.000 Menschen sprangen auf dem verdorrten Boden. Das Gefühl? Unbeschreiblich!
“Shawty ist so high und sieht Liebe überall, ey yeah
Shawty ist so high und sieht Liebe überall, ey yeah”
Dementsprechend hoch waren die Erwartungen für den Tour-Abschluss in Stuttgart.
Am Freitag bildet sich eine Schlange vor dem Wizemann. 90% männlich, 90% Adidas-Socken bis über die Knöchel. Ein paar von Ihnen waren wohl donnerstags „Supreme“ kaufen. Die sündhaft teure Marke, die RIN immer wieder in seinen Texten besingt, findet man hier als Schriftzug auf nur wenigen Shirts wieder. Es zieht sich.
Das Konzert war Monate zuvor ausverkauft. Der Originalpreis der Tickets: 25 Euro. Am Tag des Auftritts werden vereinzelt Tickets für 150 Euro auf Ebay angeboten. Nach circa einer Stunde Verspätung geht es endlich los.
“Ey yah
Ey yah, ey yah
Ey yah, ey yah”
… es ist 12 Uhr ich kauf mir Supreme. RIN springt auf der Bühne auf und ab. Seine Grillz blitzen im Scheinwerferlicht. Er rappt nicht live. Das Playback läuft und der Autotune-Effekt verzieht seine Stimme künstlich. Ein Konzert, auf dem ein Künstler nicht live singt, wird normalerweise verschrien. Hier ist es anders. Es gibt RIN eine gewisse Macht. Energie. Egal wie sehr die Reihen unter ihm ausrasten, an ihn kommt keiner ran. Immer wieder bildet sich ein riesiger Kreis vor uns. Die T-Shirts der meisten Jungs, die sich nach außen drängen, sind so nass, dass man sie auswenden könnte. Eine Weile tänzeln sie herum. Solange bis der Beat einsetzt und alle in die Mitte springen. Der Moshpit zieht mich mit. Jetzt heißt es: Überleben.
Ich quetsche mich bis zum Rand durch, raus aus der Menge, hole Luft. Dann setzt der Refrain ein und die Masse verschluckt mich erneut. Dieses Ritual wiederholt sich dutzende Male. Das Springen in der Menge fühlt sich unheimlich lebendig an. Nach knapp einer Stunde hört RIN auf. Länger hätte der Großteil wohl auch nicht durchgehalten. Mit Tempos wird der Schweiß von der Stirn gewischt. Das war krass.
“Der 4-3-0 bringt mich nach Hause
Kein Ticket, kein Problem”
Anstatt in den Bus nach Bietigheim, steigen wir in die Bahn Richtung Hauptbahnhof ein. Energiegeladen schauen wir uns an. Es bleibt eine Frage: „Was war das denn eben?“ und ein Gefühl von nächtlicher Schwerelosigkeit.
Ihr wollt RIN auch live erleben?
Sein nächstes Konzert ist am 28.04.2018 in der Liederhalle.