SAŠA KALAJDŽIĆ

Ein Wiener, der die Mercedes-Benz Arena im Sturm erobert? Ganz genau, Saša Kalajdžić ist vom Spielfeld des VfB Stuttgarts gar nicht mehr wegzudenken. Das wird gerade jetzt deutlich, wo der ehrgeizige junge Mann aufgrund einer Schulterverletzung ausfällt. Wie sehr er dem VfB fehlt, sieht man an der derzeitigen Siegeslosigkeit der Mannschaft. 

Seit der Saison 2019/2020 ist der Wiener mit serbischem Migrationshintergrund beim VfB Stuttgart als Stürmer im Einsatz. Der 2-Meter-Hühne bleibt den Stuttgartern noch mindestens bis ins Jahr 2023 erhalten und hat somit noch jede Menge Zeit, Tore für sein Team zu erzielen. Während seiner Zeit beim VfB hat Saša bereits gezeigt, was er draufhat. Seit Juli 2019 hat der Stürmer in 34 Bundesligaspielen 16 Tore geschossen. Im Mai 2021 wurde er in den österreichischen Kader für die EM 2021 berufen. Das Team schaffte es bei der diesjährigen Europameisterschaft bis ins Achtelfinale, wo der sympathische Stürmer eines der wichtigsten Tore seiner Karriere erzielte. Das Tor schoss er in der Verlängerung zum 1:2-Endstand gegen Italien. Dieser Treffer geht als historisch in die Annalen ein, denn Sasa beendete die Rekordserie der Italiener von 1168 Minuten ohne Gegentor. Wir haben mit Saša gesprochen, um mehr über ihn und seine Karriere zu erfahren.

Wann kamst du zum ersten Mal mit Fußball in Berührung?

Weil der Fußballplatz des SV Donau Wien fußläufig nur ein paar Minuten von meinem Elternhaus entfernt war, habe ich dort mit sechs Jahren angefangen zu kicken. Ich konnte mich dabei richtig gut auspowern und hatte sofort Spaß am Fußball.

War sofort klar, dass du eine Karriere als Fußballprofi anstrebst?

Nein, absolut nicht. Es war immer ein Traum, der aber weit weg und unmöglich zu erreichen schien. Meinen Eltern war eine gute Schul- und Berufsausbildung von Anfang an wichtig. Deshalb habe ich die HTL (Höhere Technische Lehranstalt) mit Matura (vergleichbar mit unserem Abitur) abgeschlossen. Der Schwerpunkt meiner Schulausbildung lag auf Maschinenbau. Nach zwei bis drei Jahren Berufserfahrung in diesem Bereich hätte ich theoretisch den Ingenieurstitel.

Hattest du zu Beginn deiner Karriere Menschen, die dich gefördert haben? 

In der Jugend habe ich bei verschiedenen Wiener Vereinen gespielt. Eine wichtige Station in meiner Karriere war definitiv die bei Admira Wacker Mödling. Der Trainer der Amateure Ernst Baumeister sah meine Stärken eher im Sturm als im Mittelfeld und stellte mich daher als Stürmer auf. Ab Sommer 2017 kam ich regelmäßig in der Bundesligamannschaft von Admira zum Einsatz, zunächst unter Trainer Damir Burić und später unter dessen Nachfolger Ernst Baumeister, den ich ja schon von den Amateuren kannte. Mit Admira hab ich dann sogar die Qualifikation für den Europapokal erreicht. Ernst Baumeister habe ich viel zu verdanken und ich stehe auch nach wie vor mit ihm in Kontakt. 

Welches Tor wirst du nie vergessen?

Ich erinnere mich fast an jedes Tor, vor allem aber mein erstes Tor für den VfB im Spiel gegen Freiburg bei meinem Bundesliga-Debüt am 19.09.2020. Auch das Tor, dass ich für Österreich bei der EM im Mai diesen Jahres im Achtelfinale gegen Italien erzielt habe, werde ich wohl nie vergessen.

Corona und Fußball, das ist eine frustrierende Kombination. Wie war die Stimmung da im Team?

Natürlich hätten alle lieber vor vollem Haus gespielt. Die Stimmung im Stadion macht einfach ein Fußballspiel aus und pusht die Mannschaft nach vorne. Wir konnten aber zumindest noch unseren Beruf ausüben, was anderen verwehrt blieb. Und das wissen wir auch alle zu schätzen. 

Wie sehr schmerzt es, der Mannschaft auf dem Platz gerade nicht helfen zu können? 

Sehr! Das Zuschauen fällt mir verdammt schwer. Ich möchte unbedingt wieder auf den Platz! 
Die VfB Reha-Welt ist aktuell mein zweites Zuhause und manchmal müssen mich die Physios dort bremsen (lacht). Ich bin mega motiviert und möchte zur Rückrunde wieder für den VfB Tore schießen!

Wofür bist du in der Mannschaft des VfB außer deinen Toren bekannt?

Für meinen Wiener Schmäh (lacht). Ich bring gerne ein paar Sprüche im österreichen Dialekt, die keiner außer mir versteht. Das sorgt oft für den einen oder anderen Lacher im Team. 

Was bedeutet deine Familie für dich?

Alles! Ich bin ein Familienmensch. Meinen Eltern habe ich alles zu verdanken. Sie besuchen mich auch oft in Stuttgart und ich bin immer mal wieder in Wien. Auch meine Großeltern in Bosnien sehe ich mindestens einmal im Jahr. Meine Freundin gibt mir gerade in der jetzigen Verletzungszeit viel Kraft und ist immer für mich da. 

Worauf freust du dich am meisten, wenn du in deiner Heimat bist?

Wenn ich in Wien bin, freue ich mich, mit einem starken, türkischen Kaffee auf dem Balkon meiner Eltern zu sitzen und über die Stadt zu blicken. Das macht mich glücklich. Ansonsten ist das Schloss Schönbrunn immer einen Besuch wert.

Ist Stuttgart für dich schon eine Art zweite Heimat geworden?

Stuttgart ist eine super Stadt mit genau der richtigen Größe und vielen guten Restaurants. Ich fühle mich hier auf jeden Fall sehr wohl. Auch meine Familie mag die Überschaubarkeit und die Kessellage mit den vielen Aussichtspunkten. Wäre da noch ein Badesee zum Schwimmen, würde ich mir das mit der zweiten Heimat überlegen (lacht).

Was ist dein Lieblingsspot in Stuttgart?

Das ist definitiv der wunderschöne Höhenpark Killesberg mit dem Höhencafé. Hier kann ich richtig gut abschalten. Auch die Trattoria Vivaldi mag ich sehr gerne. Der Service und die leckere Pizza sind einfach super. Ich probiere aber immer wieder gerne neue Restaurants aus.

Beim VfB Stuttgart möchte Saša wieder ab Januar 2022 auf dem Platz stehen, wenn es seine Verletzung zulässt. Nach einer Schulteroperation und viel Training sind seine Reha-Trainer zuversichtlich, dass der 24-Jährige bald schon wieder über das Spielfeld fegen kann. Wir freuen uns für ihn und hoffen, dass er uns beim VfB noch länger als bis ins Jahr 2023 erhalten bleibt. Denn einen so sympathischen jungen Mann mit toller Persönlichkeit wünscht man sich im Fußballprofisport noch viel öfter.

MEHR INFOS:
www.instagram.com/sasakalajdzic