Schon in der Steinzeit wurde Weidenrinde gekaut – das natürliche Vorbild für Aspirin. Heute stehen uns viele Möglichkeiten zur Verfügung, aber Schmerzen bleiben ein schwieriges Thema. Millionen Menschen – vielleicht auch einige von euch – leben mit chronischen Beschwerden wie Rückenschmerzen, Arthrose oder Migräne. Doch müsst ihr euch damit abfinden?
Die gute Nachricht: Nein. Denn 2025 verändert sich in der Schmerzmedizin einiges – auch hier bei uns in Stuttgart.
Schmerz ist mehr als ein Warnsignal
Akuter Schmerz, etwa nach einer Verletzung, warnt euch: Achtung, Gefahr! Doch bei chronischen Schmerzen läuft es anders. Das Gehirn kann Schmerz „lernen“ und ihn dauerhaft speichern. In der Medizin spricht man vom Schmerzgedächtnis.
„Unbehandelte oder lang anhaltende Schmerzen können die Schmerzverarbeitung im Rückenmark und Gehirn verändern“, sagt Dr. Stefan Middeldorf in einem Infobrief des Berufsverbands für Orthopädie und Unfallchirurgie.
Neurostimulation – wenn Strom Schmerzen lindert
Eine der spannendsten Entwicklungen in der Schmerzbehandlung ist die Neurostimulation. Kleine Elektroden reizen gezielt bestimmte Nerven und stören die Weiterleitung von Schmerzimpulsen. Besonders hilfreich ist das bei chronischen Rückenschmerzen, etwa durch Rückenmarkstimulatoren (SCS).
Auch Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS) erlebt ein Comeback. Diese tragbaren Geräte senden schwache Stromimpulse über die Haut. Sie sind mittlerweile erschwinglich – und sogar per App steuerbar.
KI erkennt Muster, die Menschen übersehen
In modernen Schmerzambulanzen wie in Tübingen helfen heute Algorithmen mit. Dank digitalen Schmerztagebüchern und Sensoren analysiert künstliche Intelligenz Verläufe viel präziser als früher.
Wenn ihr zum Beispiel regelmäßig Migräne habt, kann eine App eure Schlafzeiten, Ernährung oder Stresslevel erfassen. Die KI erkennt Zusammenhänge und schlägt vor, was ihr verändern könnt – bevor es zur nächsten Attacke kommt.
Bewegung tut gut – auch bei Schmerzen
Lange galt: Ruh dich aus. Heute sagt man: Beweg dich bewusst. Physiotherapie, Yoga oder Qigong sind wichtige Bausteine in der Behandlung chronischer Schmerzen.
In Stuttgart findet ihr dazu tolle Programme, etwa bei rehamed oder im Marienhospital. Ziel ist, dass ihr wieder Vertrauen in euren Körper gewinnt – ohne ihn zu überfordern. Besonders wirksam ist die funktionelle Bewegungstherapie. Dabei wird nicht nur das schmerzende Gelenk behandelt, sondern der gesamte Bewegungsapparat berücksichtigt.
Achtsamkeit hilft gegen Schmerzspiralen
Auch die Psyche spielt eine wichtige Rolle. Methoden wie Achtsamkeit, Verhaltenstherapie oder Hypnose helfen vielen von euch dabei, besser mit chronischem Schmerz umzugehen. Dabei geht es nicht darum, den Schmerz zu ignorieren, sondern ihn bewusst zu erleben – ohne sich von ihm beherrschen zu lassen.
In Stuttgart bieten mehrere psychosomatische Kliniken Achtsamkeitstrainings an. Einige Krankenkassen übernehmen sogar die Kosten. Ein Zeichen dafür, wie ernst dieses Thema inzwischen genommen wird.
Naturheilkunde neu bewertet
Viele altbewährte Mittel feiern ihr Comeback – mit wissenschaftlicher Rückendeckung. Akupunktur hilft nachweislich bei Rückenschmerzen oder Arthrose. Auch pflanzliche Mittel wie Weidenrinde, Teufelskralle oder Capsaicin sind heute Teil moderner Schmerzkonzepte.
In Stuttgart sind viele Apotheken und Naturheilpraxen auf diese Präparate spezialisiert – und beraten euch individuell.
Cannabis als Schmerzmittel
Seit dem Gesetz „Cannabis als Medizin“ im Jahr 2017 ist medizinisches Cannabis ein fester Bestandteil der Schmerztherapie. Besonders bei neuropathischen Schmerzen, Krämpfen (zum Beispiel bei Multipler Sklerose) oder in der Tumornachsorge kann es große Erleichterung bringen.
Es gibt Blüten zum Inhalieren, aber auch Öle, Sprays oder Kapseln. Wichtig ist: Lasst euch gut beraten und achtet auf eine individuelle Dosisanpassung. Denn Wirkung und Verträglichkeit unterscheiden sich stark. Bevor ihr loslegt, braucht ihr die Genehmigung eurer Ärzt*in und der Krankenkasse – sonst kann es teuer werden.
Fazit: Schmerzbehandlung wird persönlicher – auch in Stuttgart
Der wichtigste Fortschritt in der Schmerzmedizin? Ihr selbst. Heute geht es nicht mehr darum, nur das Symptom auszuschalten, sondern die richtige Behandlung für jeden Einzelnen zu finden. Ob Hightech wie Neurostimulation, bewährte Pflanzenmedizin oder Achtsamkeit – der Mix macht den Unterschied. Und in Stuttgart seid ihr dafür bestens aufgestellt.
Quellen
1. Bundesverband für Orthopädie und Unfallchirurgie: Infobrief 2/2023
2. DocCheck Flexikon: Spinal Cord Stimulation
3. Gelenk-Klinik: Transkutane Elektrische Nervenstimulation (TENS)
4. Gesundheitsindustrie BW: KI zur Schmerzerfassung
5. rehamed: Ambulante neurologische Rehabilitation
6. Marienhospital Stuttgart: Schmerzmedizin
7. Bundesministerium für Gesundheit: Gesetz „Cannabis als Medizin“