TIM BENGEL – EIN SCHWABE EROBERT DIE KUNSTWELT

BERLIN KANN JEDER: STUTTGART IST KUNSCHT.

Vor gut zwei Jahren haben wir den damaligen Newcomer Tim Bengel in unserer Rubrik „Durch Stuttgart mit…“ vorgestellt. Heute hat er mit seinen Bildern aus Sand die Kunstszene erobert – und bleibt unserem Kessel immer noch treu.

“Dream big – setz‘ dir keine Grenzen!”,

legte uns Tim Bengel in unserem Interview im Sommer 2016 nahe. Und er zeigt uns, wie es geht: Nur wenige Monate später bekommt er eine Mail aus New York. Der Galerist Philippe Hoerle Guggenheim hat Tims Video gesehen und möchte seine Werke in der Ausstellung “Monuments” zeigen. Ein Jahr später war es dann soweit: Unser Schlossplatz hing in der New Yorker Hoerle-Guggenheim Gallery und wurde, neben weiteren Bildern von Tim, wie Versailles, Brooklyn und Manhattan, fleißig bestaunt. Allein das Teaservideo für die Ausstellung sammelte 400 Millionen Klicks. Und wo wir gerade schon bei Zahlen und Social Media sind: Über eine halbe Millionen Follower bei Facebook, rund 345.000 auf Instagram, insgesamt hunderte Millionen Klicks seiner Youtube-Videos – Tim Bengel ist in der internationalen Kunstszene angekommen. Sein Zuhause bleibt trotzdem noch Stuttgart, wo er am 31.12.1991 geboren wurde. 2014 malte er sein erstes Bild aus Sand. Und auch hier ist die Familie am Start: Als Vorlage diente ein Urlaubsfoto seines Vaters.

Warum Sand?

“Ich wollte etwas Außergewöhnliches machen, was es in Deutschland so noch nicht gab – und hatte einen Geistesblitz: Sand wurde zuvor noch nicht in der Präzision verarbeitet. Dazu noch die Kombination mit Blattgold- Die minimalistischen, zeitlosen und einzigartigen Ergebnisse haben mich direkt gepackt”, erzählt er lächelnd.

Während Tim so erzählt, sehen wir auch seine Kunst. Wir sitzen in einer riesigen, stillgelegten Eisenbahnhalle in Esslingen, in der gerade Tims neues Imagevideo gedreht wird. Eine beeindruckende Kulisse. Um uns herum: fünf ausgewählte Bilder, die hintereinander an Eisenstangen aufgehängt sind: Monte Carlo, Manhattan, Brooklyn, Hongkong und ein Palmenbild, das in Griechenland entstanden ist. Stationen aus Tims Leben, von denen er uns erzählt.

Was sich seit unserem letzten Interview so verändert hat?

“Ganz schön viel. Ich habe beispielsweise einen Preis für zeitgenössische Kunst auf der Biennale in Florenz gewonnen, in New York ein Porträt der Jungschauspielerin Chloë Grace Moretz angefertigt und, eines meiner absoluten Highlights, ich wurde gebeten, für David Lettermans neue Talkshow auf Netflix, ein Kunstwerk anzufertigen. Überraschungsgast war Barack Obama und ich habe von beiden ein Porträt gemacht. Das Video ging durch die Decke und David Letterman änderte sogar sein Facebook-Profilbild in das Porträt. Eine riesige Ehre war außerdem, dass ich auf der Art Miami in Miami Beach mein Tryptichon (ein dreiteiliges Bild) der New Yorker Skyline und mein Flatiron Building ausstellen durfte. Letzteres wurde sogar in die Top 5 der bemerkenswertesten Kunstwerke auf der Art Miami gewählt – unter 1.000 anderen Kunstwerken. 600 Mails am Tag sind heute keine Seltenheit mehr und da bleiben natürlich auch ein paar Projekte „on hold“. Früher habe ich beispielsweise Porträtanfragen umgesetzt; das geht heute leider nicht mehr. Ich habe mittlerweile auch einen Mitarbeiter, der mir beim Managen hilft. Man denkt es vielleicht nicht, aber auch in der Kunst hat man viel mit Bürokratie und Papierkram am Hut.”

Aber man erlebt natürlich auch viel, erzählt uns Tim, und packt noch eines seiner Highlights aus: “Mein Galerist nahm mich letztes Jahr mit zum Diamond Ball nach Manhattan. Beim Diamond Ball handelt es sich um das Charity-Event von US-Sängerin Rihanna. Jedes Jahr sammelt sie Spenden für ihre Clara Lionel Foundation, die sie 2012 gegründet hat. Und jedes Jahr tummelt sich das „Who is Who“ von Hollywood auf diesem Evnt. Am Start waren dieses Jahr auch Jay-Z, Beyoncé oder The Weeknd, der für die musikalische Unterhaltung sorgte. Es war schon etwas Besonderes, mit den ganzen Stars auf derselben Veranstaltung zu sein. Weltstars stehen direkt neben einem und man denkt so: Krass, du könntest sie jetzt einfach so ansprechen! Irgendwann hab ich Leonardo di Caprio mit seiner damaligen Freundin, einem blonden Model, entdeckt. Ich wusste, dass Leonardo ja schon einige deutsche Models an seiner Seite hatte und hab mir überlegt, wie ich am besten mit ihm ins Gespräch komme. Vielleicht seine Freundin auf Deutsch ansprechen? Kommt aber wahrscheinlich auch nicht so gut, dachte ich mir dann, weil ich ja gar nicht wusste, ob sie Deutsche war – und was, wenn Leo gedacht hätte, dass ich mit seinem Girl flirten will? Also hab ich‘s dann doch gelassen. Und hätte mir danach echt in den Allerwertesten beißen können. Jetzt denk‘ ich mir: Auch wenn ich Leo damals nicht angesprochen und zu meinem größten an gemacht habe, die Lektion hab ich dafür gelernt:

“Nutze immer die Chancen, die dir die Gegenwart bietet! Mehr als ‘ne Abfuhr kann man ja nie kriegen!”

Trotz der vielen internationalen Ausstellungen und Events ist Tim auch noch in unserem schönen Stuttgart am Start. Wir waren im Juli selbst auf der letzten KUNSCHT im und am Fernsehturm dabei, wo er sein neuestes Werk „Haus der Wirtschaft“ enthüllt hat. KUNSCHT ist übrigens ein Zusammenschluss aus tollen Stuttgarter Nachwuchskünstlern, die regelmäßig Ausstellungen in wechselnden Locations organisieren. Ziel ist es, eine Mischung aus Kunstmesse und Kollektiv zu schaffen, die mindestens einmal im Jahr stattfinden soll. Klar, dass Tim dafür auch vor Ort ist – und bleibt: “Ich habe nicht vor, auszuwandern. Mein Studio/Atelier bleibt in Esslingen.” Wir fragen uns natürlich, wie so ein Kunstwerk dort entsteht – und wie Tims Tag so aussieht:

“Ich brauche schon Struktur in meinem Tagesablauf. Meistens mache ich nach dem Aufstehen Sport, frühstücke und starte dann mit meiner Kunst. Nebenbei höre ich manchmal auch Serien auf Netflix oder englische Hörbücher. Hinschauen kann ich natürlich nicht, aber das ist ein ganz guter Weg, um mein Englisch zu perfektionieren und dabei trotzdem kreativ zu sein.”

Wird Tim denn auch schon in der Stuttgarter Innenstadt angesprochen?

„Das ist mir letztens tatsächlich passiert, aber nicht von Schwaben… Eine japanische Reisegruppe hat mich erkannt und wollte Selfies machen. War schon witzig“, lacht Tim.

Ob es bald erneut eine Möglichkeit gibt, Leonardo di Caprio anzusprechen? “Wer weiß, aber auf jeden Fall steht einiges an. Nach dem Videodreh geht’s erst mal nach Nepal, wo zwei Werke entstehen werden: Himalaya, aber auch etwas Architektonisches. Ich freue mich sehr drauf – auf 5.000 Metern Höhe ist das eine ganz neue Erfahrung. Und dann geht es zurück nach Deutschland, wo ich im November (09.-11.11.2018) im MUCA (Museum of Urban and Contemporary Art) meine erste museale Einzelausstellung eröffnen werde. In Asien, Europa und Amerika sind auch weitere Ausstellungen geplant. Aber ich denke, ich werde mir erstmal Zeit nehmen, um an meiner Kunst zu arbeiten – ich hab so viele Ideen!”

Das merken wir – und freuen uns, dass Tim Stuttgart mit seiner außergewöhnlichen Kunst treu bleibt!
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