WAS IST FÜR DEN ERFOLG NOTWENDIG – PERSÖNLICHKEIT UND/ODER KOMPETENZ?

Es wird oft behauptet, dass der Erfolg eines Menschen von seiner Persönlichkeit abhängen würde. Wenn dem tatsächlich so wäre, müsste zuerst einmal etwas gelingen, was der psychologischen Forschung in den letzten 120 Jahren nicht gelungen ist: die genaue Definition des Begriffs

„Persönlichkeit“!

Persönlichkeit ist einer der wichtigsten Begriffe der Psychologie. Viele Fragen und empirische Forschungsansätze sind durch die Absicht bestimmt, allgemein zu erklären und im Einzelfall zu verstehen, wie sich eine Persönlichkeit mit ihren Eigenschaften unter bestimmten Anlage- und Umweltbedingungen entwickelt, wie sie sich verändert, wie sie in der psychologischen Praxis zutreffend beschrieben, in einzelnen Verhaltensweisen vorhergesagt und eventuell beeinflusst werden kann. Wegen dieser umfassenden Bedeutung kann es nicht verwundern, dass es bisher keine überzeugende Definition des Begriffs gibt. Die Lehrbücher der Psychologie schildern zahlreiche Auffassungen, und oft wird Gordon Allport (1961) zitiert, der 49 (!) verschiedene Definitionen vorstellte und seine eigene dann als fünfzigste anschloss: „Persönlichkeit ist die dynamische Ordnung derjenigen psychophysischen Systeme im Individuum, die seine einzigartigen Anpassungen an seine Umwelt bestimmen.“ (Allport, 1959, S. 49). 

Die Psychologie kann nicht erklären was eine Person zur Persönlichkeit macht.

Wenn die Psychologie nicht erklären kann, was eine Person zur Persönlichkeit „macht“, wie soll man dann auf diesem „Unwissen“ die Kinder erziehen und als Erwachsener seinen beruflichen und privaten Erfolg planen können? Auf welchen Fakten sollte beispielsweise ein Schulungsprogramm basieren, das den Menschen zur Persönlichkeit entwickelt, wenn noch nicht einmal klar ist, wie man den Begriff „Persönlichkeit“ definieren sollte? Manche Menschen werden schlicht als Persönlichkeit wahrgenommen und andere nicht – warum das so ist, kann die psychologische Forschung nicht beantworten. Wir sind der Meinung, dass es ein unmögliches Unterfangen darstellt, die Persönlichkeit eines Menschen so zu „formen“, dass er auf dem Markt erfolgreich bestehen kann. Denn eigentlich lautet die unmöglich zu beantwortende Frage: „Wie muss meine Persönlichkeit als Mensch (als Manager, als Unternehmer, als Verkäufer, als Web-Designer, Blumenverkäufer…) konstruiert sein, damit ich allen Kunden garantiert gefalle und auf dem Markt Erfolg habe?“

Menschen sehen sich selbst als Ware auf dem Persönlichkeitsmarkt

Schon Erich Fromm hat in seinem Buch „Haben oder Sein“ den Begriff „Marketing-Charakter“ definiert. Menschen, die sich darüber Gedanken machen, wie sie auf dem Markt ankommen, sehen sich selbst als Ware. Genauer: als Ware auf dem Persönlichkeitsmarkt. Nach Fromm glauben Menschen mit Marketing-Charakter, dass der Erfolg maßgeblich davon abhängt, wie gut sie ihre Persönlichkeit auf dem Markt verkaufen können, ob sie „gewinnen“ (im Wettbewerb…), wie anziehend ihre Verpackung ist, ob sie „heiter“, „solide“, „aggressiv“, „zuverlässig“ und „ehrgeizig“ sein sollen, aus welchem Milieu sie stammen, welchem Klub sie angehören und ob sie die „richtigen“ Leute kennen. Menschen dieses Typus glauben, dass sie eine Bedingung erfüllen müssen, um Erfolg zu haben: Ihre „Persönlichkeit“ muss gefragt sein.

Ich bin so, wie Du mich haben möchtest!

 Das oberste Ziel des Marketing-Charakters ist, laut Fromm, die vollständige Anpassung, um unter allen Bedingungen des Persönlichkeitsmarktes begehrenswert zu sein. Diese Menschen leben nach dem Prinzip: „Ich bin so, wie du mich haben möchtest.“ Dadurch begeben sie sich in die Abhängigkeit, weil sie sich ständig Sorgen machen, was wohl die anderen von ihnen denken. Sie fühlen sich gehetzt und getrieben, weil sie nie wirklich wissen können, was ihr Gegenüber von ihnen hält oder über sie denkt. Menschen mit Marketing-Charakter sind gerade keine „echten“ Persönlichkeiten, weil sie nicht authentisch sind, sondern etwas darstellen, von dem sie glauben, dass die anderen es „haben“ wollen. Sie sind dann wie Verkäufer, die sich ausschließlich nach den Wünschen des Kunden richten und sagen und tun, was dieser hören will bzw. was dieser erwartet.

Was ist der kleinste gemeinsame Nenner der Persönlichkeitsforschung?

Die allermeisten Psychologen akzeptieren wahrscheinlich den kleinsten gemeinsamen Nenner der bisherigen Forschung, dass die Persönlichkeit ein Ergebnis aus der Kombination von biologischen Veranlagungen einerseits, und den erlernten Verhaltens- und Denkweisen sowie dem emotionalen Erleben andererseits ist. Dies ist aber nur eine deskriptive Definition der Persönlichkeit und diese Definition ist ziemlich mager, wenn darauf beispielsweise ein Schulungsprogramm für angehende Führungskräfte basieren oder eine Karriere geplant werden sollte. 

Was ist eine charismatische Persönlichkeit – eine Art magische Kraft?

Die Aussage „Herr Müller ist eine Persönlichkeit.“ enthält in sich eine unterschwellige Botschaft. Diese unterschwellige Botschaft lautet, dass Herr Müller eine charismatische Person ist, die die Aufmerksamkeit der Anwesenden in einem Raum auf sich ziehen und dadurch eine bestimmte Macht über sie ausüben kann. Dieses Charisma fasziniert die Menschen seit jeher, als wäre das eine Art „magnetischer Kraft“ oder eine „unsichtbare Aura“, die derjenige ausstrahlen kann. Die wissenschaftlichen Untersuchungen deuten darauf hin, dass es kein Charisma in diesem esoterischen Sinne gibt. Es scheint eher so zu sein, dass dieser magische Effekt dadurch entsteht, dass die Beobachter der angeblich charismatischen Person ihr diese Eigenschaften zuschreiben. So kann man natürlich versuchen sich einen bestimmten Habitus anzueignen – aber ob die anderen einem deshalb ein Charisma zuschreiben, steht auf einem anderen Papier!

Kompetenz ist die Basis des Erfolgs. Nicht das, was jemand vorgibt zu sein!

Damit Menschen im beruflichen und privaten Alltag erfolgreich bestehen können, sollten sie ihre Kompetenz im Umgang mit Ihren Mitmenschen verbessern – und zwar auf allen Ebenen des menschlichen Miteinanders. Neben dem speziellen Fachwissen sollten sie vor allem auch ein hohes Maß an Sozialkompetenz besitzen. Die Hypothese ist also, dass der langfristige Erfolg in erster Linie von der Kompetenz eines Menschen abhängt – also das, was jemand kann – und nicht von der Persönlichkeit – also das was jemand „darstellt“ oder vorgibt zu sein.

Beruflich kann es sein, dass man einen Kunden kurzfristig mit Marketingtricks oder seinem Habitus beeindrucken kann. Mittel- bis langfristig wird sich ein beruflich kompetenter Mensch höchstwahrscheinlich durchsetzen, da ihn die Kunden nicht als „Blender“ enttarnen können. Die berufliche Kompetenz besteht aus mehreren Komponenten. Hier seien einmal zwei davon erwähnt:

  1. Fachkompetenz
  2. Sozialkompetenz 
Die Fachkompetenz besteht aus spezifischem Wissen und Können

Die Fachkompetenz besteht in erster Linie aus dem Wissen, das ein Mensch sich während seiner Ausbildung und durch seine eigene tägliche Praxis in der Arbeit angeeignet hat.

Jeder, der sich ernsthaft mit seiner eigenen beruflichen Qualifikation auseinandersetzt, sollte sich gründlich überlegen, wie er sich entsprechendes Fachwissen aneignen kann, um seinen Beruf gewissenhaft und glaubwürdig auszuüben – vor allem im Hinblick darauf, dass der Klient aus der Zusammenarbeit einen persönlichen Nutzen ziehen kann und keinen Schaden nimmt. Der zweite Teil der beruflichen Kompetenz besteht aus der sozialen Kompetenz.

Sozialkompetenz – nicht nur mit anderen, sondern auch mit sich selbst gut umgehen!

Der Kürze des Artikels ist es geschuldet, dass hier nur zwei wichtige Dimensionen der sozialen Kompetenz genannt werden:

  1. Der Umgang mit anderen Menschen, aber auch
  2. der Umgang mit sich selbst.

Wer mit sich selbst geschickt und motivierend umgeht, und sich selbst nicht in einen schlechten emotionalen Zustand versetzt, vor allem dann nicht, wenn die Umstände gut und vorteilhaft sind, der verfügt über eine hohe soziale Kompetenz im Umgang mit sich selbst. Damit ist gemeint, eine schlechte Laune, Niedergeschlagenheit oder Depression zu entwickeln, obwohl alle Lebensumstände positiv sind und es keinen objektiven Grund für diese Bedrücktheit gibt. Weitere Facetten der sozialen Kompetenz sind die Kommunikationsfähigkeit und das Wissen darüber, welche Vorgehensweisen im Umgang mit unterschiedlichen Menschen gut funktionieren.

Manipuliere Menschen nicht

Eine der wichtigsten Fragestellungen der Kommunikationswissenschaften bezieht sich auf die Versuche, andere Menschen zu manipulieren. Es hat sich gezeigt, dass Menschen, die versuchen, andere zu manipulieren, mit einer ablehnenden Haltung rechnen müssen, sobald der Manipulationsversuch aufgedeckt wird. Deshalb empfehlt es sich, sich in jeglicher Kommunikationssituation authentisch zu verhalten – authentisch mit sich selbst und authentisch in Anwesenheit anderer Menschen. Authentisch bedeutet „echt“ zu sein, genauso, „wie wir sind“, ohne irgendetwas zu verstecken. Authentisch meint dabei gerade nicht, sich selbst zu mögen bzw. sich selbst zu bewundern, sondern jeder sollte sich seiner eigenen Schwächen bewusstwerden und den Anspruch haben, sie so weit wie möglich zu beseitigen und das eigene Wissen zu vervollständigen. Selbstverständlich muss man nicht immer alles sagen, aber das was man sagt, sollte man guten Gewissens vertreten können.

Verhindere die Fehler im sozialen Miteinander

Der Alltag besteht meist aus neutralen oder guten Zuständen. Sollte etwas Negatives oder Schlechtes geschehen, dann ist das die Neuigkeit, die sich wie ein Lauffeuer verbreitet. So verhält es sich auch im beruflichen Alltag. Wer einen Fehler gemacht hat, ist Gesprächsthema „Nr. 1“ – er muss dann diesen Fehler sozial büßen. Um diesen einen Fehler zu „neutralisieren“ braucht man sieben positive Referenzen. Aus diesem Grund ist es ratsam, dass man selbst wenige Fehler macht und dadurch nicht zur Quelle seiner eigenen schlechten Nachrichten wird. Soziale Kompetenz besteht somit vor allem aus dem Wissen darüber, was man nicht tun sollte. Wenn man das vermeidet, was nicht empfehlenswert ist, dann ergibt sich automatisch das, was wünschenswert ist. Sollte einem dieser Schritt auf eine authentische Art gelingen, ist eine wichtige Basis für erfolgreiches Handeln gelegt.

Mehr darüber erfahrt Ihr beispielsweise in unserem „Friday Night Coaching“, das monatlich im Dr. Holzinger Institut, Alexanderstr. 23, 70184 Stuttgart stattfindet. Anmeldung, Tickets (Vorverkauf 15 EUR)
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https://dr-holzinger.com