ZYMRYTE HOXHAJ

“Das Saarland hat seine eigenen Emojis?”

“Das brauchen wir auch für Stuttgart!”

Wir haben mit Designerin Zymryte Hoxhaj (kurz: Zym) über ihre geniale Erfindung gesprochen und erfahren, was Kim Kardashian damit zu tun hat.

Als erstes Bundesland hat das Saarland eine App mit eigenen Emojis. Kein Wunder, dass die Saarmojis das Saarland im Sturm erobert haben. Aber auch über die Landesgrenzen hinaus wurde über die saarländischen Emojis nur positiv berichtet. Kein Wunder, denn die Idee von Zymryte Hoxhaj, Kommunikationsdesignerin und Mitbegründerin der Kreativagentur Bureau Stabil, ist einfach großartig: Emojis für die eigene Heimat zu entwickeln, mit der sich alle Saarländer identifizieren können. Und jetzt kommt es noch besser: Zusammen mit Zym und ihrem Team haben wir die Stumojis entwickelt. Richtig gehört – ab April gibt es eigene Emojis für Stuttgart und die Region über die kostenlose Stumoji-App. Im Interview haben wir mit Zym über die Entstehungsgeschichte gesprochen.

Emojis für ein Bundesland, wie kam es zu dieser Idee?

Die Idee kam mir tatsächlich im Zug, als ich sah, dass Kim Kardashian ihre eigenen Emojis hat. Die sind so herrlich debil. Ich hab sie gleich runtergeladen, auf saarländisch kommentiert und an Freunde geschickt. Schnell war die Idee geboren, Emojis für das Saarland zu machen. Es ist gang und gäbe, dass wir uns im Freundeskreis auf saarländisch SMS oder WhatsApp schreiben. Es lag also irgendwie auf der Hand.

Als ich den Ministerien für Tourismus, Bildung Kultur und Wirtschaft des Saarlands die Idee vorstellte, waren alle gleich begeistert und erklärten sich bereit, die Saarmojis finanziell zu supporten. So entstanden insgesamt zwölf Kategorien. Am schönsten hierbei war, dass die Ministerien auch eine ordentliche Portion Humor und Augenzwinkern ins Spiel gebracht haben. Mit nüchterner, trockener, humorloser Bürokratie hatte das alles nichts zu tun. Vielleicht ist das der Saarland-Lifestyle, unser Savoir-vivre.

Warum war euer Team genau das Richtige um die Idee umzusetzen?

Weil wir mit gesammelten Kräften auf jeden Fall genügend Potenzial aufbringen konnten, um die Saarmojis ins Leben zu rufen. Ich als gebürtige Saarländerin, meine Kollegin Olga Günther als hervorragende Illustratorin im Bureau Stabil, Stefan Grenner ebenfalls Illustrator und Saarländer von ganzem Herzen, das Entwickler-Team von Pioneo sowie die Ministerien für Kultur und Bildung, Wirtschaft, Energie und Verkehr.

Wer arbeitet alles an den Saarmojis mit?

Wenn es ans Eingemachte geht, sind wir maximal vier. Die zwei Illustratoren, der Entwickler und ich in der Koordination. Aber man kann das natürlich nicht auf uns vier begrenzen. Bei den Entwicklern sind fleißige Mitarbeiter im Hintergrund, mit meinen fünf Kollegen aus dem Bureau Stabil bin ich ständig im Austausch. Twin Town Productions hat mir einen Sound für die Website und den Animationsteaser erstellt, Stereobrand kümmert sich um die Website und nicht zu vergessen all diejenigen, mit denen man am Feierabend schnackt und von denen man wiederum inspiriert und motiviert wird. Hinzu kommen noch die beiden Ministerien Wirtschaft und Kultur. Da bin ich auch in ständigem Austausch und es wird fleißig überlegt, was man als Nächstes angehen könnte.

Das Medienecho nach Veröffentlichung der Saarmojis war ja atemberaubend. Habt ihr damit gerechnet? Was ist alles passiert?

Also ganz ehrlich, damit haben wir nicht gerechnet. Ich habe schon durchaus geahnt, dass die Saarmojis im Saarland zünden werden, aber dass die Süddeutsche, die Tagesthemen, die Tagesschau, die Berliner U-Bahn, Bento, Spiegel Online, die Bild und überregionale Zeitungen davon berichten, damit haben wir wirklich nicht gerechnet. Bisher verzeichnen wir über 160.000 Downloads, über 2,5 Millionen verschickte Saarmojis. Wir haben über 11.000 E-Mails beantwortet und erfreuen uns immer wieder und ständig neuen Feedbacks. Manchmal schau ich morgens in die Analytics und wenn ich sehe, dass bereits vor 9 Uhr morgens 350 Saarmojis verschickt wurden, dann freue ich mich einfach. Das ist toll. Wir haben es geschafft, eine Öffentlichkeitskampagne zu entwickeln, die von der Öffentlichkeit tatsächlich angenommen, verstanden, geliebt und benutzt wird. Aktuell wird gemeinsam mit dem Kultusministerium ein Ideenwettbewerb für Schüler ausgeschrieben, bei dem Schüler Ideen für Saarmoji einreichen können. 

Ihr wart mit den Saarmojis sogar für den Politik-Award nominiert und habt den zweiten Platz gemacht! Das macht schon ein bisschen stolz oder?

Wir sind total stolz! Damit haben wir nicht gerechnet. Der Ansporn zur Bewerbung kam von den Ministerien und dann haben wir es einfach probiert. Wenn man sich mal so umschaut, wer da alles mitmacht und wie stark die Auswahlkriterien sind, sehe ich es absolut als Gewinn, dass die Saarmojis den zweiten Platz in der Kategorie „Digital Public Affairs“ gemacht haben. Vor allem weil wir es auch geschafft haben, das Saarland, das sonst oft belächelt wird, positiv ins Rampenlicht zu rücken.

Was war dein erster Gedanke bezüglich der Zusammenarbeit mit uns?

Als ihr angerufen habt, wart ihr ultra überzeugt und mega Fans und wolltet gleich mit einsteigen. Das ist toll. Also erster Gedanke: MEGA! Wir freuen uns extrem darüber, mit euch die Stumojis ins Leben zu rufen. Das ist auch wieder eine neue Herausforderung. Wir lernen schwäbisch, wir lernen, dass es verschiedene Brezeln gibt und wir lernen auch, dass wir viele Gemeinsamkeiten haben.

Schade ist nur, dass es bei euch etwas länger dauert, da ihr im Gegensatz zu uns länger braucht, um Gelder zu akquirieren, um die Stumojis umzusetzen. Wir hatten eben das Glück, dass die Ministerien gleich Feuer und Flamme waren und somit eine Anschubfinanzierung ermöglicht haben. Ihr müsst da etwas mehr kämpfen. Aber auch das bekommen wir gewuppt. Gut Ding braucht Weile. Und wir drücken die Daumen, dass eure Ministerien oder die Stadt vom Ergebnis genauso geflasht sein werden, wie der Rest der Schwaben.

Saarmoji vs. Stumoji – was fällt dir spontan dazu ein?

Ganz ehrlich? Nichts. Zumindest kein Versus. Wenn ich genauer überlegen müsste, würde ich wahrscheinlich die klassischen Klischees aufzählen. Aber das mag ich nicht, denn dafür hab ich zu wenig Stuttgart erlebt, um mit den Klischees respektvoll hantieren zu können. Bei der Projektarbeit zu den Stumojis fallen viel mehr ähnliche Marotten auf und gemeinsam haben wir in jedem Fall den starken Dialekt. Erst neulich wurde ich in Berlin gefragt, als ich saarländisch gesprochen habe, ob ich Schwäbin wäre. Vielleicht ist das eine Gemeinsamkeit? Wie auch immer, die Zusammenarbeit ist lustig, sympathisch und macht definitiv Spaß.

MEHR INFOS:
www.saarmoji.de
www.stumoji.de