DURCH STUTTGART MIT TIM BENGEL

Museen sind langweilig, vor allem für Kinder, meinen manche. Andere sehen das gar nicht so. Mit zehn Jahren war Tim Bengel mit seiner Mutter das erste Mal in der Staatsgalerie. Dort fragte er sich, was denn abstrakte Gemälde eigentlich mit Kunst zu tun haben. Heute ist er selbst Künstler, stellt immer noch gerne Fragen – und malt mit Sand. Wir haben ihn durch Stuttgart begleitet.

Tim war in der Schule unterfordert. Sein Ausgleich war das Zeichnen. Ein Glück, dass ein Kunstwettbewerb in seinem Gymnasium in Nürtingen ausgeschrieben wurde. Klar, dass er da mitgemacht hat. Mit einer selbstgeklebten Landkarte aus Geldmünzen gewann er und seine erste Ausstellung gewann er gleich mit: in der Kreissparkasse Nürtingen.

„Nach dem Abi bin ich ein bisschen herum getingelt, habe eine Modedesign-Ausbildung und ein Managementstudium begonnen. Mir war aber immer klar, dass das nicht das ist, was ich eigentlich machen will“, erzählt uns der 24-jährige. Also ging er der Kunst nach und studierte in Tübingen Kunstgeschichte und Philosophie. Das passt zu seiner Obsession, Fragen zu stellen und infrage zu stellen. Für Tim bedeutet Kunst nämlich, Fragen zu stellen. Was ist eigentlich Kunst? Und warum ist gerade dies oder eben jenes Kunst? Deshalb ist Marcel Duchamp seine Inspiration. Der Künstler hat sich auch intensiv mit diesen Fragen beschäftigt.

Dass das, was Tim macht, Kunst ist, steht allerdings außer Frage: Er malt Bilder aus Sand. „Ich wollte schon immer etwas Außergewöhnliches machen und Sandmalerei gab es in Deutschland noch nicht. Ich mag Herausforderungen“, meint er lachend. Da steckt einiges dahinter: Den richtigen Kleber für die jeweilige Sandsorte zu finden und die Bilder anschließend erfolgreich zu versiegeln, zum Beispiel.

2014 hat er das erste Bild dieser Art gemalt. Da ging besagte Versiegelung übrigens schief. Nach einer Woche war das Werk gelb; dem chemischen Prozess zum Opfer gefallen.

Die Vorlage war ein Urlaubsfoto seines Vaters. Sechs Wochen habe das gedauert, erzählt er uns. „Richtig interessant sind die unterschiedlichen Texturen und Farben des Sandes. Ich habe meinem Dad direkt einen Goldzahn verpasst.“ Ein Foto seines Werks hat er dann bei Facebook hochgeladen. Dort hat er richtig viele Likes kassiert. Dabei blieb es aber nicht: Social Media hat dem Künstler dann quasi auch sein nächstes Motiv besorgt. Er hat einfach gefragt, wer sein nächstes Model sein möchte – und über 300 Leute haben sich beworben. Inzwischen hat er schon viele Stuttgarter Stars portraitiert: Max Herre, Timo Hildebrand – und den Fernsehturm. Apropos Fernsehturm: Den liebt Tim Bengel sehr am Kessel. Schließich hat er gerne den Überblick. Und wo hat man den schon besser als auf dem 216,6 Meter hohen Gebäude?

Mittlerweile hängen seine Bilder unter anderem auch an den Wänden seiner Lieblingsrestaurants: in der Speiserei in Untertürkheim und im Körle&Adam in Feuerbach. In der Speiserei trinkt er gerne mal einen Kaffee oder genießt die schwäbische Küche – so weit es eben geht. Denn: Tim ist Vegetarier. Deshalb geht er auch sehr gerne in das vegane Restaurant Körle&Adam. Lieblingsrestaurant trifft weiteren Lieblingsort: Dort hängt nämlich der Fernsehturm, den er auf Sand gemalt hat. „Lieblingception“, quasi.

Stuttgart ist für Tim vor allem eins: Heimat. Als Künstler hat man es aber trotzdem manchmal schwer, meint er. Die Kunstszene habe noch Potenzial nach oben. Ein Schritt in die Richtung ist der Zusammenschluss von Stuttgarter Nachwuchskünstler „KUNSCHT“, der regelmäßig Ausstellungen organisiert. Auch Tim ist Mitglied. Bei der ersten Vernissage im Januar kamen 600 Leute. Da sieht man gleich, dass das Interesse groß ist. Das Credo: Kunst ist nicht nur für die Oberschicht. „Der Künstlerkreis versteht sich auch privat richtig gut und wir gehen auch gerne mal zusammen weg.“ Da macht das Planen von neuen Projekten natürlich gleich noch mehr Spaß. Im November findet die nächste Ausstellung im Haus der Wirtschaft statt.

Doch das Interesse an dem Stuttgarter Künstler geht weit über den Kessel hinaus: Die größte Zeitung der Welt, die Dailymail, hat bereits von ihm berichtet, seine Videos werden millionenfach angeklickt und selbst in den japanischen Nachrichten ist Tim mit seinen Sandbildern vertreten. Wir sind gespannt, ob wir Tim bald zu seiner ersten Vernissage in New York besuchen dürfen!
MEHR INFOS:
www.timbengel.com

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