Schauspielerin & Moderatorin
Felixa ist seit ihrer Geburt auf einer Nord-Süd-Achse unterwegs und das meinen wir nicht philosophisch, sondern ganz klar geografisch. Geboren ist sie in Gießen (das ist ganz klar nördlich und immerhin die siebtgrößte Stadt Hessens!). Ob hier Talent im Grundwasser gelöst ist oder wie sie die Multitalent-Brausetablette aus Schauspiel, Moderation, Radio und Synchronsprecher-Dasein in sich aufgenommen hat, ist bis heute ungeklärt. Fest steht jedoch, dass sie sich im Laufe ihres Heranwachsens immer mehr gen Süden hangelte, in Rheinland-Pfalz aufwuchs und in Biberach an der Riss ihr Abitur stemmte, bevor sie dann in Stuttgart heimisch wurde.
Schon ihr ganzes Leben lang (mittlerweile 27 Jahre) hat sie sich auf Bühnen getummelt. Das ging einfach immer und in jeder Form: auf einem Bein im Kinderballett genauso gut wie in der Theater-AG auf dem Gymnasium. Früh war klar: Die Bühne bleibt nicht nur Hobby, sondern aus dem Hobby wird ein Beruf!Ungewöhnlich, aber wahr, auch die Eltern standen hinter der Idee und überzeugten sie davon, sich 2006 an der Live Act Academy in Stuttgart zu bewerben. In den drei Jahren Ausbildung hat sie dabei nicht nur Kniffe gelernt, wie man sich vor der Kamera richtig in Szene setzt und auf der Bühne überzeugt – die Schauspielschule verändert einen von Grund auf, erzählt uns Felixa. Bevor man in andere Rollen schlüpfen kann, muss man sich erstmal selbst finden. Die drei Jahre waren für sie mit die prägendsten in ihrem bisherigen Leben.
Aber nicht nur für die eigene Entwicklung hat der Besuch der Schauspielschule was gebracht. Nach zahlreichen Kurzfilmen kennt man Felixa mittlerweile auch aus dem TV, hier stand sie für die SOKO Stuttgart vor der Kamera. Aber sie kann auch lustig. Zum Beispiel als Stand-Up Comedian bei Nightwash oder dem Quatsch Comedy Club. Ihr Witz wurde auch schon mit einem Sonderpreis in der Kategorie beste Darstellerin im Kurzfilm „Heinz am Morgen“ offiziell anerkannt. Ihre Wandelbarkeit beweist sie dann schlussendlich als Synchronsprecherin (geballte Emotionen zwischen Horror, Kunstblut und Teeniedramen) oder aber seriös als Stimme für die AOK, EasyCredit oder VIVA.
Aber vielleicht kennt ihr sie auch schon aus dem Radio und seid damit einer von tausenden Zuhörern, die ihrer Sendung jeden Samstag lauschen. Chapeau! Aber, ihr ahnt es wahrscheinlich bereits, Felixa kann noch mehr. Im Moment ist das Dollingerie Theater, das sie zusammen mit Schauspielfreundin Christina Rieth 2010 gründete, eines ihrer Herzensprojekte. Mittlerweile kann das Ensemble der Beiden sechs selbstgeschriebene Stücke aufweisen. Vom Kabarett bis zum Krimi, eben bloß nicht langweilig. Das gilt auch für die Spielstätten. Selbst in einem fahrenden Zug wurde schon aufgeführt.
So wenig zu bremsen wie ein ICE bei voller Fahrt ist Felixa als Allround-Talent. Daher braucht ein zukünftiger Partner auch eine große Portion Verständnis und natürlich Interesse für ihren Beruf. Schwierig, den noch einzuplanen in dem vollen Terminkalender. Aber Felixa hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben…
Was ist schwieriger zu spielen: Comedy oder Drama?
Beides eine Herausforderung, jemanden ehrlich zum Lachen zu bringen, ist genauso schwierig wie jemanden ehrlich zum Weinen zu bringen. Letztes Jahr habe ich mich in der Stand-Up Szene ausprobiert, war beim Nightwash Talent Award dabei, im Quatsch Comedy Club und vorab habe ich meine Programme immer bei der Open Stage in der Rosenau Stuttgart präsentiert. Aber ich habe gemerkt, dass die Stand-Up-Welt wohl doch nicht meine ist. Die kann ziemlich ruppig sein, vor allem das Publikum – da braucht man ein dickes Fell. Es war ein Ausflug in eine Richtung den ich nie bereut habe. Ich habe viel gelernt und das hat mich stärker gemacht. Wer weiß, vielleicht komme ich in zwei, drei Jahren wieder darauf zurück. Aber im Moment bin ich mit dem was ich mache glücklich. Immer noch lustig, aber ohne Stand-Up.
Die Vielfalt ist generell das tolle an meinem Beruf! Ich möchte nicht stehenbleiben, sondern möglichst viele Sachen ausprobieren und mich ständig neuen Herausforderungen stellen.
Wie kam es denn zum Dollingerie Theater?
Beim Schauspielstudium in Stuttgart habe ich Christina kennengelernt. Auf dem Frühlingsfest hatten wir dann nach zwei Maß die Idee: „Wir müssen was zusammen machen“. So ging 2010 alles los. Seitdem schreiben wir unsere eigenen Stücke und sind in ganz Deutschland unterwegs. Wir kommen eigentlich fast überall hin, egal ob Restaurant oder Wohnzimmer. Inzwischen ist es schon zu einem Selbstläufer geworden und die Weihnachtszeit mit all ihren Firmenweihnachtsfeiern bedeutet für uns Hochkonjunktur. Viel Arbeit, aber auch ganz viel Spaß.
Hast du denn ein Vorbild?
Es gibt wenige selbstbewusste Frauen, die auch lustig sind. Oft werde ich mit Anke Engelke verglichen. Aber das gefällt mir. Sie ist ein riesen Vorbild und für mich die Königin in der Fernsehlandschaft. Schauspielerisch haut mich Kate Winslet von den Socken. Eine der wenigen Damen, die in Hollywood mit Würde altert und mich schauspielerisch ehrlich zu Tränen rührt.
Wie bist du denn zu ENERGY gekommen?
Eine lustige Geschichte: über euch! Seit Anfang 2014 bin ich ja feste Moderatorin bei Geheimtipp Stuttgart. Während der WM 2014 habe ich an der Alten Kanzlei in der Halbzeit unwissentlich den Geschäftsführer von ENERGY interviewt. Dort wurden gerade Moderatoren gesucht und so kamen wir ins Gespräch. Zum Abschluss sagte meine Interviewpartner, ich solle mich melden, vielleicht ergibt sich ja mal was. Am nächsten Tag habe ich meine Unterlagen hingeschickt und daraufhin hat sich der Programmchef gemeldet. Und schwups: seit August moderiere ich die Samstagsshow bei ENERGY von 7.45 bis 13.45 Uhr.
Was ist für dich das Besondere beim Radio?
Es macht wahnsinnig viel Spaß, ist aber auch ganz schön anstrengend. Multitasking hoch zehn! Der Sendeplan muss eingehalten werden, das Backtiming kommt dazu, Wetter und Verkehrsmeldungen, Moderationen schreiben, Themen finden, Interviews führen, die Show fahren, die Technik beherrschen und vieles, vieles mehr. In Stresssituationen cool bleiben, in Sekundenschnelle richtig reagieren, die Zeit nie aus dem Auge verlieren. Ich bin schon froh, wenn ich es zwischen zwei Songs mal schnell aufs Klo schaffe. Und natürlich viel Kreativität und Leidenschaft – ohne die funktioniert Radio nicht. Bei mir ging es vor allem um unglaubliches Glück. Ich war einfach zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Normalerweise macht man ja erstmal ein Praktikum und ein Volontariat beim Radio, bevor man ans Mikro darf. Ich hab einfach mal 10 Schritte übersprungen. „Learning by doing“ ist in der Medienwelt glaub ich generell das A und O. Vor der ersten Livesendung konnte ich Nächte lang nicht schlafen und hab gezittert wie Espenlaub vorm Mikro. Aber schon nach dem ersten Satzdachte ich: Was für ein geiler Job!
Was magst du an Stuttgart?
Es war keine Liebe auf den ersten Blick. Am Anfang fand ich Stuttgart ziemlich hässlich und hatte viel Heimweh. Aber nach fast 9 Jahren laufe ich nun hier durch die Straßen und denke „Mein Stuttgart“. Die Mischung aus Großstadt und Natur find ich hier so herrlich. Was ich toll finde ist, dass Stuttgart kulturell gesehen so viel zu bieten hat. An jeder Ecke gibt es ein Theater. Nur leider gehe ich viel zu selten rein.
Bist du denn gleich mit den Schwaben zurechtgekommen?
Die Schwaben haben ja nicht grad den Ruf „Neigschmeckte“ mit offenen Armen zu empfangen. Ich habe hier Freunde fürs Leben gefunden. Obwohl ich geborene Hessin bin, bin ich wohl im Herzen schon zur Schwäbin mutiert. Wenn meine Eltern das hier lesen, bringen sie mich um. (Felixa lacht)
Bist du eher ein Partygirl oder chillst du lieber am Wochenende?
Als Partygirl würd ich mich nicht bezeichnen. Aber nicht, weil ich nicht feiern gehen will, sondern weil mir leider oft die Zeit fehlt. Manchmal denk ich mir: Mensch Felixa, du solltest mal öfter weggehen! Aber wenn ich es mir fest vorgenommen habe, hat keiner Zeit oder umgekehrt. An den Wochenenden muss ich meistens spielen und stehe im Radio – unter der Woche gucken mich dann alle komisch an, wenn ich frage wer am Dienstag Lust auf Party hat. Und natürlich geh ich auf den Wasen und aufs Frühlingsfest…wenn man schon in Bad Cannstatt wohnt.
Hast du denn einen Geheimtipp für unsere Leser?
Im Sommer bin ich jeden freien Tag am Stadtstrand in Bad Cannstatt beim Volleyball spielen. Das Coole ist, dass man sofort mit Leuten ins Gespräch kommt. Der Park hier ist auch wunderschön. Ansonsten bin ich gerne in der Markthalle. Einfach toll, welche Auswahl die haben. Ein kulinarischer Geheimtipp ist definitiv der „Ackerbürger“ in Bad Cannstatt.
Was würdest du angehenden Schauspielstudenten für einen Tipp mit auf den Weg geben?
Man muss es unbedingt wollen und sich die Frage stellen: Kann man mit der Ungewissheit leben, kein regelmäßiges Einkommen zu haben? Nur 5% aller Schauspieler können von Ihrem Job leben. Das sollte jedem klar sein. Außerdem ist der Körper eines Schauspielers sein Werkzeug, wie für einen Maurer die Kelle. Das Schlimme dabei ist, dass Kritik immer persönlich zu verstehen ist. Man muss lernen, damit umzugehen. Natürlich muss man Ideen, Vielfalt und Kreativität haben, wenn man sein eigenes Ding aufziehen will. Talent, Glück und Connections gehören aber auch dazu.