Sei es der Heimweg von der Arbeit oder der Weg zum nächsten Club: Sobald die Sonne hinter dem Kesselrand verschwunden ist, fühlen sich so manche Stuttgarter*innen nicht wohl dabei, nachts alleine unterwegs zu sein. Mit ihrem Projekt „Nachtboje“ will die Stadt neue Rückzugsorte schaffen und die öffentliche Sicherheit im nächtlichen Stuttgart verbessern.
Eine aktuelle Umfrage zeigt: Rund 37 Prozent der Frauen und 13 Prozent der Männer in Deutschland fühlen sich nicht sicher, wenn sie nachts alleine unterwegs sind. Gewisse Sicherheitsmaßnahmen zu treffen, wie etwa den Live-Standort mit der Familie zu teilen oder auf dem Heimweg mit einer Freundin zu telefonieren, ist insbesondere unter Frauen nicht ungewöhnlich.
Aus diesem Grund hat die Landeshauptstadt nun das Projekt „Nachtboje“ ins Leben gerufen. Hinter diesem Namen versteckt sich eine Reihe an Orten, die von nun an als Rückzugsräume im Stuttgarter Nachtleben dienen.
Dabei richtet sich das Angebot nicht nur an (junge) Frauen und andere besonders gefährdete Personengruppen, sondern an wirklich jede*n, der*die sich in einer Situation befindet, in der er*sie sich nicht sicher fühlt.
Die Türen dieser Anlaufstellen stehen jedoch nicht nur im absoluten Ernstfall offen. Ganz im Gegenteil: Auch wer nicht gerade Schutz in einer Gefahrensituation sucht, einen Rettungswagen rufen oder die Polizei kontaktieren möchte, kann sich an die Einrichtungen wenden und dort zum Beispiel auf ein Taxi warten, nach einem Glas Wasser fragen oder sein Handy aufladen. Das Angebot der Nachtboje ist zu 100 Prozent anonym und kann bei Bedarf jederzeit kostenlos in Anspruch genommen werden.
Engagieren können sich hierbei beispielsweise Bars, Restaurants, Kinos, Hotels oder Kioske – kurz gesagt: Räumlichkeiten, die zu später Stunde ohnehin geöffnet sind. Erkennen könnt ihr die teilnehmenden Orte an den neon-pinken Stickern, die gut sichtbar an den Räumlichkeiten angebracht sind. Aktuell zählen zu den Akteur*innen unter anderem der Jugendrat Stuttgart, das Kinderbüro, die Kommunale Kriminalprävention, die Abteilung für Chancengleichheit, das Polizeipräsidium Stuttgart, die Mobile Jugendarbeit Innenstadt, die Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft und der Mädchen*gesundheitsladen.
Die komplette Liste aller Teilnehmer*innen kann auf der Webseite der Landeshauptstadt eingesehen werden. Wer sich direkt informieren möchte, wo die nächstgelegene Nachtboje zu finden ist, kann das über den Online-Stadtplan herausfinden, auf dem die Standorte ebenfalls in neon-pink eingezeichnet sind.
Durch das Projekt will die Landeshauptstadt die Mitarbeitenden der Nachtwirtschaft weiter für das Thema sensibilisieren, neue Teilnehmer*innen dazugewinnen und deren Engagement für die Öffentlichkeit sichtbar machen. In erster Linie sollen die Anlaufstellen der Nachtboje aber die Sicherheit sowie das Sicherheitsgefühl der Menschen – insbesondere solcher, die besonders verletzlich sind – erhöhen und zu einem respektvolleren, aufmerksameren Miteinander beitragen.
Auf lange Sicht hofft die Stadt, im Rahmen des Projekts ein weitreichendes Netzwerk aufzubauen, durch das Rückzugsräume in ganz Stuttgart bereitgestellt werden können, sodass sich nachts in den Straßen Stuttgarts niemand mehr unsicher fühlt.