HOCHSENSIBILITÄT

Bei Lärm, grellem Licht oder in großen Menschenansammlungen fühlst du dich schnell gestresst? Du neigst zum Grübeln und zu Perfektionismus? Du kannst dich gut in andere Menschen hineinversetzen und spürst intuitiv, wie es ihnen geht, hast andererseits manchmal Probleme, dich abzugrenzen? Dann bist du vielleicht hochsensibel.

Frank Armbruster ist Coach mit Schwerpunkt Hochsensibilität und Hochbegabung in Stuttgart. Im folgenden Artikel beschreibt er, woran man Hochsensibilität erkennt und wie man als Betroffene*r damit umgeht. 15 bis 20 Prozent aller Menschen – so wird geschätzt – zählen zu den HSP, den „highly sensitive persons“. Der Begriff wurde in den 1990er Jahren von der amerikanischen Psychologin Elaine Aron geprägt, die als erste untersuchte, was Menschen mit dieser Disposition ausmacht. In erster Linie zählt dazu eine gründliche Informationsverarbeitung. Das bedeutet, dass hochsensible Menschen sehr feine Antennen haben und mehr an Informationen aufnehmen als normale Menschen. Sie reagieren stark auf das Erlebte und setzen sich damit intensiv auseinander. Konfliktsituationen werden als sehr belastend empfunden, gegenüber Kritik sind viele HSP sehr empfindlich. Dafür können sie durch Kunst oder Musik tief berührt werden.

Aufgrund dieser intensiven Verarbeitung von Reizen geraten Hochsensible leicht in einen Zustand von Übererregung, den sie als Stress oder Reizüberflutung empfinden. Das kann ziemlich schnell passieren. Durch eine laute Party, durch Streit im Büro oder unfreiwillige körperliche Berührungen in öffentlichen Verkehrsmitteln kann das Wohlbefinden hochsensibler Menschen so stark beeinträchtigt werden, dass sie sich danach erst einmal zurückziehen und sich erholen müssen. Weil HSP so feinfühlig und empathisch sind, kommen sie schnell in Resonanz zu anderen Menschen. Sie sind gute Zuhörer*innen und Menschenbegleiter*innen. Andererseits laufen sie Gefahr, die Probleme anderer zu ihren eigenen zu machen und ihre Zentriertheit zu verlieren. Weil HSP gerne Dinge zu Ende denken, geraten sie leicht in eine Art Gedankenkarussell: Im besten Fall kommen sie zu unkonventionellen Lösungen, im schlechtesten Fall verlieren sie sich in Katastrophenszenarien.

TIPPS FÜR HOCHSENSIBLE

Hilfe bei Überreizung

Dein Körper ist ein wunderbarer Indikator und sagt dir, wann es zu viel wird. Du musst nur seine Signale ernstnehmen. Wenn du Spannungen im Nacken spürst oder den Gesichtsmuskeln oder wenn sich Kopfschmerzen ankündigen, ist es Zeit, dich an einen ruhigen Ort zurückzuziehen, um dich zu zentrieren. Wenn ein Ortswechsel nicht möglich ist, kannst du versuchen, einen imaginären Schutzschild um dich herum aufbauen und dich auf deinen Atem zu konzentrieren. Hilfreich ist auch das Erlernen von Entspannungsmethoden wie Autogenes Training, Achtsamkeitsübungen und Meditation.

Lass dir Zeit!

Nach einem stressigen Tag braucht dein Körper Zeit, um sich zu regenerieren. Stresshormone wie Cortisol müssen erst wieder abgebaut werden, bevor Du dich neuen Reizen aussetzt. Orientiere dich in deiner Terminplanung an deinen Bedürfnissen und nicht an denen anderer.

Gedankenstopp

Falls du zum Grübeln neigst, kannst du dir einen Gedankenstopp verordnen. Wenn sich unheilvolle Gedanken ankündigen, sag innerlich „STOPP“ und wende dich etwas anderem zu, das deine volle Aufmerksamkeit erfordert.

Nobody is perfect

Fehler zu machen ist menschlich. Es wird immer wieder passieren, dass du hinter deinen oder den Erwartungen anderer zurückbleibst. Gesteh dir das zu! Nicht alles, was du machst, muss perfekt sein, manchmal ist gut auch einfach gut genug. Wenn du es nicht glaubst, schau dich um: Siehst du einen perfekten Menschen?

Zeig dich so, wie du bist

„Stell dich doch nicht so an!“ oder „Sei doch nicht so empfindlich“ – das sind Sätze, die manche Hochsensible seit ihrer Kindheit kennen. Und häufig versuchen sie dann, ihre Grenzen zu übergehen. Trau dich, deine Wünsche zu artikulieren! Dazu ist es wichtig, auch mal entschlossen „Nein“ sagen zu können und die Reaktionen darauf auszuhalten. Denn du bist für dein eigenes Wohlergehen verantwortlich. Nur wenn es dir gut geht, kannst du auch für andere da sein.     

P.S.SSSSST! Neben seiner Coachingspraxis wird Frank Armbruster ab November 2023 einen monatlichen Gesprächskreis/Stammtisch für hochsensible Menschen einrichten. Eure Anfrage könnt ihr per Mail an kontakt@hochsensibilitaet.coach schicken.
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