Sexismus – dieser Begriff ist insbesondere in den letzten Jahren in den Mittelpunkt vieler gesellschaftskritischer Debatten gerückt. In den Medien wird Sexismus aktuell heftig thematisiert, Bewegungen wie #MeToo sorgen weltweit für Gesprächsstoff. Aber was genau ist eigentlich Sexismus?
Unter Sexismus verstehen wir die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts. Unterschieden wird hier im Regelfall zwischen individuellem und strukturellem Sexismus. Individueller Sexismus geschieht dabei auf zwischenmenschlicher Ebene und kann von abwertenden Bemerkungen bis hin zu hasserfüllten Taten reichen. Struktureller Sexismus geschieht hingegen auf einer übergeordneten, gesellschaftlichen Ebene und beruht im Wesentlichen auf dem Machtgefälle zwischen den Geschlechtern. Frauen und nichtbinäre Menschen sind hier daher besonders häufig betroffen, was sich zum Beispiel in der Lohnunausgeglichenheit zwischen Männern und Frauen (auch: Gender Pay Gap) zeigt. Zwar erfahren Männer im Regelfall keinen strukturellen Sexismus, auch sie können aber Opfer von geschlechterbedingter Diskriminierung werden.
Um gegen Diskriminierung und Sexismus – im Speziellen: Sexismus am Arbeitsplatz – vorzugehen, hat die PULS Fraktionsgemeinschaft, ein Zusammenschluss aus gewählten Vertreter*innen der Wählervereinigungen Die Stadtisten, Junge Liste Stuttgart und die PARTEI nun einen Antrag gestellt, der Führungskräfte in Zukunft dazu verpflichten soll, an externen Fortbildungs- und Schulungsangeboten teilzunehmen. Gefordert wird, dass Männer und Frauen in gewissen Führungspositionen mindestens einmal jährlich an einem eintägigen oder längeren Weiterbildungsangebot teilnehmen müssen, das die Themen Sexismus (am Arbeitsplatz), Geschlechtergerechtigkeit und Diskriminierung behandelt.
Die Notwendigkeit dieser Maßnahme begründet die PULS-Fraktionsgemeinschaft in ihrem Antrag durch die Ergebnisse einer Pilotstudie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) aus dem Jahr 2020. Im Rahmen dieser Studie wurden Frauen und Männer zu ihren Erfahrungen mit Alltagssexismus befragt.
Insgesamt gaben 63% der befragten Frauen und 49% der befragten Männer an, Sexismus bereits selbst erlebt oder gegenüber anderen beobachtet zu haben. Auf die Frage, ob und wo die Befragten in den letzten 12 Monaten Sexismus erlebt oder beobachtet hätten, nannten 41% der Frauen – knapp hinter öffentlichen Orten – den Arbeits- oder Ausbildungsplatz. Bei den Männern lag der Arbeits-/Ausbildungsplatz sogar auf dem ersten Rang. 45% der befragen Männer hatten Sexismus durch Kollegen oder Vorgesetzte dort in den letzten 12 Monaten erlebt oder gesehen.
Des Weiteren stellte die Studie fest, dass Sexismus am Arbeitsplatz am häufigsten durch Kolleg*innen geschieht, Frauen allerdings öfter als Männer von Vorgesetzten diskriminiert werden. Demnach gaben 31% der befragten Männer und 29% der Frauen an, selbst Opfer von Sexismus durch Kolleg*innen gewesen zu sein, während 17% der Frauen und 13% der Männer in den letzten 12 Monaten Sexismus durch Vorgesetzte erlebt hatten.
Diese Daten, so die PULS-Fraktionsgemeinschaft, verdeutlichen die Relevanz des Themas. So ist es insbesondere nötig, den Fokus auf Führungspositionen zu richten, da auch heute noch deutlich mehr Männer als Frauen eine führende Rolle einnehmen, wodurch das Machtgefälle noch verstärkt wird. Durch die geforderten Weiterbildungsangebote sollen Führungskräfte in Bezug auf die Themen Diskriminierung, Sexismus und Geschlechtergerechtigkeit sensibilisiert werden. Ziel des Antrags ist es somit, ein aufgeklärtes und gerechtes Arbeitsumfeld zu schaffen, indem Diskriminierung jeder Art keinen Platz hat.