DAS WAR DAS SOUTHSIDE FESTIVAL 2022

Vier Tage lang hat die schwäbische Alb gebebt. Denn das berühmte Southside Festival feierte in diesem Jahr mit 65.000 Musikfans ein gigantisches Comeback. Nach zwei Jahren pandemiebedingter Pause stellte das Southside somit direkt einen neuen Besucherrekord auf. 

Selbst das Wetter machte den Festivalbesucher*innen in diesem Jahr keinen Strich durch die Rechnung. Während in der Vergangenheit Gewitter und Regen oft zur Spaßbremse wurden, strahlte dieses Mal wieder die Sonne über dem Festivalgelände. Außerdem wurde das Southside in diesem Jahr ohne Corona-Einschränkungen geplant und konnte also endlich wieder wie vor der Pandemie gefeiert werden. Die Rückkehr des größten Musikfestivals im Südwesten war ein voller Erfolg.

Auch für mich ging es in diesem Jahr endlich wieder mal auf’s Southside. Das letzte Mal besuchte ich das beliebte Festival in Süddeutschland vor unglaublichen zehn Jahren. Zum großen Southside-Revival vom 16. bis 18. Juni war es dann wieder so weit. Auch mein Kumpel Bene, der mich aufs Festival begleiten sollte, zögerte nicht lange. Also hieß es am Freitag, den 16. Juni für uns: Zelt, Isomatte und Schlafsack in den Kofferraum, ein paar Klamotten in die Reisetasche und ab Richtung Schwarzwald. Leider konnten wir aus beruflichen Gründen erst am Freitagmorgen anreisen; am Donnerstag mussten die restlichen Cool Kids also ohne uns feiern. Aber auch das Line-up der drei verbleibenden Festivaltage waren Grund genug, um voller Vorfreude von Stuttgart aus in Richtung Tuttlingen zu düsen.

Nach nicht einmal zwei Stunden Autofahrt von Stuttgart bin ich mittags am Gelände in Neuhausen ob Eck angekommen. Den Handzeichen der Einweiser folgend, hab ich schnell den perfekten Parkplatz gefunden. Ein gelungener Start, perfektes Festivalwetter, so muss das sein! Klar, der Weg vom Parkplatz aufs Festivalgelände ist etwas beschwerlich, aber hey, das war auch schon vor zehn Jahren nicht anders. Bestens vorbereitet zog ich das Zelt auf einem Rollbrett über das Gelände zum Zeltplatz, wo ich Bene traf, der direkt aus seinem Wanderurlaub im Allgäu angereist war.

Bevor wir uns ins Getümmel der Musikfans stürzen konnten, stand erst mal der wohl unangenehmste Tagesordnungspunkt des gesamten Wochenendes auf der Agenda: der Zeltaufbau. Genau wie ich war auch mein Zelt zehn Jahre nicht mehr auf dem Southside gewesen und schlummerte ein ganzes Jahrzehnt im Schrank. Beim Auspacken wurde dann das ganze Schlamassel sichtbar. Zerbrochen Zeltstangen, Risse im Zeltstoff, zu wenig Heringe, es war ein Desaster. Da hieß es improvisieren. Nach viel Gezerre, Gehämmere und Gefluche stand eine Plane mit vielen Luftlöchern und dem Eingang direkt am Abtrennungszaun. Den Zeltboden haben wir einfach komplett weggelassen und auch das Innenzelt erschien uns aufgrund der Hitze unnötig. Auf die Inneneinrichtung haben wir komplett verzichtet. Wir waren schließlich wegen der Konzerte da, die nachmittags losgingen. Royal Blood, The Hives, Thees Uhlmann, Kummer und die Kings of Leon standen auf dem Programm. Rise Against hat die Hütte dann komplett abgerissen. Schließlich haben wir den ersten Tag dann im White Stage-Zelt unter lautem Mitgegröle von „Don’t look back in Anger“ von Oasis ausklingen lassen. Unser erster Tag beim Sousthside war ein gelungener Auftakt.

Doch mein persönliches Highlight wartete an Tag zwei auf mich. Denn am Samstag standen The Killers auf der Bühne. Seit der Veröffentlichung von „Mr. Brightside“ im Jahr 2003 bin ich großer Fan der Band rund um Frontmann und Stil-Ikone Brandon Flowers, der einfach ein lässiger und sympathischer Typ ist. Doch bevor die großen Killers zur Prime Time die Bühne rockten, gab es am Nachmittag noch einen bunten Mix aus allen Genres auf die Ohren.

Um 16 Uhr ging es für uns zur Blue Stage, um eine Stunde Hip-Hop mit den Jungs von OK KID zu erleben. Bei ihrem Konzert lieferte die Band gewitzte und clevere Texte zu guten Beats. Die Wahl-Kölner haben uns mit ihrem Sound begeistert und uns gleichzeitig zum Tanzen und zum Nachdenken gebracht. Während viele Festivalbesucher Kontra K oder K.I.Z. feierten, hatten wir eine verdammt gute Zeit mit OK KID. Ich würde mich immer wieder für diese Band entscheiden, denn ich mag keine Aggressivität, weder in der Musik noch im Alltag. Nach ihrem Gig waren wir mit OK KID noch zum Interview im Backstage verabredet.

Jonas Schubert, Raffael „Raffi“ Kühle und Moritz Rech von OK KID stammen alle drei aus Gießen. Dass die „DREI“ – wie auch ihr neues Album heißt –  beliebt sind, merken wir schon beim Interview. Ein OK KID-Fan hat den Jungs per Instagram geschrieben und tatsächlich konnten sie es möglich machen, ihn auf die Gästeliste zu setzen. OK KID könnte drei Bands in einer sein, denn im Sound der Band vermischt sich Hip-Hop mit Elementen aus Indie und Rock. Doch mit dem Hip-Hop hat alles angefangen.

Stuttgart bedeutet der Band musikalisch sehr viel, denn auch sie sind mit der Kolchose, dem 1992 gegründeten Zusammenschluss der wichtigsten Hip-Hop-Künstler aus dem Kessel, aufgewachsen. Über die Jahre freundete sich die Band mit Stuttgarter Locals wie Chimperator an. Kein Wunder also, dass es für die Jungs schon immer klar war, auf Deutsch zu rappen. So können OK KID am besten ausdrücken, was sie sagen wollen.

Im Interview haben uns die Jungs dann noch verraten, dass der Gig auf dem Southside total spontan zustande kam. Erst eine Woche vor Festivalstart kam die Anfrage und die drei hatten sofort Bock. Endlich wieder live vor großem Publikum performen, diese Chance wollten sich OK KID nicht entgehen lassen. Das neue Album „Drei“ ist übrigens das erste Album, das die Band komplett selbst produziert hat.

P.S.SSSST! Am 16.10. machen OK KID im Rahmen ihrer „Drei“-Tour Halt im Wizemann.

Nach dem lässigen Interview im Backstage-Bereich ging es für Bene und mich dann wieder vor die Bühnen. Der Gig der Giant Rooks hat mir richtig gut gefallen und auch Charlie XCX hat die Bühne gut gerockt, bevor dann The Killers eine geniale Show geboten haben. Bei „All These Things That I’ve Done“ wurde lauthals mitgegröhlt „I got soul but I’m not a soldier“. Der Track ist auch mein All-Time-Favourite. Für einen würdigen Abschluss des zweiten Festivaltags sorgten schließlich SEEED. Bei dem Auftritt stand keiner mehr still, die Menge tobte bis in die allerletzte Reihe. Ein Abriss vom Feinsten.

Der Sonntag versprach dann nochmal eine bunte Mischung aus allen Genres: Juju, K.I.Z., Jeremias, Mando Diao, Twenty One Pilots und schließlich der gebührende Abschluss von Deichkind.

Das Comeback des Southside Festivals war ein voller Erfolg. Klar, hier und da kann bei so einem gigantischen Festival immer noch nachjustiert werden. Besonders nach zwei Jahren Pandemie-Pause ist nicht alles reibungslos verlaufen. Schade war zum Beispiel, dass es im Festival Shop auf dem Gelände bereits Samstagmittag keine Eiswürfel mehr zu kaufen gab. Das Personal an den Getränkeständen wirkte mancherorts überfordert und überzeugte oft nicht gerade durch Schnelligkeit. Auch vor den Klos und Duschen gab es oft lange Warteschlangen. Aber so ist das Festivalleben nun mal. Insgesamt bin ich sehr glücklich, nach zehn Jahren endlich mal wieder dabei gewesen zu sein.

Southside – es war mir ein Fest(ival)! Ich komme wieder!

MEHR INFOS:
www.southside.de