Hausmannskost ist wahnsinnig lecker und vielseitig – aber auch fleischlastig. Zumindest bislang! Im Köhlerstüble im Hotel-Restaurant Köhler in der Neckarstraße gibt’s die traditionsreichen Gaumenfreuden in vegan. Wir konnten es selbst nicht glauben und haben dem Betreiberpärchen bestehend aus Dani und Andreas, einen Besuch abgestattet.
Was uns direkt positiv auffällt? Dani, Andreas und ihre Vierbeiner sind ein eingespieltes Team! Während Woody und Rocky das Begrüßungskomitee bilden, kümmert sich Andreas hingebungsvoll um den Service und Dani um die Zubereitung der Speisen. Letztere stehen kurze Zeit später auf unserem Tisch und versetzen uns regelrecht in Staunen! Zwiebelrostbraten, Rumpsteak und Co. sehen so authentisch aus, dass man auf den ersten Blick kaum vermuten würde, dass sie tatsächlich frei von tierischen Produkten sind.
Aber es stimmt: Die Basis der „Fleischgerichte“ bildet eine geschickte Kombination aus Seitan und Kichererbsenmehl. Die genaue Rezeptur bleibt natürlich streng geheim; Andreas verrät aber, dass er daran ganze zweieinhalb Jahre herumgetüftelt hat.
Wir können bestätigen: Die Arbeit hat sich gelohnt! Obwohl die Gerichte auf derselben Basis beruhen, unterscheiden sie sich im Geschmack und ihrer Konsistenz. Dass sie ihren „Vorbildern“ durchaus das Wasser reichen können, hört das Paar nicht zum ersten Mal. Zu ihren Gästen zählen nämlich nicht nur Veganer*innen, sondern auch Omnivore aller Altersgruppen.
„Wir spüren natürlich, dass Menschen, die sich normalerweise eher fleischlastig ernähren, unserem Konzept zunächst etwas skeptisch gegenüberstehen. In der Regel löst sich die Skepsis mit dem ersten Biss auf – und am Ende sind alle satt, zufrieden und begeistert, dass es einen Ort gibt, an dem jede*r, ob Veganer*in oder nicht, auf seinen*ihren Geschmack kommt.“,
so Dani.
Auch wir erleben das Köhlerstüble als einen Ort, an dem man sich pudelwohl fühlen kann. Das rustikale Interieur wird durch eine gelungene Mischung aus Ska, Punk und Nothern Soul-Musik komplettiert. Durch das „Private Cooking“-Konzept ist es Dani und Andreas zudem möglich, ihren Gästen nahezu jeden Wunsch von den Lippen abzulesen. Gastfreundschaft wird im Köhlerstüble mehr als großgeschrieben. Vermutlich liegt diese einfach im Blut! Hinter dem Köhlerstüble und dem angrenzenden Hotel Köhler verbirgt sich schließlich eine Geschichte, die bis ins Jahr 1915 reicht.
Vor sage und schreibe 109 Jahren wurde das Hotel-Restaurant als Weinstube von Berta Köhler, Danis Urgroßmutter, eröffnet.
In den 30er-Jahren war das Köhler vor allem bei sogenannten „Catchern“ beliebt, die in der gegenüberliegenden Stadthalle regelmäßige Auftritte hatten. Kurz vor Ende des II. Weltkrieges wurde das Hotel-Restaurant komplett zerstört. Berta und Hermine Köhler (Danis Urgroß- und Großmutter) haben es aber wieder aufgebaut und 1980 an die Enkelin Christa und ihren Mann Manfred (Danis Eltern) übergeben. Seit 2018 führen Dani und Andreas den Familienbetrieb in vierter Generation. Durch die Corona-Pandemie und die aktuell sehr schwierige Wirtschaftslage wurden die beiden seither mehrfach mit gewaltigen Herausforderungen konfrontiert.
Getreu dem Motto „In jeder Krise steckt auch eine Chance!“ haben Dani und Andreas aber nie den Kopf in den Sand gesteckt. Ganz im Gegenteil! Während der Corona-Pandemie kam Dani auf die geniale – und zugegebenermaßen etwas verrückte – Idee mit einem überarbeiteten Konzept wiederzueröffnen: Stuttgarts erstes veganes Hotel mit veganer Hausmannskost, wie bei Oma. Die Neuauflage soll ihren eigenen Lebensstil widerspiegeln. Immerhin lebt die 41-Jährige seit Ende der 90er-Jahre vegetarisch, seit einigen Jahren komplett vegan.
Zwiebelrostbraten nach “Köhlers Art”
Dass das Konzept keinem Trend, sondern einer Herzensangelegenheit folgt, schmeckt man nicht nur, man spürt es auch.
So wuppen Dani und Andreas das komplette Geschäft zu zweit – vom Housekeeping über die Finanzen bis hin zum Kochen. Übrigens: Papa Manfred ist stolz wie Bolle und ganz begeistert von all den veganen Köstlichkeiten. Aus diesem Grund liefert er auch regelmäßig Inspiration für neue Gerichte. Wir wollen ja nicht zu viel verraten, aber die nächsten Geniestreiche sind bereits in Planung!
