RAUPE IMMERSATT

Der witzige Name des Cafés im Stuttgarter Westen bringt einen zum Schmunzeln, die Geschichte dahinter ist so schön wie ernst zugleich.

Die Anspielung auf die berühmte Raupe, die sich eine Woche durch alle möglichen Lebensmittel frisst, ist gar nicht so weit hergeholt. Schließlich leben wir im absoluten Überfluss, die Auswahl in den Supermärkten ist riesig und so wundert es wenig, dass täglich Tonnen von ungenutzten Waren und Lebensmitteln im Müll landen.

Fünf Stuttgarter Freunde mit ganz unterschiedlichen Backgrounds hatten eines gemeinsam: Sie wollten aktiv etwas gegen diese enorme Lebensmittelverschwendung tun und gleichzeitig die Foodsharing-Szene in Stuttgart aufmischen.

Entstanden ist daraus nach monatelanger Planung und viel Enthusiasmus das erste Foodsharing-Café Deutschlands, das Anfang Juni seine Eröffnung bei uns im Kessel feierte.

Das große, liebevoll eingerichtete Lokal soll Anlaufstelle für Menschen jeglichen Hintergrunds sein. Das Einkommen oder die Nationalität spielen dabei keine Rolle, hier soll sich einfach jeder wohlfühlen können.

Gleich beim Betreten fällt unser Blick auf die Getränkekarte. Die Auswahl ist groß und lecker, besonders die Quittenlimonade hat es uns angetan – mega erfrischend.

Erste Besonderheit: Bezahlt wird, was jeder kann und möchte.

Um die Ecke findet man dann die große Foodsharing-Bar, sozusagen das Herzstück des Raumes. Hier ist Platz für allerlei Lebensmittel, die täglich wechseln, je nach Ausbeute – von Backwaren bis Süßigkeiten über Salate kann alles dabei sei. Hier darf und soll sich jeder bedienen – und das völlig kostenfrei. Es handelt sich hierbei nämlich um „gerettete Lebensmittel“, also Produkte, die in normalen Supermärkten entsorgt werden würden. Die Karotte ist so vielleicht etwas krummer als man sie kennt, schmecken tut sie in jedem Fall. Es wird nochmal ausdrücklich darauf hingewiesen, dass für die Lebensmittel nichts bezahlt werden muss und man sich gerne so viel mitnehmen kann, wie man möchte. Das nimmt die erste Hemmschwelle, schließlich ist man es nicht gewohnt sich in einem Lokal einfach gratis bedienen zu können. Wir sind begeistert, nicht nur die Idee ist einfach klasse – auch die Umsetzung ist super gelungen.

Das ganze Café wirkt luftig und gemütlich, eine große Sofaecke lädt zum Verweilen ein und die Pflanzenwand am Eingang macht sich super auf jedem Instagram-Foto. Hier unterstützt man im schönen Ambiente eine wirklich gute Sache! Viele kleine Details zeugen von der Leidenschaft der Besitzer für Ihre Idee, so sind zum Beispiel in manche Stühle sorgfältig Namen geschnitzt worden.

Auf unsere Nachfrage wird erklärt, dass man in einer Crowdfunding-Aktion gegen eine Spende seinen „eigenen“ Stuhl erwerben konnte. Zukünftig sollen auch Veranstaltungen das Repertoire erweitern und den Menschen einen wertschätzenden Umgang mit Lebensmitteln näherbringen. Wir sind gespannt, mit welchen Einfällen uns die Raupe Immersatt noch überraschen wird und können einen Besuch nur dringend empfehlen!