RICHTIG GIFTIG

WARUM ZIGARETTENKIPPEN NICHTS AUF DEM BODEN VERLOREN HABEN

In Stuttgart werden täglich zigtausend Zigarettenkippen achtlos auf den Gehweg, die Straße oder ins Gleisbett von Stadt- oder S-Bahn geworfen. So gelangen ihre Inhaltsstoffe ins Grundwasser – zu Lasten unserer Umwelt. 

Noch zu wenige Raucher*innen machen sich die Mühe, ihre fertig gerauchten Zigaretten auszudrücken und dann in einem Abfalleimer zu entsorgen. Wer mit offenen Augen durch Stuttgart läuft, sieht unzählige Kippen herumliegen, besonders an Orten, an denen Menschen sich länger aufhalten, wie an Haltestellen oder Parkbänken. Mit den Hinterlassenschaften herumschlagen müssen sich dann die Mitarbeitenden des Eigenbetriebs Abfallwirtschaft Stuttgart (AWS), die sich seit Jahren mit stetig zunehmenden Müllmengen auf Straßen und Plätzen konfrontiert sehen. 

Seit 2018 hat der AWS im Rahmen des Konzepts „Sauberes Stuttgart“ seine Reinigungsleistung bereits um ein Drittel erhöht, die Zigarettenkippen bleiben jedoch ein Problem. „Die Stummel sind extrem schwierig zu beseitigen. Man versuche es mal selbst mit einem Kehrbesen. Sie bleiben in Fugen und Ritzen stecken, sie widersetzen sich unseren Kehrmaschinen. Letzten Endes müssten sie einzeln von Hand eingesammelt werden, aber das ist natürlich unmöglich“, so Markus Töpfer, Geschäftsführer des AWS.

Das lässt sich unterschreiben, oder? Motiv aus der aktuellen Kampagne „Stuttgart macht’s rein“

Kippen auf dem Boden schmerzen die Umwelt – Die Edgar Karte bringt die Information in Kneipen und Cafés.

Tödlich für Wasserorganismen

Zigarettenkippen sind unappetitlich, das weitaus größere Problem besteht jedoch für die Umwelt. Jeder Regenguss wäscht giftige Inhaltsstoffe aus den Kippen in die Kanalisation und von dort in den Wasserkreislauf. Zu den Inhaltsstoffen der Stummel zählen Gifte und krebserzeugende Substanzen wie Nikotin, Arsen, Blei, Kupfer, Chrom, Cadmium und polyzyklische, aromatische Kohlenwasserstoffe. Gelangen diese ins Grundwasser, in Bäche, Flüsse und Seen, vergiften sie die darin lebenden Tiere und Kleinstorganismen. Deswegen gehören Zigarettenkippen unbedingt in den Aschenbecher oder in den Abfalleimer. 

Wer müllt, muss blechen  

Wer seine Kippen auf den Boden wirft und dabei erwischt wird, muss mit einem Bußgeld rechnen: Mindestens 75 Euro plus 28,50 Euro Verwaltungsgebühr sind dann fällig – insgesamt 103,50 Euro. Vielen Bürger*innen ist weder bewusst, wie umweltschädlich Zigarettenkippen auf dem Boden sind, noch dass sie ein Bußgeld riskieren, wenn sie sie einfach wegschnipsen. Deswegen macht die Landeshauptstadt Stuttgart mit ihrer Kampagne „Stuttgart macht’s rein“ im öffentlichen Raum und in Social Media immer wieder auf die Problematik aufmerksam. 

Kleinmüll macht auch Mist

Die breit angelegte Öffentlichkeitskampagne ist ebenfalls Teil des Konzepts „Sauberes Stuttgart“, mit dem die Stadt seit 2019 gegen das sogenannte Littering vorgeht. Littering ist der Fachbegriff für den Kleinmüll im öffentlichen Raum. Die Ursachen: mehr Fast Food und To-go-Angebote, Partys auf den Plätzen der Stadt, Grillfeiern, wo immer sich ein grünes Fleckchen findet. Das, was zurückbleibt, belastet viele Anwohner*innen. Davon zeugen viele sogenannte Gelbe Karten, die im Rahmen des Beschwerdemanagements über die Jahre bei der Stadt eingingen. Auch die Anzahl der Vorschläge zu diesem Thema im Bürgerhaushalt belegt, dass sich die Stadtgesellschaft durch Littering gestört fühlt. 

Verantwortung für die eigene Stadt

Für mehr Sauberkeit in Stuttgart investiert die Stadt in die Müllprävention und mehr Kontrollen. 123 neue Stellen wurden seit 2018 geschaffen, 45 neue Fahrzeuge angeschafft, 5500 öffentliche Abfallbehälter stehen stadtweit zur Verfügung. Jährlich zehn Millionen Euro stellt die Stadt für die Umsetzung des Konzepts bereit.Dennoch: Sauber bleibt es nur, wenn die Menschen sich für ihre Abfälle verantwortlich zeigen und sie korrekt entsorgen. Viele tun das bereits. Andere lassen sich hoffentlich überzeugen. In diesem Sinn hat der Jugendrat Stuttgart-West in Zusammenarbeit mit dem AWS Anfang August am Feuersee Plakate angebracht, die zum Benutzen der Abfalleimer motivieren sollen. 

Sauber feiern: Der Jugendrat Stuttgart-West plakatiert gegen die Müllberge am Feuersee.

Ebenfalls der Initiative des Jugendrats Stuttgart-West ist es zu verdanken, dass seit 2021 auf dem Moltkeplatz, dem Bismarckplatz, am Feuersee sowie an der Haltestelle Vogelsang sogenannte Kippster zu finden sind. Kippster sind Aschenbehältnisse, die mit einer – oft provokanten – Frage zur Abstimmung per Stummel aufrufen. Ein charmanter Anreiz, damit die Kippen nicht auf dem Boden landen. Mit Witz lässt sich viel erreichen: Darauf zielen auch die Clips in den Social-Media-Kanälen der Stadt, die unterhaltsam darauf aufmerksam machen, wie attraktiv eine Mülltonne sein kann.

MEHR INFOS:
https://stuttgart-machts-rein.de