Stuttgart steht beispielhaft für eine Stadt im Wandel: Enorme Infrastrukturprojekte, die Entwicklung neuer Quartiere, eine dynamische und diverse Stadtgesellschaft sowie umfassende technologische und wirtschaftliche Veränderungen bergen sowohl Potenziale als auch Gefahren für Verdrängungsproblematiken.
Unruhe bewahren! – Unter diesem Motto beschäftigt sich das transdisziplinäre Festival CURRENT – KUNST UND URBANER RAUM vom 14. bis 24.9. mit unserem aktuellen Zustand zwischen Unsicherheit und Stagnation. CURRENT möchte die Rolle der Kunst und Kultur für die künftigen Entwicklungen von Städten diskutieren und stärken.
Wieso Unruhe bewahren?
Der Ausruf scheint widersprüchlich – ist er aber nicht! Immerhin betont „bewahren“ den positiven Aspekt der Unruhe. Die Unruhe wird als Signal verstanden, das Aufmerksamkeit fordert und dabei hilft, eine neue Sicht auf die Dinge herzustellen. Es geht also um unsere Wahrnehmung, Sensibilisierung und letztlich auch um einen Resonanzraum für die Auseinandersetzung mit dem Status Quo.
Als Ausstellungs- und Veranstaltungsort konzentriert sich die diesjährige Ausgabe des Festivals auf den Stadtbezirk Bad Cannstatt. Die künstlerischen Positionen und Kooperationspartner*innen aus Stuttgart und der Region setzen sich auf unterschiedlichste Arten und Weisen mit dem Stadtteil auseinander. Von Sound- und Augmented-Reality-Installationen über kinetische Objekte und Interventionen bis hin zu Workshops und diskursiven Formaten ist eine Bandbreite an Programmpunkten geplant, die sich thematisch mit dem Wandel der Innenstädte, Arbeitsbedingungen, queer-feministischen Perspektiven, aber auch Täuschungen, Störungen oder dem Übermächtigen auseinandersetzen. Das Programm ist wie sein Veranstaltungsort selbst: Eine lebendige Mischung aus Begegnungen und Austausch, Gegensätzen und Widersprüchen.
Das Festival gestaltet sich aus fünf eingeladen künstlerischen Positionen, einem zweitägigen Symposium sowie einem umfangreichen Kooperationsprogramm. Rund 20 Kooperationspartner:innen erweitern das facettenreiche Programm mit eigenen Formaten, sowohl unabhängig als auch in Zusammenarbeit mit den fünf künstlerischen Hauptpositionen allapopp, COMODODO (TinTin Patrone und Toben Piel mit Martina Wegener und Frédéric Ehlers), Kestutis Svirnelis, Lucia Graf und SONDER (Peter Behrbohm und Anton Steenbock).
Die offizielle Eröffnung der zweiten Ausgabe von CURRENT – KUNST UND URBANER RAUM findet am 14. September um 18 Uhr im Foyer der Schwaben-Bräu Passage mit Begrüßungsworten von Laura Bernhardt, Gründerin und Künstlerische Leiterin von CURRENT, sowie Mark Gegenfurtner, Leiter des Kulturamts der Stadt Stuttgart, statt.
Laura-Bernhardt ©Luzie Marquardt
Gleich am ersten Wochenende werden zahlreiche Vermittlungsprogramme für Groß und Klein angeboten – von barrierearmen Kunstspaziergängen bis zum Orakel T-Shirt Workshop mit der Künstlerin Lucia Graf und der ukrainischen Kunstvermittlerin Anna Wetzler-Manyuk.
Die kuratorische Auswahl mit Arbeiten von allapopp, COMODODO, Kestutis Svirnelis, Lucia Graf und SONDER verspricht eine aufregende und spannende Festivalzeit!
Foto: allapopp Artist Portrait ©Sarah Ama Duah
Foto: Kestutis Svirnelis, Immersion, 2018 ©Kestutis Svirnelis – CURRENT STUTTGART
Foto: SONDER Urban Cosmetics-Skizze 2023 ©SONDER
COMODODO konfrontiert die Passant*innen in Bad Cannstatt beispielsweise mit einem Lieferdienst für immaterielle Güter, welcher auf Bestellung Klang, Text, Konzepte sowie Ideen herstellt und diese innerhalb von 20 Minuten liefert. Das innovative Start-Up wurde mit Blick auf Ressourcenknappheit und Warenüberfluss von der Hamburger Künstlerin TinTin Patrone und dem Frankfurter Musiker und Performer Toben Piel gegründet. Für CURRENT eröffnen die Stuttgarter Künstler*innen Martina Wegener und Frederic Ehlers eine Franchise-Filiale in Bad Cannstatt.
/// Mehr Infos: https://comodododelivery.wordpress.co
Mit von der Partie ist auch SONDER, ein amöbenartiges Unternehmen, das Mittel zur Konfliktpflege in öffentlichen Räumen und Diskursen anbietet. Hierfür schafft SONDER Werkzeuge und Verhandlungsräume, um fragwürdige Entwicklungen, die sich unter dem Deckmantel der Normalität verstecken, ans Tageslicht zu bringen und in unerwarteten Situationen zu verhandeln. SONDER hatte 2018 in Thüringen einen fahrenden Berg im Einsatz, betreibt am Berliner Alexanderplatz ein Reiterstandbild mit Lagerfeuer und baut in Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste derzeit das Tech Start-Up Total.Earth auf, dessen Ziel es ist, den Kapitalismus vom Markt zu nehmen.
/// Mehr Infos: https://peterbehrbohm.net, https://www.antonsteenbock.net
CURRENT – KUNST UND URBANER RAUM wird gefördert von der Stadt Stuttgart, den Innovationsfonds Kunst des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg sowie der Wüstenrot Stiftung.
