Grau ist langweilig, grau ist trist. Graue städtische Bausubstanz findet man in Stuttgart, aber auch in anderen urbanen Räumen zuhauf. Es gibt viele Ansätze, um dem betonharten Alltag auch visuell zu entfliehen.
Einer, der sich diesem Ziel verschrieben hat, ist der Stuttgarter Graffiti-Künstler Kosmik One. Bereits seit 1995 in Stuttgart als Künstler in der Stadt unterwegs, drückte der heute 40-Jährige seiner Kunst einen immer persönlicheren Stempel auf. Wir haben uns mit dem eingefleischten Stuttgarter unterhalten, von dem ihr bestimmt schon das ein oder andere Werk im Stadtgebiet bestaunt habt.
Streetart hat keine eindeutige Definition
Begonnen mit traditionellen Graffiti, dem Stylewriting, entwickelte er mit der Zeit aus der Synthese der Merkmale seiner gesprayten Buchstaben seine heutigen Motive. Die Mischung aus glatten Kanten und unruhigen Kurven verschmilzt zu einem Werk, in welchem sich durchaus auch surrealistische und abstrakte Elemente wiederfinden. Lebendige Komponenten wie zum Beispiel Schuppen, Fell, Hörner, Augen oder Lippen vervollständigen seine Kunstwerke zu einem Ensemble aus plastischen und flachen Elementen.
Bernad Arjun Sakic, wie Kosmik One mit bürgerlichem Namen heißt, wählte ursprünglich „Cosmic”. Wichtig bei der Kreation seines Namens war ihm die Abgeschlossenheit des Namens durch gleiche Anfangs- und Endbuchstaben. Für mehr Originalität wurde aus dem „C“ ein „K“, das „One“ unterstreicht die Einmaligkeit seines Namens.
Gegensätze sind sein Leitmotiv
Dass Stuttgart mit ihm einen engagierten Künstler gewonnen hat, liegt nicht zuletzt an einer unterschiedlichen Aufteilung seiner Talente. Obwohl für ihn schon immer feststand, seinen Traum von eigener Kunst zu verwirklichen, probierte er sich auch im Fußball und Basketball. Dass er mit der Sprühdose besser als mit dem Ball umgehen kann, verhalf Stuttgart schlussendlich zu vielen ansehnlichen Werken im Stadtgebiet.
Tiere sind ein zentrales Element seiner Streetart. Besonders die anatomische Vielfalt fasziniert ihn und gibt den Anlass für die Wahl seiner Motive. Eine Präferenz hat er hierbei allerdings nicht, die Entscheidung trifft Kosmik One oftmals erst spontan am Setting. Die Begeisterung für die Unterschiede in der Größe zeigt sich nicht nur in den gegensätzlichen Motiven von Elefant und Katze, sondern auch bei seinen persönlichen Lieblingsfiguren: Bud Spencer und Papa Schlumpf.
Auch an Stuttgart selbst gefallen ihm die geographischen Gegensätzlichkeiten. Besonders die Erhebungen und damit der oftmals wellenförmige Straßenverlauf haben es ihm angetan. Aber natürlich schwärmt er auch von den bekannten Sehenswürdigkeiten wie dem Rosensteinpark und dem Schlossgarten.
Besonders gerne hält sich Kosmik One in den Stadtbezirken Stuttgart-Süd und -West auf. Möglicherweise trefft ihr ihn im Mos Eisley, Teehaus, Arigato oder KAP.
Stuttgart könnte etwas bunter sein
Seine künstlerischen Höhepunkte in diesem Jahr waren die Secret Walls-Ausstellung im Bonatzbau sowie die Bemalung der Kornwestheimer Friedhofsmauer. Auch in Zusammenarbeit mit der Stammheimer Feuerwehr im Rahmen eines Graffiti-Workshops konnte ein Projekt realisiert werden. Ein feuerlöschender Elefant ziert nun den Jugendraum der Feuerwehr. Über kommende Projekte war ihm leider nichts zu entlocken, die Malsaison endet mit kälter werdenden Temperaturen.
Ein bunteres Stuttgart ist eines seiner Hauptanliegen. Großen Nachholbedarf sieht er bei der Stadtverschönerung, viele ungenutzte Flächen seien hervorragend für Graffiti geeignet. Kosmik One sieht das weniger als einen Anlass aufzugeben, sondern schöpft daraus neue Motivation, unser Stuttgart zu verschönern. Ganz getreu seines Lebensmottos
„live fully, die happy!“.