NEUER SCHWUNG IM RENITENZTHEATER

Unter Leitung des neuen Intendanten Roland Mahr steht das Renitenztheater in Stuttgart vor einer aufregenden Neuausrichtung, die die Zukunft der Kabarettbühne mit innovativen Ideen und einem frischen Erscheinungsbild beinhaltet. Roland Mahr, Musikwissenschaftler und erfahrener Kulturmanager, bringt eine klare Vision mit: Die Schaffung eines Theaters, das noch mehr Menschen aller Identitäten und Altersgruppen mit einbezieht.

Ein besonders aufregendes Projekt, das seine Mission unterstreicht, ist “Junger Humor”, bei dem Roland Mahr sich dafür einsetzt, Kinder und Familien für das Theater zu begeistern. Die Eigenproduktion “Steinsuppe”, basierend auf dem Bilderbuch der französischen Autorin und Illustratorin Anaïs Vaugelade, feierte am 20. September anlässlich des Weltkindertags ihre Premiere. Dieses berührende Stück behandelt Themen wie Zusammenleben, Vorurteilsabbau und Freundschaft auf einfühlsame und humorvolle Weise und lädt Familien mit Kindern im Alter von vier bis sieben Jahren ein, Teil eines inspirierenden Theatererlebnisses zu werden.

Steinsuppe Illustration Julia Lenzmann

Eigenformate sind ein Schwerpunkt, darunter ein Einpersonenstück basierend auf Florian Schroeders Satire-Buch “Frauen – Fast eine Liebeserklärung”, das kritisch die Rolle der Frauen in der Gesellschaft beleuchtet. Ein neues Hausprogramm mit dem Renitenz-Ensemble ist für April 2024 geplant. Zusätzlich erwartet die Besucher die deutsch-schweizerische Satire “Wollen Sie wippen?” des Duos “Hart auf Hart”, das gesellschaftliche Themen humorvoll aufgreift und kulturelle Unterschiede durch sprachliche Differenzen herausstellt.

Doch das Renitenztheater präsentiert nicht nur kulturelle Innovationen, sondern lädt auch zu spannenden Gastspielen und neuen Show-Formaten ein.

So zum Beispiel zu einer neuen Show des Stuttgarter Comedian Thomas Fröschle, alias Zauberweltmeister Topas, mit dem Titel „Wer ist der Profi?“, mit dem das Publikum verblüffet und zugleich herausgefordert werden soll. Mit der „Electric-Diva“ Achan MALONDA präsentiert das Renitenztheater eine moderne Diva der heutigen Zeit. Selbstverortet zwischen Hildegard Knef und Grace Jones prägt die Berliner Aktivistin und SingerSongWriterin MALONDA einen neuen Stil in der Auseinandersetzung mit queeren Themen und Feminismus und bereichert ebenso das “Chansongfest”. 

Vom 4. bis 8. Oktober verspricht das diesjährige “ChanSongfest” eine berührende musikalische Erfahrung in einem intimen Theaterumfeld. Verschiedene Künstlerinnen und Künstler werden auftreten, um ihr Publikum in die Welt der Liedpoeten zu entführen.

Anna Depenbusch wird mit “Die Reise der Anna Depenbusch – Solo am Klavier” ihre Stuttgart-Premiere geben. Bekannt für gefühlvolle Klavierkonzerte, erzählt sie poetische Geschichten voller Wahrheit, Fantasie und Ironie und berührt damit die Herzen ihres Publikums.

Anna Depenbusch

MALONDA, eine vielseitige und haltungsstarke Künstlerin der aktuellen Musikszene, wird sich mit ihrem Programm “Mein Herz ist ein dunkler Kontinent – Lieder über Liebe und Aufstand” als politische Künstlerin präsentieren und sich in ihren Songs und Reden für antirassistische und queer-feministische Themen engagieren. Mit sprühender Energie und intensiver Präsenz zelebriert sie eine einzigartige Performance auf der Bühne, vergleichbar mit Größen wie Hildegard Knef und Grace Jones.

Malonda © Oumou Aidara

Werner Schmidbauer kehrt mit seiner Tour “SÜDEN II” zurück und präsentiert die “Bei mir” Tour 2023. Ein musikalisch intimer Abend erwartet euch, bei dem der Künstler solo mit Gitarre und Stimme auftritt. Nach überwältigender Resonanz freut sich Schmidbauer darauf, seine Lieder in einem ganz besonderen Gewand darzubieten und unvergessliche Momente mit seinem Publikum zu teilen.

Laura Braun wird ihre Stuttgart-Premiere mit “Vom Weg ab” geben. Sie greift selbst in die Tasten und schafft mit ihrer kraftvollen Stimme gnadenlos authentische und melancholische Chansons. Ihre Texte öffnen Türen zu einer Welt voller Hoffnung, Scheitern, Widerstand und der Suche nach dem richtigen Weg. Ein berührender und nachdenklich stimmender Konzertabend, der lange nachhallen wird.

Laura Braun © Ellen Kienzler

Das “ChanSongfest” bietet die Gelegenheit, in die Welt der Liedpoeten einzutauchen und hochwertige Musik in einer persönlichen Theateratmosphäre zu erleben.

Das Renitenztheater Stuttgart e.V. in der Büchsenstraße 26 in Stuttgart

Wir hatten noch die Gelegenheit, der Wahl-Berlinerin MALONDA ein paar Fragen zu ihrem neuen Album und zu ihrer künstlerisch-politischen Haltung zu stellen!
Dein Album “MEIN HERZ IST EIN DUNKLER KONTINENT” zeigt eine beeindruckende Bandbreite an musikalischen Stilen. Gibt es einen bestimmten Stil, den du besonders gerne erforscht hast oder einen, der dich besonders herausgefordert hat?

Bei der Entstehung des Albums ist soundmäßig einiges passiert, was ich in der Form vorher nicht antizipiert hatte und sehr begrüße. Der rote Faden ist, dass das alles meine Stimme und meine Themen sind und darum klingen die Stile für mich möglicherweise gar nicht so unterschiedlich. 

Auf deinem Album gibt es vielfältige musikalische Stile, von Pop über Clubmusik bis hin zu Afrobeat. Wie ist diese musikalische Vielfalt entstanden?

Wie ein Song am Ende klingt, hängt bei mir nicht selten von der Geschichte ab, die erzählt wird. Bei mir entsteht der Text zuerst, dann werden dazu Melodien komponiert. Manchmal ist eine Produktion nahe an der Komposition und der Sound ergibt sich organisch. Manchmal sage ich aber auch zu meinen Produzent*innen: ich würde mir wünschen, dass diese Geschichte so klingt oder einen bestimmten Vibe hat, dieses Sample oder jenes analoge Instrument… Ein Beispiel: „Weil ich’s kann“, mit der kongolesischen Sebene-Gitarre, erzählt von meinem bisweilen chaotischen queeren Dating-Leben. Ich weiß, dass meine Eltern mit meinem Lifestyle nicht immer einverstanden sind, aber möchte wenigstens, dass er Musik hervorbringt, zu der sie gerne tanzen.

Du hast Hedy Lamarr, eine feministische Ikone und Erfinderin, mit deinem Album gewürdigt. Was fasziniert dich an ihrer Geschichte, und wie findest du Verbindungen zwischen ihrer Arbeit und deiner eigenen kreativen Tätigkeit?

Für mich ist Hedy Lamarr eine antifaschistische Ikone und zugleich entbehrt ihre Biografie nicht einer gewissen Tragik. Darum war mir bei dem Song auch wichtig, nah an ihrer Geschichte zu bleiben und so viel wie möglich von ihrem bewegten Leben zu erzählen, damit die Leute verstehen: diese krasse Frau hat neben ihren zahlreichen Erfindungen nicht nur die Technologie erfunden, auf der Wifi und Bluetooth basieren, sondern war ihr Leben lang widerständig und eine Pionierin. Widerständige Pionierin wäre ich mit meiner Kunst irgendwann auch ganz gern.

Gibt es weitere Künstler*innen, die dich inspiriert haben?

Sie sind alle in meinem CD-Booklet verewigt: Neben Hedy stehen da auch Grace Jones, Hildegard Knef, Whitney Houston, Josefine Baker und Nina Simone.

„Feuerfrau” ist ein Schlüsseltrack auf deinem Album. Könntest du uns näher erläutern, was dieser Song für dich bedeutet und welche Emotionen du in ihn einfließen lassen hast?

Ich wollte mir selbst eine Hymne schreiben, weil es auf dem deutschen Musikmarkt zu wenige Hymnen auf queere schwarze Femmes gibt. Den Titel habe ich 2018 veröffentlicht und dann 2021 noch einmal, um Verantwortung für diskriminierende Sprache in der früheren Version zu übernehmen. Auf meiner Party sollen schließlich alle tanzen.

In deiner Musik vereinst du oft das Persönliche mit dem Politischen. Wie findest du die Balance zwischen persönlicher Authentizität und der Vermittlung von Botschaften, die größer sind als das Individuum?

Spannende Frage. Ehrlich gesagt denke ich gar nicht so viel darüber nach, was persönlich und was politisch ist – das ergibt sich einfach aus den Themen, die ich verhandele und das sind dann nun einmal jene, die mich in dem Moment beschäftigen, in dem ein Song entsteht. Was davon wie ankommt, habe ich gar nicht so sehr in der Hand. Wenn ich später damit als „Elektrik Diva“ (so lautet die Selbstbezeichnung der Kunstfigur MALONDA) auf der Bühne stehe, habe ich allerdings das Privileg, nicht einfach nur Projektionsfläche zu sein, sondern mit meiner Stimme Dinge auszusprechen, die für mich im Alltag nicht so einfach sagbar sind – das muss nicht immer politisch sein. Oftmals sind es einfach meine Gefühle und auch Wünsche, die ich für die Welt und mich persönlich darin habe. Mit etwas Glück resonieren sie mit meinem Publikum, weil es eigene Gefühle und Gedanke darin wiedererkennt.

“Geh ich zu weit” ist eine emotionale Dream-Pop-Ballade auf deinem Album. Könntest du uns einen Einblick geben, wie dieser Song entstanden ist und welche persönlichen Erfahrungen dich dazu inspiriert haben?

Seit der Veröffentlichung habe ich gemerkt, dass dieser Song ganz unterschiedlich interpretiert bzw. verstanden wird und das gefällt mir ehrlich gesagt sehr gut. Natürlich hat er einen persönlichen Hintergrund, aber im Moment ist es mir wichtiger, dass Leute ihren eigenen Zugang dazu finden.

Inwiefern denkst du, dass Kunst, insbesondere Musik, als Plattform für soziale und politische Botschaften dienen kann? Welche Verantwortung siehst du als Künstlerin dabei, wichtige Themen anzusprechen?

Ich glaube, dass Musik in Zeiten des gesellschaftlichen Wandels ein wichtiges Medium sein kann, weil wir darüber zusammenfinden können. Hier ist es ein leichtes, das Private politisch werden zu lassen und damit will ich verantwortungsbewusst umgehen. Manchmal möchte ich die Person sein, die ich selbst als Kind gern zum Vorbild gehabt hätte. Manchmal möchte ich aber auch einfach nur, dass alle Leute tanzen.

Deine Musik zeigt eine starke Verbindung zwischen Texten und Musik. Wie gehst du beim Schreiben deiner Texte vor und wie passt du sie an die jeweilige musikalische Stimmung an? 

Wie gesagt, passt sich die Musik bei mir in der Regel den Texten an und nicht umgekehrt. Für dieses Album habe ich viel mit anderen Songwriter*innen zusammen getextet: Jens Friebe, Jovanka von Wilsdorf, Katja Aujesky und Gloria Gogröf. Es ist nicht selten, dass ich ein Thema habe, das mich beschäftigt und über das ich gerne sprechen möchte. Dann verabreden wir uns zu Writing Sessions und tüfteln daran gemeinsam rum, manchmal schreibt auch jede*r für sich und dann wird darüber diskutiert. Es kommt vor, dass ich eine Zeile schon ganz konkret im Kopf habe, manchmal habe ich mir auch ganze Strophen von der Seele geschrieben, die in Gedichtform vorliegen. Dann überlegt man, kann das wirklich ein Song sein, möchte ich das auf der Bühne sagen oder lässt man es besser?

Was verbindest du mit Stuttgart und wo trifft man dich?

Bevor ich 2004 hergezogen bin, war ich oft bei Spielen vom VfB. Bis 2007 habe ich dann in Stuttgart gewohnt, im Perkins Park an der Garderobe und bei den Musicaltheatern im SI-Centrum an der Bar gearbeitet. In einem Theater habe ich dann mithilfe von Leuten, die am Theater gearbeitet haben, meine erste Audition für „König der Löwen“ vorbereitet und gemeistert.

Erlebt MALONDA am 6.10. im Renitenztheater Stuttgart!

MEHR INFOS:
https://renitenztheater.de