DAS LUMPENPACK

EINE HERBE ENTTÄUSCHUNG, DIE STEIL GEHT

Es ist endlich Sommer und die Sonne sorgt dafür, dass die Schweißproduktion im Kessel auf Hochtouren läuft. Trotzdem haben wir heute vorsichtshalber unsere Regenjacken aus dem Schrank gekramt, denn überall wo Max und Jonas von „Das Lumpenpack“ auftauchen, kann es zu spontanen Konfettischauern kommen. Vor allem bei den Konzerten der beiden Jungs, die seit 2012 musikalisch gemeinsame Sache machen, wird ausgiebig mit bunten Papierschnipseln geworfen. Wir haben Max und Jonas zu uns ins GTS-Headquarter eingeladen, um mit ihnen über ihre Zwei-Mann-Band „Das Lumpenpack“ und ihr neuestes Album „Eine herbe Enttäuschung“ zu sprechen.

Ursprünglich stammen Jonas und Max aus der Poetry-Slam-Szene. Max konnte bereits zweimal die bayerischen Meisterschaften im Poetry Slam gewinnen und Jonas konnte die rheinlandpfälzischen Landesmeisterschaften 2013 für sich entscheiden. Nachdem sie die Bühnen des Landes mit wortakrobatischen Höchstleistungen erobert haben, gründeten die beiden Jungs „Das Lumpenpack“, um fortan auch musikalisch durchzustarten.

Nach ihrem Debütalbum „Steil-Geh-LP“ aus dem Jahr 2015, dem Folgealbum „Steil II“ und der ersten vollen Studioproduktion „Die Zukunft wird groß“, folgt nun ihr viertes Album „Eine herbe Enttäuschung“. Mit ihren Songs hat „Das Lumpenpack“ bewiesen, dass man nicht mehr braucht als zwei Stimmen und eine Gitarre, um verdammt gute und schlaue Songs zu produzieren. Die Fans sind überzeugt und sorgen regelmäßig für ausverkaufte Konzerte. Und auch wir feiern die Lieder der beiden Musiker, die immer mit einem charmanten Augenzwinkern daherkommen.

Wann und wie ist „Das Lumpenpack“ entstanden?

Jonas: Während eines Urlaubs in Dänemark im Jahr 2012 haben wir unser erstes Lied geschrieben. Das fanden die Leute, denen wir es vorgespielt haben, erstaunlich gut. Deshalb haben wir noch eins geschrieben, das fanden sie mittel und dann dachten wir: Hey, wir sind auf einem guten Weg, lass das häufiger machen. 

Wie kam es zum Bandnamen?

Max: Wir sind mal von einem Veranstalter als „Lumpenpack“ bezeichnet worden, als er noch nicht wusste, dass wir am Abend bei einem Poetry Slam in seiner Location auftreten würden. Wir saßen nachmittags auf einer Wiese vor dem Laden und haben Bier getrunken und das hat ihm nicht gepasst. Es war ihm dann den ganzen Abend fürchterlich peinlich und wir fanden das auf seltsame Weise sehr passend.

Jonas: Später haben wir dann das „Das“ fest integriert, weil Lumpenpack ohne Artikel zu sehr nach Mittelalterband klingt.

Wo habt ihr euch kennengelernt?

Max: Wir haben uns irgendwann im Jahr 2011 bei einem Poetry Slam in Mannheim kennengelernt. Ein Slam ist ja die idealeMöglichkeit als junger Mensch an Freibier und kurzzeitigen Ruhm zu kommen und so sind wir zwischen 2010 und 2015 ganz schön viel rumgetingelt. Dabei sind wir uns dann über den Weg gelaufen. 

War von Beginn an klar, dass ihr nur zu zweit auftreten möchtet?

Jonas: Nie, das ist alles sehr generisch gewachsen. Immer stand zuerst der Spaß im Mittelpunkt. Erst im Nachhinein hat man dann gemerkt, dass das schon sehr viel Sinn ergibt. So auch das zu zweit auftreten.

Was steht in diesem Jahr bei euch an?

Max: Bis jetzt haben wir die meiste Zeit dieses Jahres im Studio verbracht, um unser inzwischen viertes Album aufzunehmen. Das erscheint am 9. August und wird, nach Meinung von uns und unseren Eltern, ganz hervorragend. Und im November geht es dann wieder auf große Tour. Quasi das Schönste zum Schluss.

Wie war die Arbeit am neuen Album?

Jonas: Anstrengender als die an den letzten Alben, was sicherlich an der gesteigerten Professionalität und den eigenen Ansprüchen liegt. Früher hat man sich und den anderen viel mehr durchgehen lassen. Man merkt, dass wir uns entwickelt haben.

Was macht euer neues Album aus?

Max: Es ist wahnsinnig divers. Wir haben versucht, uns möglichst wenig in das enge Korsett pressen zu lassen, das wir mit einer Gitarre und zwei Stimmen auf der Bühne abbilden.

Jonas:  Wir haben einfach die Musik gemacht, die uns privat auch gefällt und die wir selbst hören würden.

Was bedeutet der Albumtitel „Eine herbe Enttäuschung“ für euch?

Max: „Eine herbe Enttäuschung“ ist ein sehr ironischer Titel für ein Album, aber richtig witzig wird er erst, wenn das Album selbst sehr gut ist. Je größer die Diskrepanz zwischen Titel und Inhalt, desto lustiger und deshalb mussten wir uns mehr anstrengen.

Wie entstehen eure Texte? Und wie viel Prozent sind autobiographisch?

Jonas: Sie entstehen in einem sehr undurchsichtigen Prozess, der mit zwei Notizbüchern, Bier, Spaghetti Bolognese und traurigen Naherholungsgebieten zu tun hat. Die Texte sind natürlich zu einem gewissen Grad autobiografisch, da sie unsere Erfahrungswelt abbilden, aber gleichzeitig sind sie natürlich von uns als Personen abstrahiert.

Max:Dabei erarbeiten wir unsere Songs immer komplett zusammen in einem Ideen-Ping-Pong, vom Text bist zur Songproduktion.

Habt ihr noch andere Talente außer Wortwitz und Musik?

Max: Jonas spielt erstaunlich gut Poker

Jonas: Und Max kann tollen Milchschaum machen, obwohl er keine Milch trinkt.

Was habt ihr auf Tour immer dabei?

Max: Gute Noise-Cancelling-Kopfhörer sind das A und O.

Wieso habt ihr euch entschieden, weiterhin in Stuttgart zu wohnen?

Jonas: Ich habe michinzwischen aus dem Staub gemacht und wohne jetzt in Heidelberg. Max hasst aber Gewässer und billigen Wohnraum, daher passt Stuttgart einfach wie die Faust aufs Auge.

Wo hängt ihr im Kessel besonders gerne ab?

Max: Wilhelma-Jahreskarte – mehr ist dazu nicht zu sagen.

Was kommt euch als erstes in den Sinn, wenn ihr an Stuttgart denkt?

Jonas: Dass ganz viele Leute ein völlig falsches Bild dieser Stadt haben. Stuttgart ist eine klassische Schönheit, auf den zweiten Blick.

Was ist euer Stuttgarter Geheimtipp?

Jonas: Feierabendkollektiv ist sehr zu empfehlen. Wer auf coole handgemachte Musik steht, sollte unbedingt bei den Konzerten am Start sein.

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