VANESSA OBI

Als wir Vanessa Obi kennengelernt haben, hatte sie gerade erst ihren eigenen kleinen Imbiss in der Böblinger Straße eröffnet: Patacon Obi.

Drei Jahre lang hat Vanessa dort traditionelle Gerichte aus ihrer Heimat Westafrika gekocht und damit nicht nur uns, sondern auch euch verzaubert. Das mag an Vanessas herzlicher Art, dem sagenhaften Kochbananen-Burger (den es so übrigens nur im „Patacon Obi“ gibt) oder (und daran glauben wir) an beidem liegen. Trotz Pandemie und allen Schwierigkeiten, denen die Gastronomie die letzten zwei Jahre ausgesetzt war, hat Vanessa ihr Lächeln nie verloren. Das hat sich ausgezahlt! Im November hat sie den Schritt gewagt und die Alte Sakristei am Erwin-Schöttle-Platz übernommen. Mit dem „Patacon Obi in der Sakristei“ können wir uns auf mehr Platz und ein erweitertes Angebot freuen. Doch auch das Konzept der alten Bleibe wurde überarbeitet und angepasst. Es bleibt also spannend – lest selbst!

Liebe Vanessa, Ende 2019 hast du das Patacon Obi in der Böblinger Straße eröffnet. Seitdem ist viel Zeit vergangen. Wie hast du die letzten drei Jahre erlebt?   

Natürlich war es nicht immer leicht mit Covid, aber dank der großartigen Unterstützung unserer Kund*innen, Freunde und Bekannten konnten wir trotzdem stetig wachsen. 

Dieses Jahr war besonders ereignisreich für dich: Im November hast du den Schritt gewagt und die Alte Sakristei am Erwin-Schöttle-Platz übernommen. Wie kam es dazu?

Ehrlich gesagt war es Zufall. Wir waren schon länger auf der Suche nach einem zweiten Standort, da die Räumlichkeiten in der Böblinger Straße einfach zu klein wurden – vor allem im Winter. Dann haben wir mitbekommen, dass die Sakristei frei wird und so kam eins zum anderen. Die Sakristei ist ein toller Ort und ein Stück Stuttgarter Geschichte – die Kneipe gibt es seit über 100 Jahren. 

Kannst du uns etwas mehr über das Konzept erzählen, das uns am neuen Standort erwartet?

Wir behalten die westafrikanische Küche bei, werden das Speiseangebot aber mit einigen traditionellen Gerichten wie Fufu, Ndole oder z.B. gegrilltem Fisch erweitern. Außerdem haben wir nun die Möglichkeit, offene Getränke auszuschenken, die das Essen begleiten. Neben Fassbier und einigen afrikanischen Getränken haben wir Wert auf gutes und ehrliches Handwerk aus der Region gelegt. Daher haben wir mithilfe der Weinhandlung Kreis einige Weine und Brände aus Baden-Württemberg ausgesucht. 

Was passiert mit dem Patacon Obi? Worauf können wir uns hier freuen?

Der Standort bleibt natürlich erhalten, das Konzept wurde aber überarbeitet. Es ist nun das „Patacon Obi – Falafel Café“. Wie der Name vermuten lässt, bieten wir hausgemachte Falafel an, darüber hinaus leckere Crêpes und Waffeln. Zusätzlich haben wir nebenan unsere West African Art Gallery. 

Für die Gastro-Branche waren die letzten beiden Jahre extrem herausfordernd. Woher nimmst du den Mut, in diesen Zeiten einen neuen Standort zu beziehen?

Um ehrlich zu sein habe ich mir nicht so viele Gedanken gemacht, sondern einfach gemerkt, dass der bisherige Standort zu klein wurde. Außerdem hatte ich Lust, noch mehr Gerichte aus meiner Heimat anzubieten – vor allem, weil die Nachfrage sehr hoch war.

Deine Einschätzung: Wieso sind die westafrikanischen Spezialitäten bei uns Stuttgarter*innen so beliebt? 

Zum einen gibt es in Stuttgart nur wenig westafrikanische Küche, dabei ist das Essen unglaublich lecker. Wir kochen mit frischen Zutaten und vielen Produkten und Gewürzen, die man hier nicht kennt. Zum anderen sind viele Gerichte, die wir anbieten, vegan. Fleisch- und Fischgerichte gibt es aber auch. Soll heißen, dass bei uns jede*r fündig wird!

Was empfiehlst du allen, die das erste Mal bei dir zu Besuch sind: Was muss man unbedingt probieren? Was ist dein Lieblingsgericht?

Man sollte alles mal probieren (lacht)! Spaß beiseite, der Probierteller ist perfekt für alle, die noch nie Westafrikanisch gegessen haben. Für den kleinen Hunger sind unsere Puff-Puffs sehr zu empfehlen, entweder mit unserer hausgemachten Chilisoße oder auch als süßer Begleiter z.B. mit Eis oder Puderzucker. 

Als wir uns kennengelernt haben, hast du uns erzählt, dass du hin und wieder von Heimweh geplagt wirst. Was vermisst du an Kamerun?

Ich vermisse meine Familie und Freunde, aber auch die schöne Natur in meiner Heimatstadt. Leider herrscht dort Bürgerkrieg, weshalb ein Besuch nicht möglich ist. 

Und was hast du inzwischen an Stuttgart schätzen gelernt?

Natürlich meinen Freund und die lieben Freunde, die mich sehr unterstützen. Der schöne Stuttgarter Süden ist mir besonders ans Herz gewachsen. 

Welches schwäbische Gericht ist dein Favorit?

Ich esse gerne Maultaschen, im Restaurant auch mal einen Zwiebelrostbraten. Mein All-time-favorite sind aber der Sauerbraten und die Käsespätzle, die die Tante meines Freundes jedes Jahr an Weihnachten zubereitet. Das möchte ich auf jeden Fall lernen.

Zum Patacon Obi in der Böblinger Straße gehört seit Mitte Oktober die West African Art Gallery. Kannst du uns etwas mehr über dieses Herzensprojekt erzählen?

Ich hatte den Wunsch, neben dem Essen noch mehr schöne Dinge aus meiner Heimat zu teilen. Aktuell sind dort Malereien aus dem Grasland Kameruns ausgestellt. Die Galerie kann auch für Veranstaltungen, Workshops und andere Aktivitäten gemietet werden. So haben wir Anfang nächsten Jahres eine Künstlerin aus Südafrika, die die Räumlichkeiten bespielt. 

Die westafrikanische Kultur ist in Stuttgart noch wenig vertreten. Woran glaubst du, liegt das?

Sie ist da, aber leider kaum sichtbar. Das finde ich schade. Ich würde mir mehr Austausch mit Stuttgarter*innen wünschen. 

Was zeichnet die westafrikanische Kultur deiner Meinung nach besonders aus?

Das ist schwer zu sagen. Immerhin gibt es so viele unterschiedliche Kulturen – allein in Kamerun werden mehr als 200 unterschiedliche Sprachen gesprochen. Was uns meiner Meinung nach vereint, sind jedoch die Gastfreundschaft und die Liebe zu gutem Essen und großen Portionen (lacht). Bei meiner Großmutter wurde so viel gekocht, dass auch unangekündigte Gäste jederzeit etwas zu essen bekommen haben. Davon gab es tatsächlich immer viele. 

MEHR INFOS:
https://patacon-obi.de/sakristei