DEGERLOCH DREAMS

WER BLEIBT, KOMMT BESSER WEG!

Ob ihr einen Abend lang Spaß haben, gute Unterhaltung mit Tiefgang genießen oder kulturelle Innovationen entdecken möchtet – das Renitenztheater bietet eine wunderbare Bühne dafür. Als Stuttgarts älteste Kabarett-Bühne begeistert die im Hospitalviertel gelegene Kulturstätte mit einem breiten Spektrum an Theaterangeboten, das Menschen aller Identitäten und Altersgruppen ansprechen soll. 

Ein klarer Schwerpunkt und zugleich Herzstück des Renitenztheaters sind Eigenproduktionen wie „Steinsuppe“ oder „Degerloch Dreams“. Sie bieten eine Plattform für lokale Künstler*innen und Themen, die uns alle bewegen und miteinander verbinden. Dazu zählen der Klima- und Umweltschutz, die Relevanz von Wahrheit in Zeiten von Fake News und KI sowie die Bedeutung des Zusammenlebens in all seinen Varianten und den vielfältigsten Facetten. 

Um letztere soll es auch in „Degerloch Dreams“, der neuesten Theaterproduktion des Renitenztheaters, gehen. Das Stück beleuchtet das Zusammenleben einer ganz normalen Patchwork-Familie am Südrand der Stuttgarter Innenstadt. Es zeigt die Herausforderungen, aber auch Entscheidungen, mit denen die Familienmitglieder – ein Mann, zwei Generationen, drei Frauen, vier Migrationshintergründe – im Alltag konfrontiert werden. Dabei kommen Themen wie die Work-Life-Balance, die Suche nach einem Lebensraum und individuellen Zielen zum Tragen. Mit humorvollen Dialogen, überraschenden Wendungen und dem Einsatz von hinreißender Musik lädt „Degerloch Dreams“ dazu ein, das echte Leben mit all seinen Kuriositäten und Überraschungen zu feiern.

Die Premiere des Stücks findet am 26. April um 20 Uhr statt. Fortan könnt ihr die Vorstellung an ausgewählten Terminen bis Ende Juli erleben. Alle Programminfos und Möglichkeiten zum Ticketkauf findet ihr wie immer online.
P.S.SSSST! Wir hatten noch die Möglichkeit, den Mitwirkenden ein paar Fragen zum Stück und ihrer Herangehensweise zu stellen.  
Fragen an den Autor und Darsteller Thilo Seibel
Was hat Sie dazu inspiriert, das Stück „Degerloch Dreams“ zu schreiben und welche Botschaft möchten Sie damit vermitteln?

Roland Mahr, Molly Spitta und ich waren uns von Anfang an einig: Wir wollten ein Stück mit politischen und gesellschaftlichen Themen schaffen, das modern ist, mit lebendigen Figuren und viel Tempo. Mich fasziniert besonders die Verbindung von Kabarett und Theater, insbesondere in unserem Patchwork-Familien-Szenario. Hier können wir humorvolle Charaktere entwickeln, mit denen sich das Publikum identifizieren kann, während wir gleichzeitig Probleme unserer Zeit in die Handlung einweben. Ein Beispiel hierfür: Die vier Protagonist*innen teilen sich zwar eine Wohnung aufgrund ihrer Beziehungen zueinander. Doch wenn sich plötzlich explosive emotionale Veränderungen ereignen, wird das Problem der Wohnungsnot ganz konkret. Es entsteht die Frage, ob sie nur deshalb zusammenleben, weil sie keine andere Bleibe finden.

Welche besonderen Herausforderungen haben Sie während des Schreibprozesses und der Probenphase erlebt, insbesondere in Hinblick auf die Vielschichtigkeit der Charaktere und ihre unterschiedlichen Lebensentscheidungen?

Das Spannungsfeld ist ja immer: Wie unterhaltend wollen wir sein, und wie viele Probleme wollen wir benennen? Oder kriegen wir im Idealfall beides hin – es wird richtig lustig UND wir kriegen die Themen behandelt, die gerade alle beschäftigen. Im Zweifelsfall erhält ein an sich düsteres Thema (wie Bedrohung unserer Arbeitswelt durch künstliche Intelligenz oder Polarisierung der Gesellschaft) dadurch Komik, dass dieses Problem von einer Figur einfach gar nicht verstanden oder aktiv ignoriert wird. Das Schöne – und zugleich Herausfordernde ist: Im Gegensatz zu den Themen kann man als Autor die Figuren immer so anpassen, dass das Thema dadurch eine Leichtigkeit und eben Witz bekommt. 

Fragen an Roland Mahr, den Intendanten des Renitenztheaters:

Warum hat sich das Renitenztheater entschieden, eine Eigenproduktion über das Zusammenleben einer Patchwork-Familie auf die Bühne zu bringen?

In einer Zeit verschiedenster Krisen, geprägt von Kriegen bis hin zu zunehmenden rechtsextremen Tendenzen sowohl global als auch lokal, stellt sich für mich die Frage, welche Perspektiven die Menschen im Zusammenleben haben, welche Sorgen sie bewegen, welche Ängste und Träume sie beschäftigen. Die Familie als Mikro-Kosmos ist ein guter Gradmesser für das Aushandeln von Konflikten, die oftmals „im Kleinen“ beginnen.

Welche Überlegungen gingen in die Besetzung des Stücks ein, insbesondere in Bezug auf die verschiedenen Migrationshintergründe der Charaktere?

Stuttgart ist eine internationale Stadt, in der Menschen aus knapp 200 Nationen leben und der Migrationshintergrund fast 50 % ausmacht. Insofern braucht es diesbezüglich keine Überlegungen, sondern ist es selbstverständlich und authentisch, dass es bei unserem Ensemble Migrationshintergründe gibt. Es war mir wichtig, ein Stück zu produzieren, das in heutigen oder zukünftigen Lebenszusammenhängen spielt. Die Charaktere wurden zu den Darsteller*innen entwickelt und in erster Linie ging es mir darum, mit Schirin Brendel, Claudia Dilay Hauf, Mariam Jincharadze und Thilo Seibel interessante Persönlichkeiten zu finden.

Fragen an die Regisseurin Molly Spitta:
Welche Inszenierungsansätze haben Sie bei „Degerloch Dreams“ verfolgt, um die Dynamik und Komplexität des Zusammenlebens einer Patchwork-Familie auf der Bühne einzufangen?

Meine fachlichen Hintergründe liegen im klassischen Schauspiel sowie im körpersprachlichen Ausdruck und Bildchoreografie. Ich finde es interessant, durch den Wechsel dieser Techniken sowohl dynamische, temporeiche Szenen zu kreieren als auch emotionale Brüche zu schaffen, die den Zuschauenden erlauben, den Figuren in die Seele zu schauen. Die emotionale Tiefe wird begleitet und getragen von den wunderbaren Liedern unseres Komponisten Michael Krebs. An die grundsätzliche Ausrichtung des Renitenztheaters nähere ich mich im persönlichen Gespräch mit den Betreiber*innen. Nur wenn ich Interesse am Kennenlernen meines Gegenübers habe, ist Annäherung möglich. Dieses Interesse am Anderen ist für mich die Basis eines positiven Miteinanders in unserer Gesellschaft.

Wie haben Sie sich dem Buch von Thilo Seibel und den Ideen des Renitenztheaters genähert, um eine stimmige Regiearbeit für dieses Stück zu entwickeln?

Man kann gar nicht wirklich von einer Annäherung an das Buch sprechen. Thilo Seibel und ich haben die Inhalte gemeinsam entwickelt. Im ständigen Austausch unserer unterschiedlichen persönlichen Gewichtungen suchten wir die Balance zwischen kabarettistischen, politisch aktuellen Themen und menschlichen Verhaltensweisen im Beziehungsgeflecht der Patchwork-Familie. Das gemeinsame Entwickeln eines so komplexen Stückes erfordert gegenseitige Wertschätzung im Ringen um die Themen sowie Lust verbalen Sparrings.

MEHR INFOS:
https://renitenztheater.de