AISATA BLACKMAN

IM RAMPENLICHT ALS TINA TURNER

Richtig gute Musik, eine tolle Stimme und ein bewegtes Leben voller Höhen und Tiefen – das ist „TINA – Das Tina Turner Musical“. Seit diesem Frühjahr pilgern Woche um Woche mehrere Tausend Gäste nach Stuttgart, um die Show auf der Bühne des Stage Apollo Theaters live verfolgen zu können. Tinas bescheidene Anfänge in Nutbush, ihre bewegte Ehe mit Ike Turner sowie schlussendlich ihre Verwandlung in die „Queen of Rock“ darzustellen, ist zweifelsohne keine leichte Aufgabe. Dennoch wird Hauptdarstellerin Aisata Blackman ihr mehr als gerecht.

Bekannt aus zahlreichen Produktionen rund um den Globus, begeistert die gebürtige Niederländerin mit karibischen Wurzeln durch ihre energiegeladene Bühnenpräsenz sowie ihren reichhaltigen, strukturierten Gesang. Wer Aisata auf der Bühne erlebt, wagt kaum zu glauben, dass sie erst sehr spät Musicaldarstellerin wurde. Bis sie sich traute, die Musik zu ihrem Beruf zu machen, war sie 13 Jahre lang bei einer Fluggesellschaft angestellt. Wir haben die sympathische Wahl-Stuttgarterin getroffen, um mehr über ihren Weg, die Rolle als Tina und ihre Zukunftspläne zu erfahren. 

Liebe Aisata, Wann und wie hast du deine Leidenschaft für das Singen entdeckt?

Meine Leidenschaft für das Singen habe ich tatsächlich eher zufällig entdeckt. Zwar fühlte ich mich schon immer der Musik sehr verbunden, dass ich gut singen kann, war mir aber lange nicht bewusst. Mit 15 Jahren habe ich gemeinsam mit meinen Freundinnen eine Band gegründet – das war der Moment, in dem ich meine Stimme und auch meine Begeisterung für Gruppengesang entdeckt habe.

War dir damals schon klar, dass du auf die große Bühne möchtest, oder ist dieser Wunsch erst später entstanden? 

Als Mitglied einer Band habe ich weniger darüber nachgedacht, ob ich es auf die große Bühne schaffen kann. Es war eher der Gedanke, dass wir es schaffen können. Um ehrlich zu sein, war ich lange überzeugt, dass meine Stimme nur innerhalb der Band funktioniert. Als wir uns nach sieben gemeinsamen Jahren dazu entschieden haben, getrennte Wege zu gehen, war ich zutiefst bestürzt, habe mir aber das erste Mal die Frage gestellt, was ich möchte. Ich wollte herausfinden, ob ich wirklich das Zeug zur Künstlerin habe oder einfach nur gut singen kann. Von da an habe ich unterschiedliche Dinge ausprobiert, beispielsweise habe ich Radio-Jingles eingesungen, auf vielen Bühnen live performt und war Teil der Motown-Tribute-Show „Soul of Motown“. Letztere hat mir den Weg in die Musical-Welt geebnet und mir damit eine vollkommen neue Perspektive eröffnet.  

2012 hast du an „The Voice of Germany“ teilgenommen. Wie kam es dazu?

Nachdem sich meine Band aufgelöst hatte, fing ich auf der Suche nach finanzieller Sicherheit an, am Flughafen zu arbeiten. Nach „Soul of Motown“ bin ich in diesen Job zurückgekehrt, habe aber schnell gemerkt, dass ich mich damit nicht mehr identifizieren kann und permanent darüber nachgedacht, wie ich Musik zu meinem Vollzeitjob machen kann. Dann hat mich eine Freundin ermutigt, bei The Voice of Germany teilzunehmen. Das war ein Risiko, weil ich mir dafür eine Auszeit von meinem festen Arbeitsverhältnis nehmen musste und darüber hinaus nur ein paar Worte Deutsch sprach. Dass die Anmeldefrist in zwei Tagen verstreichen sollte, habe ich aber als Zeichen gesehen. Also habe ich mich tatsächlich beworben und es von den Blind Auditions über die Battles bis in die Liveshows geschafft. Das war eine wundervolle Erfahrung!

Was hat sich durch die Teilnahme an der Show in Hinblick auf deine Karriere, aber auch für dich persönlich verändert?

Für mich persönlich habe ich definitiv eine Antwort auf die Frage gefunden, ob ich das Zeug zur Künstlerin habe oder einfach nur gut singen kann. Durch meine Teilnahme bei The Voice habe ich erkannt, dass ich auf die Bühne gehöre! Außerdem wurden dadurch mehr und mehr Casting-Direktoren auf mich aufmerksam. Es wurde leichter, mich vorzustellen und um Hauptrollen in deutschen Musicals zu bewerben, weil ich gutes Promo-Material hatte. 

An welche Momente deiner bisherigen Karriere erinnerst du dich besonders gern zurück?

Ein Erlebnis, das mir sehr viel Mut gemacht hat, war während meiner Zeit bei „Soul of Motown“. Der Regisseur hatte die Idee, dass ich inmitten einer Performance meine Perücke vom Kopf reißen soll. Anfangs war mir das ziemlich unangenehm, die Reaktionen des Publikums waren aber durchweg positiv: Viele Frauen sind hochgesprungen, haben ihre Fäuste in die Luft gestreckt und mir zugejubelt. Das war unglaublich! 

Emotional war auch das Jahr 2016, in dem ich meine erste Hauptrolle als Deloris van Cartier in Sister Act bekommen habe. Damals dachte ich: „Alles klar, ich habe alles erreicht, was ich mir gewünscht habe.“ – dabei war das erst der Anfang von dem, was noch kommen sollte. 2019 durfte ich dann Whitney Houston in der Rolle von Rachel Morron in Bodyguard verkörpern, und während des Lockdowns kam die Zusage für TINA. Im Grunde genommen erlebe ich mit jedem neuen Musical unvergessliche Momente. Wenn die Vorhänge fallen, das Publikum eine Zugabe fordert und wir mit einer riesengroßen Party enden, bin ich immer wieder überglücklich und dankbar! 

Apropos Tina: Wie fühlt es sich an, diese ikonische Rolle darzustellen? 

Es gibt keine größere, schwerere Rolle als die von Tina Turner. An einem Abend singe ich 24 Lieder, bei Sister Act waren es gerade einmal 9, bei Bodyguard 14. Darüber hinaus gibt es Kampfszenen und anstrengende Performances – sowohl gesanglich als auch körperlich kommt man also durchaus an Grenzen. Nichtsdestotrotz ist es einfach der Hammer und ein Traum als Schauspielerin, diese Rolle spielen zu dürfen!

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Tina Turner hatte eine beeindruckende Bühnenpräsenz und Energie. Wie hast du dich darauf vorbereitet, diese Dynamik und Kraft in deiner Darstellung einzufangen?

Bevor ich die Rolle übernommen habe, habe ich mir die Show mehrere Male angesehen. Darüber hinaus habe ich mit einem Personal Trainer zusammengearbeitet und mich mit Tina Turner als Person des öffentlichen Lebens auseinandergesetzt. Ich habe mir Live-Performances und Interviews angeschaut, um ihre Stimme und ihre Persönlichkeit besser begreifen zu können. Außerdem steckt hinter der Show ein sehr tolles, kreatives Team, das unermüdlich mit uns geprobt hat, um Tinas Lebensgeschichte möglichst authentisch, bewegend und kraftvoll präsentieren zu können. 

Tina Turners Musik hat Generationen beeinflusst. Was denkst du, ist das zeitlose Element ihrer Musik, das Menschen damals wie heute berührt?

Ich würde sagen, dass Tina eine ehrliche Künstlerin ist: Sie singt aus ihrem Herzen, hat sehr gute Songs und ihrer Musik immer eine persönliche Note verliehen. „Proud Mary“ ist das beste Beispiel dafür. Von Proud Mary existieren zahlreiche Coverversionen – die bekannteste Version stammt aber von Ike und Tina Turner. Ihre Uniqueness berührt die Menschen und versiegt nie!

Welche besondere Botschaft oder Inspiration hoffst du, durch deine Darstellung von Tina Turner an das Publikum weiterzugeben?

Viele Menschen kennen nur die sonnige Seite von Tinas Leben – mit der Darstellung ihrer gesamten Geschichte möchten wir dem Publikum zeigen, was Tina Turner alles überstanden und erlebt hat. Daraus lässt sich ableiten, dass man jede Herausforderung bestehen kann. So wie Tina den Buddhismus entdeckt hat, der ihr durch schwere Krisen half, gibt es für jeden Menschen etwas, das ihm oder ihr Kraft schenken kann. Außerdem zeigt Tinas Geschichte, dass es nie zu spät ist! Sie hat erst mit Mitte 40 den Durchbruch geschafft, woran auch ich mich immer wieder zurückerinnere, wenn ich an mir zweifle. Sky is the limit!  

Als Musicaldarstellerin schaffst du es, das Publikum dem Alltag entfliehen zu lassen. Hast auch du einen solchen Zufluchtsort? Wo und wie kannst du am besten abschalten?

Ich muss zugeben, dass ich Stuttgart liebe und gerne hier bin! Um abzuschalten und mich zu entspannen, bin ich deswegen gerne in der Stadt unterwegs, gehe etwas essen – zum Beispiel im Heaven’s Kitchen in der Theodor-Heuss-Straße – oder gönne mir eine Massage. 

Lass uns noch einen Blick in die Zukunft werfen: Was würdest du gerne noch erreichen? Oder mit wem zusammenarbeiten?

Wenn ich mir erlaube, frei zu träumen, würde ich gerne meine eigene Musik produzieren und Konzerte als „Aisata Blackman“ spielen. Außerdem interessiert mich die Schauspielerei vor der Kamera. Ich könnte mir gut vorstellen, eines Tages in einem Film oder an einer Serie mitzuwirken.

MEHR INFOS: 
https://aisatablackman.com