Das heutige Stöckach-Areal der EnBW im Stuttgarter Osten galt über 120 Jahre lang als einer der größten und wichtigsten Energiestandorte Stuttgarts. Der Ort und seine unmittelbare Umgebung haben aber noch viel mehr zu erzählen. Wusstet ihr etwa, dass sich auf dem Gelände bis heute drei Bunkeranlagen befinden? Wir waren beim Insta-Walk im Oktober dabei und durften das ehemalige Betriebsgelände der EnBW einen Vormittag lang von einer ganz neuen Seite kennenlernen. Kommt mit auf eine spannende (Zeit-)Reise mit exklusiven Einblicken hinter und vor allem „unter die Kulissen“!
Treffpunkt für den Insta-Walk war im sogenannten IdeenRaum – direkt auf dem vier Hektar großen Areal. Ein Hektar entspricht einer Fläche von 10.000 m², womit das ehemalige Betriebsgelände knapp sechs Fußballfelder misst. Gemeinsam mit anderen Stuttgarter Fotograf*innen und Influencer*innen ging es nach kurzer Stärkung mit Kaffee, Bagels und Brezeln raus aufs Gelände.
Erste Station war die öffentlich-zugängliche Outdoor-Ausstellung im Hof des Betriebsgeländes gleich gegenüber der U-Bahn-Haltestelle „Karl-Olga-Krankenhaus“.
Hier erfahrt ihr Wissenswertes zur vielfältigen Nutzung des Werksgeländes im Laufe der Jahre und interessante Geschichten rund um das Areal. Fußball-Fans aufgepasst: der FV Stuttgart, ein Vorläuferverein des heutigen VfB Stuttgart, nutzte die Fläche in der Nähe des dort liegenden Heilandsplatzes für die beiden damals gängigen Fußballvarianten: das heutige Rugby und den „Associations“-Fußball. Neben historischen Fotos und spannenden Informationen könnt ihr hier aber auch schon einen Blick in die Zukunft des Stöckach-Areals werfen. Immerhin sollen im zukunftsweisenden und nachhaltigen Stadtquartier „Der neue Stöckach“, was auf dem Areal zwischen Hackstraße, Stöckachstraße, Schwarenbergstraße, Metzstraße und Heinrich-Baumann-Straße entsteht, bis Ende 2027 die ersten Bewohner*innen einziehen.
P.S.SSSST! Mehr zur Outdoor-Ausstellung „Ein gutes Stück Stuttgart im Wandel der Zeit“ erfahrt ihr in unserem Blogbeitrag „Neues vom Stöckach-Areal“.
Das Projekt der nachhaltigen Umnutzung des Areals wird von der EnBW umgesetzt. Als mehrheitlich öffentlich getragenes Unternehmen mit langjähriger Stuttgarter Geschichte schafft die EnBW Raum für die Stadtentwicklung und leistet damit einen Beitrag für innovatives und bezahlbares Wohnen. Wie wir beim Insta-Walk erfahren, steht das Vorhaben zudem für die Weiterentwicklung der EnBW vom reinen Energieversorger zum ganzheitlichen Infrastrukturpartner.
„Und das Ganze geschieht unter Einbeziehung der Stuttgarter Bürgerschaft“,
erklärt uns Jana Christof, EnBW-Ansprechpartnerin für Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit. Bei der Entwicklung des Quartiers legt die EnBW von Beginn an großen Wert auf die Ideen und Vorschläge der Bürger*innen – schließlich sind sie es, die im Quartier „Der neue Stöckach“ wohnen und dieses mit Leben füllen sollen. Bis zu 800 Wohnungen und mindestens 60.000 m² Wohnfläche sollen am neuen Stöckach entstehen, davon bis zu 40 % als geförderter Wohnraum Angebote für soziales Miteinander, Freizeit, Nahversorgung, Gesundheit, Energieversorgung und Mobilität – gepaart mit den besten technologischen Lösungen, sollen verwirklicht werden. Mitte 2022 sollen die Abbrucharbeiten starten, wir sind gespannt!
Besonders spannend waren auch die verschiedenen unterirdischen Bunker, die wir betreten durften. Einer dieser Luftschutzbunker beschützte die Insassen im und nach dem zweiten Weltkrieg vor direkter Gefährdung. Wir erfahren, dass dieser mit einer Fläche von 622 m² Platz für 480 Schutzsuchende hatte!
Und weiter ging die Zeitreise! Nach der Aufrüstung der UdSSR mit Mittelstreckenraketen ab Mitte der 1970er-Jahre wurden in Stuttgart rund ein Dutzend Mehrzweckanlagen (MZA) gebaut, die einerseits einen zivilen Nutzen hatten, andererseits aber auch als Schutzbauten dienen konnten. Die zweigeschossige Tiefgarage wurde im Jahr 1984 zu Schutzräumen umgebaut. Im Kriegs- oder Katastrophenfall hätten hier ca. 1.188 Menschen mindestens 14 Tage lang überleben können.
Anschließend an das Untergeschoss der MZA, von dieser jedoch baulich vollständig getrennt und damit als eigenständiger Bunker zu werten, liegt die 1984 eingerichtete verbunkerte Leitzentrale. Als wir diese betreten, ist es wie eine Reise in eine längst vergangene Zeit. Wir entdecken Kabeltelefone, alte Computer, Drucker und Schaltsysteme. In diesem Bunker befand sich auch eine verbunkerte Leitzentrale der Technischen Werke der Stadt Stuttgart (TWS), welche im Notfall hätte aktiviert werden können und in der elf Menschen die Stromversorgung in der Stadt im Katastrophenfall aufrechterhalten hätten können.
Nach einem Blick in die ehemalige Kantine und den Waschraum endete der Insta-Walk im früheren Ausbildungszentrum, das 1990 hinzukam und den letzten Neubau auf dem Areal markiert. In Werkstätten und Schulungsräumen wurden hier in der Vergangenheit etwa 150 Nachwuchskräfte ausgebildet. Im September 2019 wurde das neue Ausbildungszentrum der EnBW in Esslingen in Betrieb genommen, das mit 250 Ausbildungsplätzen seither die größte Aus- und Weiterbildungsstätte des Energieversorgers darstellt.
Alles in allem war es ein spannender Vormittag im Stuttgarter Osten mit besonderen Einblicken in ein Stück Stuttgarter Geschichte. Auch ihr wollt euch über die vielfältige Historie des Stöckach-Areals informieren und gleichzeitig einen Blick in die Zukunft des neuen Stadtquartiers werden? Dann schaut bei der genannten Outdoor-Ausstellung auf dem Hof in der Hackstraße 31, 70190 Stuttgart vorbei. Die Ausstellung ist nicht nur kostenlos, frei zugänglich und rund um die Uhr geöffnet, sondern wurde auch bis Ende des Jahres verlängert.
Wir sind gespannt, wie es in den nächsten Jahren weitergeht am neuen Stöckach!